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Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Titel: Puppenspiel - Inspektor Rebus 12
Autoren: Ian Rankin
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Rebus, dessen Knie vernehmlich knackten, als er jetzt neben dem Auto in die Hocke ging.
    »Nur los«, sagte Connolly.
    »Was macht ihr eigentlich, wenn einer von euch mal pinkeln muss?«
    Connolly lächelte. »Wenn Ferne schläft, nehme ich natürlich seine Thermoskanne.«
    Ferne konnte die Suppe, die er gerade im Mund hatte, kaum bei sich behalten. Als Rebus sich wieder aufrichtete, hörte er das Blut in seinen Ohren rauschen. Sturmwarnung. Sah ganz so aus, als ob sich in ihm ein mächtiger Kater zusammenbraute.
    »Wollen Sie da reingehen?«, fragte Connolly. Rebus blickte zu dem Haus hinüber.
    »Weiß nicht recht.«
    »Wir müssten das notieren.«
    Rebus nickte. »Ja, sicher.«
    »Kommen Sie gerade von Watsons Abschiedsparty?«
    Rebus sah Connolly an. »Was soll das heißen?«
    »Na ja, Sie haben doch sicher was getrunken. Vielleicht nicht unbedingt der beste Zeitpunkt für einen Besuch... Sir.«
    »Vermutlich haben Sie Recht... Paddy«, sagte Rebus und marschierte Richtung Haustür. »Wissen Sie noch, wonach Sie mich gefragt haben?«
    Rebus hielt eine Tasse mit schwarzem Kaffee in der Hand, den Costello ihm angeboten hatte. Er drückte zwei Paracetamol aus der Verpackung und spülte sie hinunter. Obwohl es schon spät - ja bereits nach Mitternacht - war, hatte er Costello noch wach angetroffen. Der junge Mann trug ein schwarzes T-Shirt und eine schwarze Jeans und war barfuß. Offenbar hatte er sich in einem Spirituosenladen etwas zu trinken besorgt. Jedenfalls lag die Plastiktüte auf dem Boden, daneben eine aufgeschraubte und fast noch volle Flasche Bell's. Also kein Trinker, dachte Rebus. Typisch Nichttrinker: diese Art der Krisenbewältigung. Solche Leute tranken zwar Whisky, doch sie mussten erst mal eine Flasche besorgen, und dann leerten sie sie noch nicht einmal zur Hälfte. Ein paar Gläschen reichten schon.
    Das Wohnzimmer war klein. Man erreichte die Wohnung durch ein Treppenhaus, dessen Steinstufen bereits tief ausgetreten waren. Winzige Fenster. Das Gebäude stammte aus einer Zeit, als das Heizen einer Wohnung noch sehr kostspielig gewesen war. Je kleiner die Fenster, umso weniger Hitze konnte entweichen.
    Vom Wohnzimmer aus führte ein breiter Durchgang in die Küche. Die an Schlachterhaken aufgehängten Töpfe und Pfannen legten den Schluss nahe, dass Costello gerne kochte. Im Wohnzimmer überall Bücher und CDs, von denen Rebus einige kannte: John Martyn, Nick Drake, Joni Mitchell - entspannte, aber etwas kopflastige Musik. Die Bücher benötigte Costello offenbar für sein Literaturstudium.
    Costello hockte auf einem roten Futon, während Rebus auf einem der beiden schlichten Holzstühle Platz genommen hatte. Solche Stühle hatte er schon gelegentlich vor Läden in der Causewayside gesehen, die selbst Schulmöbel aus den Sechzigerjahren und grüne Metallaktenschränke aus den Fünfzigern als Antiquitäten anboten.
    Costello strich sich schweigend mit der Hand über den Kopf.
    »Sie wollten von mir wissen, ob ich glaube, dass Sie es getan haben«, sagte Rebus und beantwortete damit seine eigene Frage.
    »Dass ich was getan habe?«
    »Dass Sie Flip umgebracht haben. Ja, genauso haben Sie sich ausgedrückt: Sie glauben, dass ich sie umgebracht habe, oder?«
    Costello nickte. »Ist doch ein nahe liegender Verdacht. Schließlich haben wir uns vorher gestritten. Ja, seh ich sogar ein, dass ich aus Ihrer Sicht zum Kreis der Verdächtigen zähle.«
    »David, im Augenblick sind Sie sogar der einzige Verdächtige.«
    »Dann glauben Sie also wirklich, dass ihr was zugestoßen ist?«
    »Was meinen Sie?«
    Costello schüttelte den Kopf. »Darüber grüble ich schon die ganze Zeit nach.«
    Sie saßen einige Sekunden schweigend da.
    »Was haben Sie eigentlich um diese Uhrzeit hier zu suchen?«, fragte Costello plötzlich.
    »Hab ich doch schon gesagt, ich bin auf dem Heimweg. Mögen Sie die Altstadt?«
    »Ja.«
    »Ist schon was anderes als die Neustadt. Und haben Sie nie daran gedacht, in Flips Nähe zu ziehen?«
    »Was soll das heißen?«
    Rebus zuckte mit den Achseln. »Womöglich kann man aus dem von Ihnen bevorzugten Teil der Stadt Rückschlüsse auf Ihren Charakter ziehen. Und das Gleiche gilt natürlich auch für Flip.«
    Costello lachte trocken. »Ihr Schotten macht es euch manchmal verdammt leicht.«
    »Wieso?«
    »Altstadt gegen Neustadt, katholisch/protestantisch, Ostküste/West. Aber meistens sind die Dinge ein kleines bisschen komplizierter.«
    »Gegensätze ziehen sich an, das ist alles, worauf ich
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