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Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Titel: Puppenspiel - Inspektor Rebus 12
Autoren: Ian Rankin
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»lebhaftes«, »unbekümmertes« junges Ding.
    Und nun wurde sie also vermisst.
    Als Inspektor Rebus die Hände von dem Sims des Marmorkamins hob und ein, zwei Schritte zur Seite trat, folgte ihm David Costello mit den Augen.
    »Der Arzt hat mir ein paar Pillen gegeben«, beantwortete er Rebus' Frage.
    »Und - haben Sie sie genommen?«, fragte Rebus.
    Der junge Mann schüttelte nur langsam den Kopf, ohne Rebus aus den Augen zu lassen.
    »Kann ich Ihnen nicht verübeln«, sagte Rebus und schob die Hände in die Hosentaschen. »Verschafft einem ein paar Stunden Ruhe das Zeug, aber ändern tut es natürlich nichts.«
    Philippa - oder »Flip«, wie ihre Freunde und Angehörigen sie nannten - war seit zwei Tagen verschollen. Noch nicht sehr lange, trotzdem war ihr Verschwinden rätselhaft. Noch um sieben Uhr abends hatte Flip sich telefonisch für acht Uhr mit Freunden in einer Bar auf der South Side verabredet. Es handelte sich um eines der kleinen trendigen Lokale, die neuerdings in der Uni-Gegend aus dem Boden schössen und ihre betuchte Jung-Klientel bei gedämpfter Beleuchtung mit überteuerten aromatisierten Wodkas versorgten. Rebus kannte das Lokal, schließlich war er auf dem Weg von und zur Arbeit schon mehrmals daran vorbeigekommen. Gleich nebenan war diese altmodische Kneipe, in der ein Wodkacocktail bloß ein Pfund fünfzig kostete. Allerdings fehlten die Designerstühle, und das Personal wusste zwar, was bei einer Schlägerei zu tun war, hatte aber von Cocktails keinen blassen Schimmer.
    Folglich musste Flip gegen sieben, viertel nach sieben die Wohnung verlassen haben, während Tina, Trist, Camille und Albie sich schon die zweite Runde Drinks genehmigt hatten. Aus den Akten wusste Rebus bereits, was es mit diesen Namen auf sich hatte. Trist stand für Tristram und Albie für Albert. Trist war mit Tina liiert und Albie mit Camille. Eigentlich hätte Flip David mitbringen sollen, allerdings hatte sie schon am Telefon gesagt, dass David diesmal nicht dabei sein würde.
    »Haben uns mal wieder gestritten«, hatte sie ohne viel Aufhebens erklärt.
    Vor dem Verlassen der Wohnung hatte Flip noch die Alarmanlage eingeschaltet. Auch das war Rebus neu: eine Studentenbude mit Alarmanlage. Außerdem hatte sie den Riegel vorgelegt, die Wohnung also optimal gesichert. Dann war sie eine Treppe nach unten gegangen und in die warme Nacht hinausgetreten. Um zur Princes Street zu gelangen, hätte sie jetzt bloß einen steilen Hügel hinaufzugehen brauchen. Dann noch ein Aufstieg, und schon wäre sie in der Altstadt gewesen, genau genommen auf der South Side. Aber natürlich war sie nicht zu Fuß gegangen. Ein Taxi hatte sie allerdings auch nicht gerufen. Das hatte die Überprüfung der von ihr im Festnetz und per Handy angewählten Nummern bereits ergeben. Sollte sie trotzdem ein Taxi genommen haben, dann musste sie es auf der Straße angehalten haben.
    Falls sie dazu überhaupt noch Gelegenheit gehabt hatte.
    »Also, ich hab es jedenfalls nicht getan«, sagte David Costello.
    »Was haben Sie nicht getan, Sir?«
    »Ich habe sie nicht umgebracht.«
    »Hat doch niemand behauptet.«
    »Nein?« Costello blickte auf und sah Rebus direkt ins Gesicht.
    »Nein«, beruhigte ihn Rebus, weil das zu seinem Job gehörte.
    »Und der Durchsuchungsbefehl...«, fing Costello wieder an.
    »Reine Routine«, erklärte Rebus. Was auch stimmte: Bei Vermisstenanzeigen suchte die Polizei zunächst sämtliche Orte auf, an denen der Betreffende sich möglicherweise aufhalten konnte. Das gehörte zur Routine: Man unterschrieb die nötigen Formulare und konnte sofort loslegen. Man sah sich beispielsweise in der Wohnung des Freundes um. Rebus verkniff sich die Bemerkung: Bewährt hat sich diese Vorgehensweise, weil der Täter in neun von zehn Fällen ein Bekannter oder Angehöriger des Opfers ist. Weil es sich bei ihm meistens nicht um einen Fremden handelte, der plötzlich aus der Nacht aufgetaucht war. Die meisten Menschen, die einem Mord zum Opfer fielen, wurden von einer ihnen nahe stehenden Person umgebracht: dem Ehepartner, dem Geliebten, dem Sohn, der Tochter. Vielleicht vom Onkel, dem besten Freund, dem einzigen Menschen, dem man vertraut hatte. Das Opfer hatte den Täter betrogen oder der Täter das Opfer. Man wusste etwas oder besaß etwas. Jemand war eifersüchtig, hatte sich eine Abfuhr geholt, brauchte unbedingt Geld.
    Falls Flip Balfour wirklich tot war, würde ihre Leiche schon sehr bald gefunden. Wenn sie noch lebte und nicht gefunden
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