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Quade 02 - Goldene Sonne die dich verbrennt

Quade 02 - Goldene Sonne die dich verbrennt

Titel: Quade 02 - Goldene Sonne die dich verbrennt
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ihren Träumen. Sanft strich er
mit den Fingerspitzen über ihre Wange. »Bald«, sagte er rauh. »Ich verspreche
es, Charlotte. Niemand wird Ihnen etwas zuleide tun.«
    Sie hätte ihm so gern geglaubt — so
verzweifelt gern —, aber sie war nicht dumm und wußte daher, daß die Regeln in
ihrem Leben seit ihrer Entführung eine bedeutende Veränderung erfahren hatten.
    »Ihre Familie ... Würden Ihre Eltern
Sie zurücknehmen?« fragte Patrick nachdenklich.
    »Warum sollten sie das nicht tun?«
erwiderte Charlotte empört.
    Patrick musterte sie forschend.
»Selbst angesichts der Tatsachen, daß Sie selbst keine Schuld an der Entführung
trugen — abgesehen von der idiotischen Idee, ohne männlichen Schutz im Souk herumzulaufen
— ist Ihr Ruf jetzt nicht mehr das, was er einmal war, Charlotte. Es gibt
Leute, die Sie nicht mehr in ihren Salons empfangen und Sie auch nicht mehr auf
der Straße grüßen würden.«
    Patricks Feststellung war nicht nur
unfair, sondern nur allzu wahr, und Charlottes Zorn entsprang zum Teil ihrer
Verzweiflung. »Die Leute, die mir wichtig sind — mein Vater, meine
Stiefmutter, meine Geschwister, meine Tante und mein Onkel, meine Cousins und
meine Freunde — würden mich nicht nur zurücknehmen, sondern freudig
willkommen heißen!« entgegnete sie aufgebracht.
    Patrick zog sie in die Arme.
»Natürlich werden sie das. Ganz bestimmt. Aber lassen Sie mich Ihnen
jetzt etwas zu essen holen.«
    Patrick war kaum hinausgegangen, da
schob Charlotte hastig einen Stuhl unter die Türklinke und benutzte den Nachttopf.
    Sie hatte ihn gerade wieder an
seinen ursprünglichen Platz zurückgestellt, als Patrick zurückkehrte und ihr
ein Tablett mit Porridge, Brot, Butter, Marmelade und Kaffee brachte.
    »Ich würde mich gern einmal auf Deck
umsehen«, sagte Charlotte, als sie ihren ärgsten Hunger gestillt hatte.
    Patrick blätterte in einem Logbuch.
»Ein andermal«, erwiderte er gleichgültig. »Wir werden im Palast erwartet,
Göttin. Mein Freund, der Sultan, haßt Enttäuschungen.«
    Enttäuschungen? Also wollte Patrick
sie anscheinend doch verkaufen ... oder verschenken. Charlottes Appetit war ihr
vergangen, aber sein Blick auf ihre schlechtsitzende Kleidung brachte sie auf
eine verzweifelte Idee. »Ich kann doch nicht in diesem Aufzug zu einem Besuch
zu einem Sultan gehen!«
    Patrick klappte das Buch zu. »Kein
Problem«, erwiderte er geistesabwesend. »Es gibt genug Frauen im Palast. Sie
können Ihnen etwas Passendes geben.«
    Damit wandte er sich zur Tür.
    »Warten Sie!« rief Charlotte.
    »Ja?«
    »Ich will nicht in irgendeinen Harem
verschleppt werden!«
    Jetzt schien Patrick zu begreifen,
ein Lächeln erhellte sein Gesicht. »Dachten Sie, ich würde Sie an Khalif
verkaufen? Das war bloß ein Scherz, Göttin. Es handelt sich nur um einen Besuch
beim Sultan, und es wäre schade, wenn Sie die exotischen Speisen, die Musik
und den Tanz verpassen würden.«
    Etwas in Charlottes Abenteurerseele
regte sich, doch ihr Mißtrauen war noch nicht ganz erloschen. Immerhin war ihre
Lage sehr prekär. »Woher soll ich wissen, daß Sie die Wahrheit sagen?«
    Patrick zuckte die Schultern.
»Vertrauen Sie mir einfach«, sagte er und ging hinaus. Charlotte hörte, wie
sich ein Schlüssel im Schloß herumdrehte.
    Eine Stunde später erschien ein
Seemann, um sie abzuholen und an Deck der Enchantress zu begleiten.
Charlotte hatte so oft von dem Schiff geträumt und es so oft gezeichnet, daß
sie sich auf dem Klipper schon fast zu Hause fühlte.
    Patrick wartete an der Reling neben
einer Strickleiter. »Soll ich Sie tragen?« erkundigte er sich mit einer
Zuvorkommenheit, die nur als Spott gewertet werden konnte.
    Charlotte hatte als Kind mit ihrer
Schwester Millie unzählige Bäume bestiegen und würdigte ihn daher keiner
Antwort. Nach einem hochnäsigen Blick auf ihn schwang sie ein Bein über die
Reling und stellte ihren nackten Fuß auf die erste Sprosse der Strickleiter.
    Aber der Abstieg war schwieriger,
als sie erwartet hatte, hauptsächlich wegen der dunklen Schatten, die sich unter
der Wasseroberfläche tummelten. Charlotte bemühte sich, nicht zu den Haien
herabzuschauen. Als starke Arme sie umfingen und ins Beiboot hoben, atmete sie
erleichtert auf.
    Zwei Männer in Burnussen und
Turbanen warteten am Strand. Bei ihrem Anblick drängte sich Charlotte näher an
Patrick und hoffte, daß er sein Wort halten und sie wieder mitnehmen würde,
wenn er den Palast verließ.
    Doch dann forderte er sie zu
ihrem
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