Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Titel: Puppenspiel - Inspektor Rebus 12
Autoren: Ian Rankin
Vom Netzwerk:
sein sollte und als einzige einen offiziellen Charakter besaß. Also hatte man den Polizeiclub am Leith Walk mit Girlanden und Luftballons geschmückt und ein großes Banner mit der Aufschrift WER SO VIELE VERBRECHER FAND, GEHT WOHLVERDIENT IN RUHESTAND aufgehängt. Irgendein Witzbold hatte sogar ein Bündel Stroh auf der Tanzfläche deponiert und das ländliche Idyll durch ein aufblasbares Schwein und einige Plastikschafe vervollkommnet. An der Bar herrschte bereits Hochbetrieb, als Rebus hereinkam. Auf dem Weg in das Gebäude waren ihm drei hochrangige Beamte aus der Zentrale entgegengekommen. Ein Blick auf seine Uhr: 18:40. Vierzig Minuten ihrer kostbaren Zeit, um dem scheidenden Hauptkommissar die Ehre zu erweisen.
    Erst ein paar Stunden zuvor hatte es auf dem Revier in der St. Leonard's Street eine kleine Feier gegeben, an der Rebus nicht hatte teilnehmen können. Er hatte auf Costello aufpassen müssen. Aber ihm war etwas von einer Rede zu Ohren gekommen, die Colin Carswell, der stellvertretende Polizeichef - auch Vize genannt - bei dieser Gelegenheit gehalten hatte. Außerdem hatten einige, zum Teil bereits pensionierte, Beamte, mit denen der Farmer während der verschiedenen Stationen seines Berufslebens zu tun gehabt hatte, ein paar Worte gesprochen. Anschließend waren die Herren in Erwartung der abendlichen Festivitäten gleich dageblieben und hatten den Nachmittag über, wie es aussah, schon einiges getrunken. Jedenfalls lag ein rötlicher Glanz auf ihren Gesichtern, und auch ihre Krawatten hatten bereits ein Eigenleben begonnen. Einer der Männer gab sich sogar redlich Mühe, mit seinem Gesang die Musik zu übertönen, die aus großen Lautsprechern von der Decke in den Raum hämmerte.
    »Was darf ich Ihnen spendieren, John?«, fragte der Farme r und erhob sich von seinem Tisch, um Rebus an der Theke Gesellschaft zu leisten.
    »Vielleicht einen kleinen Whisky, Sir.«
    »Eine halbe Flasche Malt, wenn's recht ist!«, brüllte der Farmer dem Barmann zu, der gerade ein paar Bier zapfte. Dann sah der Farmer Rebus mit zusammengekniffenen Augen an. »Haben Sie diese Scheißer aus der Zentrale gesehen?«
    »Sind mir beim Reinkommen begegnet.«
    »Haben die ganze Zeit nur Orangensaft getrunken und sich dann, so schnell es ging, wieder verdrückt.« Der Farmer hatte bereits eine reichlich schwere Zunge und bemühte sich, deutlich zu sprechen. »Ganss feine Pinkel waren das«, schimpfte Watson, »glauben wohl, dass sie was Besseres sind, was?«
    Rebus lächelte und bestellte bei dem Barmann einen Ardbeg.
    »Geben Sie ihm wenigssens einen Doppelten«, befahl der Farmer.
    »Und Sie selbst, Sir? Schon zum Trinken gekommen?«, fragte Rebus.
    Der Farmer blies die Backen auf. »Sehen Sie die alten Knaben da drüben an dem Tisch? Sind heute extra hergekommen, um meinen Ausstand mit mir ssu feiern.« Er wies mit dem Kopf zu einem Tisch, an dem sich eine Gruppe Betrunkener an ihren Gläsern festhielt. Dahinter einige weitere Tische mit dem Büfett: Kanapees, Würstchen, Chips und Erdnüsse. Rebus entdeckte außerdem etliche Kollegen, die er aus anderen Lothian-und-Borders-Revieren kannte: Macari, Allder, Shug Davidson, Roy Frazer. Bill Pryde unterhielt sich mit Bobby Hogan. Grant Hood wiederum versuchte, sich möglichst unauffällig bei zwei Kripobeamten anzubiedern: Claverhouse und Ormiston. George »Hi-Ho« Silvers musste zu seinem Leidwesen feststellen, dass sich Phyllida Hawes und Ellen Wylie, zwei junge Kolleginnen, von seinen Sprüchen nur wenig beeindruckt zeigten. Jane Barbour aus der Zentrale wiederum sprach lebhaft mit Siobhan Clarke, mit der sie früher mal zusammengearbeitet hatte.
    »Sollte unsere Klientel Wind davon bekommen, was hier heute Abend läuft«, sagte Rebus, »dann dürfte einiges geboten sein. Hält überhaupt noch jemand die Stellung?«
    Der Farmer lachte. »Immerhin haben wir in der St. Leonard's Street eine Art Notbesetzung.«
    »Rege Beteiligung hier. Wäre bei meinem Abschied wohl anders.«
    »Klar - da kämen doppelt so viele.« Der Farmer rückte noch etwas näher. »Ihnen wird die komplette Führungsriege die Ehre erweisen. Schon allein, um sich höchstpersönlich davon zu überzeugen, dass sie nicht träumen.«
    Rebus lächelte. Er hob das Glas und prostete seinem Chef zu. Die beiden Männer genossen den Whisky wie wahre Kenner. Der Farmer leckte sich die Lippen.
    »Und? Wie lange wollen Sie noch weitermachen?«
    Rebus zuckte mit den Schultern. »Bin noch keine dreißig Jahre
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher