Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Titel: Puppenspiel - Inspektor Rebus 12
Autoren: Ian Rankin
Vom Netzwerk:
eines Polizeireviers trat...
    Siobhan Clarke bahnte sich ihren Weg durch die übrigen Gäste.
    »Meinen Glückwunsch«, sagte sie.
    Die beiden Frauen schüttelten einander die Hand.
    »Danke, Siobhan«, sagte Gill. »Vielleicht werden Sie ja eines Tages meine Nachfolgerin.«
    »Wieso eigentlich nicht?«, stimmte Siobhan ihr zu. »Mit dem Gummiknüppel durch die geschlossenen Reihen der männlichen Konkurrenz.« Sie stieß mit der Faust in die Luft.
    »Was zu trinken, Siobhan?«, fragte Rebus.
    Die beiden Frauen sahen sich an. »Drinks bestellen, das können sie immerhin«, sagte Siobhan augenzwinkernd. Während die beiden Frauen sich köstlich amüsierten, trat Rebus den Rückzug an. Um neun Uhr begann die Karaokevorstellung. Rebus ging auf die Toilette und spürte, wie der Schweiß auf seinem Rücken kalt wurde. Die Krawatte hatte er bereits abgenommen und in der Tasche verstaut. Seine Jacke hing unweit der Bar über einer Stuhllehne. Auf der Feier herrschte ein ständiges Kommen und Gehen: Etliche Beamte waren bereits verschwunden, entweder, weil sie für die Nachtschicht eingeteilt waren oder weil sie auf ihren Handys irgendwelche Nachrichten vorgefunden hatten. Andere Kollegen, die nach Hause gefahren waren und sich umgezogen hatten, kamen dafür erst jetzt. Eine junge Beamtin aus der St. Leonard's Street erschien sogar im Minirock - das erste Mal, dass Rebus ihre Beine zu sehen bekam. Ein paar schlichte Gemüter, die der Farmer offenbar aus seiner Zeit im West Lothian kannte, hatten Fotos mitgebracht, auf denen das Gesicht eines fünfundzwanzig Jahre jüngeren Watson zu sehen war. Sie hatten den Kopf des Farmers auf Abbildungen irgendwelcher Muskelprotze montiert, die zum Teil in reichlich geschmacklosen Positionen abgelichtet waren.
    Rebus wusch sich die Hände und klatschte sich etwas kaltes Wasser ins Gesicht; dann massierte er sich mit der nassen Hand den Nacken. Natürlich gab es nur einen elektrischen Händetrockner. Also musste er sich umständlich mit dem Taschentuch trocken reiben. Und genau in diesem Augenblick kam Bobby Hogan hereinspaziert.
    »Sieht ganz so aus, als ob du dich verdrückt hättest«, sagte Hogan und trat an eines der Urinbecken.
    »Hast du schon mal gehört, wie ich singe, Bobby?«
    »Warum treten wir nicht einfach als Duett auf und singen ›Ein Loch ist im Eimer‹?«
    »Das kennt doch außer uns keiner.«
    Hogan kicherte. »Weißt du noch, als wir hier die Jungtürken gespielt laben?«
    »Schon lange restlos fertig«, sagte Rebus halb zu sich selbst. Hogan glaube sich verhört zu haben, doch Rebus schüttelte bloß den Kopf.
    »Und wer ist der nächste Glückliche, der verabschiedet wird?«, fragte Hogan und wollte schon wieder hinausgehen.
    »Ich nicht«ließ Rebus verlauten.
    »Nein?«
    Rebus wischte sich abermals mit dem Taschentuch den Nacken. »Ich kann nicht in Pension gehen, Bobby. Das wäre Selbstmord.«
    Hogan schnaubte. »Geht mir genauso. Aber der Job ist ebenfalls Selbstmord.« Die beiden Männer sahen sich an. Hogan zwinkert Rebus zu und stieß die Tür auf. Sie traten wieder in die Hitze und den Lärm hinaus, und Hogan öffnete die Arme, um einen alten Freund zu begrüßen. Einer von Watsons Kumpes schob Rebus ein Glas zu.
    »Ardbeg, oder?«
    Rebus nickte und leckte sich ein paar Whiskyspritzer vom Handrücker Dann hob er das Glas und leerte es auf einen Zug, während er im Geist einen kleinen Jungen vor sich sah, der eine scheckliche Nachricht zu überbringen hatte. Er zog den Schlüsselbund aus der Tasche und sperrte die Eingangstür des Mietshauses auf. Die Schlüssel waren nagelneu, erst ein paar Stunden alt. Auf dem Weg zur Treppe stieß er ein paar Mal mit der Schulter gegen die Wand und hielt sich beim Aufstieg sicherheitshalber am Geländer fest. Schließlich öffnete er mit zwei weiteren nagelneuen Schlüsseln die Eingangstür zu Philippa Balfours Wohnung.
    Es war niemand da, und auch die Alarmanlage war nicht eingeschaltet. Er machte das Licht an. Der rutschige Teppich, auf dem er stand, schien sich unbedingt um seine Knöchel wickeln zu wollen, deshalb stützte Rebus sich gegen die Wand, um sich davon zu befreien. Die Zimmer befanden sich in demselben Zustand, in dem er sie zurückgelassen hatte, nur dass der Computer nicht mehr auf dem Schreibtisch stand, weil man ihn inzwischen aufs Revier verfrachtet hatte. Siobhan Clarke hoffte nämlich, dass ein Mitarbeiter von Balfours Internet-Provider ihr dabei helfen könnte, das Passwort zu umgehen.
    Der Stapel
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher