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Quarantäne

Quarantäne

Titel: Quarantäne
Autoren: Greg Egan
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Daten on line verfügbar sind. Ist der alte Kram archiviert und kostet der Zugriff ein Vermögen, dann vergessen Sie’s.<
    Sie nickt. >Zweitausend Dollar.<
    Ich versuche nicht, zu handeln. Ich kenne meine Bella. >Gut.<
    >Rufen Sie in vier Stunden wieder an. Benutzen Sie das Kennwort »Paradigma«.<
    Als mein Zimmer wieder die vertrauten Farben angenommen hat, fällt mir ein, daß zweitausend Dollar für Martha Andrews womöglich eine Menge Geld sind – von den fünfzehntausend ganz zu schweigen, die ich schon als Vorschuß bekommen habe. Natürlich, wenn ihre Anwälte zuversichtlich waren, was eine hohe Schadenersatzsumme plus fetter Spesen betraf, dann bedeuteten fünfzehntausend Dollar gar nichts. Daß sie anonym bleiben wollte, war übrigens nicht weniger ehrenrührig als meine Praktik, beim Telefonieren mit Bella einen anderen Namen zu benutzen. Wer sich nicht leisten kann, jedweder illegalen Methode aus dem Weg zu gehen, der sollte immer ein paar Sicherungen eingebaut haben, wenn er nicht eine Anklage wegen Beihilfe riskieren will.
    Soll ich mit Martha sprechen? Ich sehe keinen Grund, warum ihre Anwälte etwas dagegen haben sollten. Und wenn sie mich eigenhändig engagiert hat (was nicht völlig ausgeschlossen ist, denn warum sollte sie nicht über Geldquellen verfügen, die mir verborgen geblieben waren?), dann war ihr die Anonymität doch wohl wichtiger gewesen als die unmißverständliche Aufforderung, ihr vom Leib zu bleiben.
    Mir bleibt nichts anderes übrig, als zu tun, als hätte ich zu keiner Zeit über die Identität meines Auftraggebers nachgedacht – auch wenn es in Wahrheit so ist, daß bis zur Stunde dieser Punkt das Faszinierendste an der ganzen Sache ist.
     
    Martha sieht ihrer Schwester sehr ähnlich, vielleicht mit etwas mehr Fleisch auf den Knochen – ganz bestimmt aber mit sehr viel mehr Problemen. Am Telefon hat sie mich gefragt, für wen ich arbeite. >Für das Institut?< Als ich sagte, daß ich den Namen des Auftraggebers nicht nennen dürfe, schien sie das als Bestätigung zu nehmen. (Tatsächlich ist das ziemlich absurd; IS gehört mehr als die Hälfte der Pinkerton-Agentur, so daß sie niemals einen kleinen, selbständigen Detektiv engagieren würden.) Jetzt, als ich ihr gegenübersitze, bin ich fast sicher, daß ihre Frage nicht geheuchelt war.
    »Also wirklich, ich bin der letzte Mensch, der Ihnen helfen könnte, Laura zu finden. Das Institut war für sie verantwortlich, nicht ich. Ich verstehe nicht, wie so etwas passieren konnte!«
    »Sicher, aber lassen wir die Schuldfrage doch für einen Augenblick beiseite. Haben Sie eine Idee, warum jemand Laura entführen könnte?«
    Sie schüttelt den Kopf. »Wem sollte das etwas nützen?« Die Küche, in der wir sitzen, ist winzig und makellos sauber. Im Zimmer nebenan spielen ihre beiden Jungen, was in diesem Sommer alle spielen, >Tibetische Zen-Dämonen auf LSD-Trip gegen haitianische Voodoo-Götter unter Kokain< – und sie spielen es nicht nur im Kopf wie die reichen Kinder: Ein markerschütternder Schrei von drüben, daß die Mutter zusammenzuckt, dann ein lauter Knall, Freudenschreie. »Wie ich schon sagte, ich kann Ihnen nicht mehr darüber sagen als irgend jemand sonst. Vielleicht wurde sie gar nicht entführt, vielleicht ist sie auf irgendeine Weise zu Schaden gekommen. Daß man sie mißhandelte, meine ich, oder vielleicht hat man ein neues Medikament an ihr getestet, mit fatalen Folgen? Das sind nur Vermutungen, aber Sie sollten eine solche Möglichkeit nicht ganz ausschließen. Vorausgesetzt, Sie sind tatsächlich an der Wahrheit interessiert.«
    »Sie standen Laura sehr nahe?«
    Sie runzelt die Stirn. »Nahe? Hat man es Ihnen nicht gesagt, was mit ihr los ist?«
    »Aber Sie fühlen sich ihr verpflichtet? Haben Sie sie manchmal besucht?«
    »Nein, nie. Es hatte keinen Sinn, sie zu besuchen. Sie hätte nicht begriffen, was es bedeutete. Vielleicht hätte sie nicht einmal bemerkt, daß jemand da war.«
    »Dachten Ihre Eltern auch so?«
    Sie zuckt mit den Schultern. »Meine Mutter hat regelmäßig nach ihr gesehen, einmal im Monat. Sie hat sich nichts vorgemacht, sie wußte, daß es für Laura keinen Unterschied machte, aber es gehörte sich eben. Ich will sagen, sie hätte ein schlechtes Gewissen gehabt, wenn sie es nicht getan hätte. Und als es dann die Module gab, die das beheben können, da war es schon zur festen Gewohnheit geworden. Aber ich für meinen Teil hatte damit nie Probleme; Laura ist für mich eigentlich kein
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