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Puck

Puck

Titel: Puck
Autoren: Hans G. Bentz
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nicht mit hineinreißt?«
    Der Lange drehte nachdenklich sein leeres Glas in der Hand: »Nein, René.«
    »Na also. Und darum werde ich sofort verkaufen, noch bevor die Panik beginnt. Jetzt bekomme ich noch einen guten Preis für mein Geschäft. Ich habe ein hervorragendes Angebot. Heute abend unterschreibe ich.«
    Der Lange schenkte sich nochmals ein und trank das Glas mit einem Zuge aus: »Kommt etwas plötzlich«, sagte er heiser. »Mußt du doch zugeben.« Er legte seine Hand auf die des anderen: »Wirst mir sehr fehlen, alter Junge.«
    In Herrchens Augen war ein merkwürdiges Funkeln: »Na, ich lasse dir ja ein schönes Andenken zurück.« Er bückte sich zur Seite, hob Puck hoch und setzte ihn vor dem Langen auf den Tisch. Dem blieb der Mund offenstehen: »Ja — aber — René — ich meine, es ist sehr lieb von dir — aber du weißt doch — daß wir als Journalisten uns gar nicht um ihn kümmern können! Wir haben uns sogar ein Kind verkniffen...«
    Zwischen den dicken, schweren Brauen Renés bildete sich eine steile Falte: »Aha — da haben wir den großen Tierfreund! Weise Reden, strenge Ermahnungen für mich, aber wenn man selber ‘ran soll — dann sieht’s plötzlich anders aus!«
    »Ich bitte dich, sieh das doch ein! Warum nimmst du ihn eigentlich nicht mit?«
    »Weil ich mir drüben eine neue Existenz aufbauen muß! Und dabei kann ich nun wirklich keine kleinen Hunde gebrauchen.« Er sah Puck an, der verlegen mit dem Schwänzchen wedelnd auf dem Tisch stand, möglichst weit entfernt von den Cognacgläsern: »Ja, mein lieber kleiner Puck, dann werde ich dich wohl einschläfern lassen müssen. Wahrscheinlich versäumst du nicht viel, wenn ich dein Leben so abkürze.«
    Der Lange wurde bleich: »Bist du verrückt? Warum verschenkst du ihn nicht?«
    »Ich gebe ihn nicht in fremde Hände.«
    Der Lange starrte Puck an. Der wandte seine leuchtenden braunen Augen zwischen den beiden Männern hin und her, als ahne er, daß es zwischen denen um sein Leben ging. Schließlich reichte er dem Langen vorsichtig die Pfote.
    Der atmete tief, räusperte sich, stand auf: »Also — meinetwegen.« Und damit packte er Puck und verstaute ihn in seinem Arm. Puck leckte ihn am Ohr. »Wann fährst du?«
    Auch René hatte sich erhoben, und sie standen nun Auge in Auge: »In den nächsten Tagen. Aber wir wollen uns jetzt gleich verabschieden.«
    Der Lange setzte den Hund auf die Erde: »Halte ich auch für besser.«
    Und dann lagen sich beide in den Armen und schämten sich gar nicht, daß ihnen die hellen Tränen übers Gesicht liefen. René war der erste, der sich losriß: »Macht, daß ihr ‘rauskommt!«
    »Telegrafiere mir, wenn du angekommen bist.«
    »Mach’ ich. Raus jetzt. Hier hast du Pucks Leine.«
    Mit einem Knall fiel die Tür hinter ihnen zu, und von drinnen, während er auf den Fahrstuhlknopf drückte, hörte der Lange einen merkwürdigen Laut, der wie ein Stöhnen klang, oder wie ein Schluchzen. Der Fahrstuhl kam, der Lange nahm Puck an die Leine und stieg ein.
    Der Lange war ich.
    Unten vor dem Haus hatte ich meinen Wagen stehen, das Verdeck zurückgeschlagen. Die Fahrt darin war für Puck ein Erlebnis und lenkte ihn sofort ab. Alles war neu, aufregend und verwirrend. Einmal konnte er sogar einen großen Hund anbellen, der eine Strecke weit nebenherraste. Der Wind pfiff scharf, als wir in sausender Fahrt dahinstoben. Die Stadt lichtete sich, einzelne Villen in Gärten, Anlagen, Tennisplätze. Dann hielten wir und gingen in ein Haus, in meine Wohnung.
    Puck wollte gleich, wie daheim, vier Treppen hinauflaufen, aber ich hielt ihn fest und öffnete eine Tür im Erdgeschoß. Die Gefährtin war in der Diele: »Da bist du ja endlich! Ja — wer ist denn das? Das ist aber eine nette Idee, den Pucki mal mitzubringen!« Sie kniete nieder und streichelte seinen schmalen Kopf: »Wie geht’s dir denn, Puckchen? So, Küßchen geben wir auch und noch die Pfote! Ach, welche Grazie! Du reichst mir ja die Pfote zum Handkuß, wie eine Diva!« Und zu mir: »Weißt du, wenn ich so ein süßes Kerlchen sehe, könnte ich ja doch schwach werden. Wie geht es René? — Was ist dir denn über die Leber gelaufen?«
    »Rene.«
    »Wie? Ich verstehe nicht...«
    »René ist mir über die Leber gelaufen. Er hat plötzlich die Panik bekommen, alles verkauft und geht nach Frankreich zurück. Wir haben uns gleich verabschiedet, damit’s uns nicht noch schwerer wurde.«
    »Das ist doch Wahnsinn!«
    »Aber es hat Methode. Übrigens kannst
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