Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Titel: Puppenspiel - Inspektor Rebus 12
Autoren: Ian Rankin
Vom Netzwerk:
mit David Costellos Kleidern, der sich noch vor ein paar Stunden auf dem Stuhl im Schlafzimmer befunden hatte, war nicht mehr da. Rebus vermutete, dass Costello selbst die Sachen mitgenommen hatte. Offenbar hatte ihm jemand dazu die Erlaubnis gegeben, denn ohne Zustimmung der Polizei durfte nichts aus der Wohnung entfernt werden. Vermutlich hatten die Kriminaltechniker die Kleider vorher inspiziert und sogar Materialproben genommen. Es wurde bereits etwas von Sparmaßnahmen gemunkelt, weil die Kosten in einem Fall wie dem vorliegenden leicht explodieren konnten.
    In der Küche füllte Rebus ein großes Glas mit Wasser und ging dann ins Wohnzimmer und setzte sich etwa an dieselbe Stelle, wo zuvor David Costello gesessen hatte. An seinem Kinn liefen ein paar Wassertropfen herunter. Die Bilder an den Wänden - gerahmte abstrakte Gemälde - fingen an zu tanzen, sobald er die Augen bewegte. Er beugte sich vor, um das leere Glas auf den Boden zu stellen, und landete dabei auf allen vieren. Irgendwer musste ihm etwas in die Drinks getan haben - einzig mögliche Erklärung. Er drehte sich um und saß einen Moment mit geschlossenen Augen da. Häufig war die Fahndung nach einer als vermisst gemeldeten Person völliger Unsinn. Denn entweder tauchten die Leute von allein wieder auf, oder aber sie wollten gar nicht gefunden werden. Es waren so viele... Fotos und Personenbeschreibungen gingen kontinuierlich über seinen Schreibtisch, die Gesichter auf den Bildern waren nur unscharf zu erkennen, so als ob die verschwundenen Personen sich bereits in Gespenster verwandelt hätten. Er öffnete die Augen und blickte zur Decke mit dem reich verzierten Gesims hinauf. Große Wohnungen gab es hier in der Neustadt, doch Rebus zog sein eigenes Viertel vor: mehr Läden und nicht so schick...
    Der Ardbeg... irgendwer musste ihm etwas hineingetan haben. Gut möglich, dass er das Zeug in Zukunft nicht mehr anrühren würde. Dieser Whisky würde von nun an ein eigenes Gespenst heraufbeschwören. Er überlegte, was aus dem Jungen geworden sein mochte: War es ein Unfall oder Absicht gewesen? Der Junge könnte inzwischen eigene Kinder haben - oder sogar schon Enkel. Ob er wohl noch von der Schwester träumte, die er damals umgebracht hatte? Ob er sich noch an den nervösen jungen Uniformierten erinnerte, mit dem er auf dem Revier zuerst gesprochen hatte? Rebus strich mit den Händen über den Boden, nacktes abgeschliffenes und lackiertes Holz. Wenigstens hatte die Spurensicherung die Dielen nicht herausgebrochen - noch nicht. Er befingerte den Ritz zwischen zwei Brettern, schob die Fingernägel hinein, fand jedoch keinen Halt. Irgendwie stieß er dabei das Glas um, das mit lautem Getöse über den Boden rollte. Rebus verfolgte es mit den Augen, bis es nahe der Tür liegen blieb, wo plötzlich zwei Füße erschienen.
    »Was, zum Teufel, ist hier los?«
    Rebus rappelte sich auf. Der Mann, der vor ihm stand, war etwa Mitte vierzig und hatte die Hände in den Taschen eines dreiviertellangen schwarzen Wollmantels vergraben. Er richtete sich auf, sodass er fast die gesamte Tür ausfüllte.
    »Wer sind Sie?«, fragte Rebus.
    Der Mann zog eine Hand aus der Tasche und brachte ein Handy zum Vorschein. »Ich ruf die Polizei«, sagte er.
    »Ich bin von der Polizei.« Rebus gab dem Fremden seine Kennmarke. »Inspektor Rebus.«
    Der Mann inspizierte die Marke und gab sie dann zurück. »John Balfour«, sagte er, und seine Stimme verlor ein wenig von ihrer Schärfe. Rebus nickte. So viel hatte er schon kapiert.
    »Tut mir Leid, wenn ich...« Rebus sprach den Satz nicht zu Ende. Als er die Kennmarke wieder in die Tasche schob, knickte er kurz im linken Knie ein.
    »Sie haben getrunken«, sagte Balfour.
    »Ja, tut mir Leid. Abschiedsparty. Aber ich bin nicht im Dienst, falls Sie das meinen.«
    »Dann darf ich vielleicht fragen, was Sie in der Wohnung meiner Tochter zu suchen haben?«
    »Sie dürfen«, räumte Rebus ein. Er blickte um sich. »Ich wollte nur... also, ich glaube, ich...« Doch ihm fielen einfach nicht die richtigen Worte ein.
    »Würden Sie bitte gehen?«
    Rebus nickte dem Mann zu. »Klar.« Balfour trat leicht angewidert beiseite, um jede Berührung mit dem betrunkenen Polizisten zu vermeiden. Draußen im Gang blieb Rebus stehen, drehte sich halb um, um sich nochmals zu entschuldigen, doch Philippa Balfours Vater war bereits drüben im Salon ans Fenster getreten und starrte in die Nacht hinaus, während er sich rechts und links an den Fensterläden
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher