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Quade 03 - Suesse Annie, Wildes Herz

Quade 03 - Suesse Annie, Wildes Herz

Titel: Quade 03 - Suesse Annie, Wildes Herz
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Rafael schon tot war, und ihr Vater
vielleicht auch. Doch selbst wenn es nicht der Fall war, was konnte sie schon
tun, um sie zu retten?
    Obwohl Annie nicht die geringste
Ahnung hatte, wie sie nun vorgehen sollte, ließ ihr Herz nicht zu, daß sie das
Land verließ, ohne einen Versuch zu machen, Rafael zu retten. Er war ihr Mann,
der Vater ihres Kindes, und Patrick Trevarren der ihre. Sie durfte keinen
dieser beiden Männer im Stich lassen.
    Vorsichtig, um nicht gesehen zu
werden, schlich Annie auf den bewohnten Teil der Burg zu. Doch hier war alles
unheimlich still, verlassen fast.
    Als sie einen der von Unkraut und
Gestrüpp überwucherten Gärten durchquerte, runzelte Annie die Stirn, weil sie
sich plötzlich an die Tunnel erinnerte, die Lucian ihr einmal gezeigt hatte. Sie würde einen
dieser geheimen Gänge finden, nahm sie sich vor, hineinkriechen und Rafael in
den Gewölben finden.
    Als sie stehenblieb, um sich
umzuschauen, entdeckte sie ein flaches, steinernes Gebäude hinter einer dichten
Brombeerhecke. Dornen rissen den Stoff ihrer Hosen auf, als sie auf das
Häuschen zueilte.
    Die Tür war schwer, und als Annie
daran zog, ächzten laut die Scharniere. Mit klopfendem Herzen und angehaltenem
Atem drang sie geduckt in das Innere des Hauses ein nur um augenblicklich von
zwei stahlharten Armen umfaßt zu werden. Eine Hand preßte sich auf ihren Mund,
und obwohl sie sich heftig wehrte, wurde ihr bald klar, daß es kein Entkommen
gab.
    Ihr unsichtbarer Angreifer schloß
die Tür und verriegelte sie, bevor er Annie heftig von sich stieß. Bevor sie
noch das Gleichgewicht wiedergefunden hatte, flackerte Licht in dem winzigen,
schmutzigen Raum auf, und sie erkannte das grimmige Gesicht von Edmund Barrett
im Schein einer Petroleumlampe.
    »Sie!« rief er erstaunt, aber auch
eine Spur verärgert. »Das ist doch nicht zu fassen!«
    Annie war fast übel vor
Erleichterung, und sie sah keinen Grund, ihre Rückkehr zu rechtfertigen. »Wo
ist Rafael?«
    »In einem der Verliese«, antwortete
Barrett. »Sie wollen ihn morgen früh aufhängen.«
    Annies Magen rebellierte, und ihre
Knie drohten unter ihr nachzugeben. An die Wand gelehnt, kämpfte sie um Haltung.
»Haben Sie meinen Vater gesehen?«
    »Nein«, sagte Barrett, »aber die
Burg ist groß. Er könnte überall sein.«
    »Woher wissen Sie, daß die Rebellen
Rafael morgen ... töten wollen?«
    »Sie haben einen Galgen auf dem Hof
errichtet«, erwiderte er mit abgewandtem Blick. Eine Ewigkeit schien zu
vergehen, bevor er fortfuhr: »Lucian haben sie bereits hingerichtet.«
    Annie schluckte angesichts des
Entsetzens, das in ihr aufstieg. »Mein Gott. Warum?« flüsterte sie. »Er war
doch einer der ihren, oder etwa nicht?«
    »Niemand hat etwas für Verräter
übrig«, antwortete Mr. Barrett, und obwohl er sich keine Gefühle anmerken ließ,
wußte Annie, daß er Lucians tragischen Tod bedauerte.
    Und da erst, in ihrem verzweifelten
Bedürfnis, irgendwo anders hinzuschauen als in Barretts Gesicht, sah Annie das
gähnende Loch in dem morschen Schuppenboden.
    »Ein Tunnel«, sagte sie ruhig und
empfand sogar einen gewissen Stolz darüber, daß sie richtig geraten hatte.
»Reicht er bis in die unterirdischen Gewölbe?«
    Barrett stieß einen schweren Seufzer
aus und fuhr sich mit einer schmutzigen Hand durchs Haar. »Ich weiß es nicht«,
gestand er. »Ich habe versucht, hineinzukriechen, aber der Gang ist viel zu
eng.«
    »Für Sie«, meinte Annie und trat an
den Rand des Lochs, bereit, sich ohne das geringste Zögern hinunterzulassen,
trotz Ratten, Spinnen und anderem Getier, das dort hausen mochte.
    Ra faels Freund hielt sie jedoch
zurück. »Nein, Annie. Rafael würde es mir nie verzeihen, wenn Ihnen etwas
zustieße.«
    Annie riß sich von ihm los, und in
ihrer drängenden Verzweiflung konnte sie nur noch beschwörend flüstern: »Rafael
wird nicht lange genug leben, um Ihnen zu verzeihen, wenn wir nicht bald
etwas unternehmen!«
    Barrett schluckte sichtlich und
stieß einen leisen Fluch aus. »Seien Sie vorsichtig«, sagte er schließlich.
    Voller Eifer ließ Annie sich in das
Loch hinab und sank auf Knie und Hände. Sie konnte nichts sehen, es war
stockfinster in dem Gang, aber es roch nach Moder, Schmutz und Nagetieren.
    »Ich meine es ernst, Annie«, klang
Barretts Stimme hinter ihr. »Gehen sie kein unnötiges Risiko ein!«
    Annie bewegte sich bereits in
Richtung Burg, so schnell sie es wagte, und würdigte Barrett keiner Antwort.
Während sie dahinkroch
und
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