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Puck

Puck

Titel: Puck
Autoren: Hans G. Bentz
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darauf kam jemand gelaufen, jemand in Uniform: René Cambon, Pucks altes Herrchen! »Wie ich sehe«, sagte er mit dem alten, vertrauten Lächeln, »bist du vollauf beschäftigt!«
    »Setz dich hin, altes Haus«, sagte ich. »Dann werden wir am besten mit dem Verein fertig.«
    Er streckte die Hand aus: »Ja, Puck — kennst du dein altes Herrchen nicht mehr?«
    In meinem Herzen regte sich der Stachel der Eifersucht. Aber Puck roch nur höflich an seiner Hand, wedelte beklommen, sah mich fragend an und quetschte sich an meine Seite. Der Stachel hörte auf zu stechen. Als ich geendet hatte, war Puck verschwunden. Bald darauf kam er mit einem Airedale wieder, den ich noch nie gesehen hatte.
    René lachte etwas gezwungen: »Fehlt nur noch, daß er Eintrittskarten verkauft. Also, Puck, diese Begrüßung hatte ich mir ja etwas anders vorgestellt.«
    Und dann kam ein Tag im Sommer, als ein Wagen vorfuhr, dem Emmerich und ein paar fremde Amerikaner entstiegen. Sie brachten mir ein Angebot als leitender Redakteur für eine große Zeitung. Aus den tiefsten Falten meiner Erinnerung stiegen der Geruch .von Druckerschwärze, das Klingeln der Setzmaschinen, das dumpfe Zittern des Hauses, wenn die Rotationsmaschinen anliefen: Der lange Traum im Elfenbeinturm war zu Ende, das Leben rief nach mir.
    Am letzten Vormittag setzte ich mich auf die Baumwurzel am Bach und schaute abschiednehmend auf die steinernen Riesen in der Höhe. Aus dem Garten erschien Puck und setzte sich zu mir. Er war bis zum Kragen vollgefressen, und auf der Nase klebten zwei Reiskörner.
    »Ja, Puckchen«, sagte ich, »es ist zu Ende, und es fängt wieder neu an. Jetzt ist nämlich Frieden, und im Frieden muß Herrchen wieder arbeiten.«
    Er hörte mir ernsthaft zu. Dann rülpste er, stieg in den Bach und begann mit der Pfote die Steine umzudrehen. Braune Sandwolken stiegen darunter auf, die die Strömung schnell mit sich fortriß.
    »Na, Hauptsache«, erklärte ich ihm, »daß wir zusammenbleiben, mein kleiner Junge, bis daß der Tod uns scheidet.« Im Garten schnitt das Frauchen Blumen, und auf der Terrasse saß die Professorin im Schaukelstuhl mit Susi auf dem Schoß. Puck sauste hinauf in den Garten und kläffte Susi auffordernd an.

    Ich erwache — und sitze in diesem Schaukelstuhl. Der Tod hat uns schon lange geschieden, den Puck und mich.
    Hat er es wirklich?
    Ich blicke zu den Felsen auf. Nein, er hat es nicht getan. Puck ist wiedererwacht in meinem Herzen. Jetzt gerade wieder ist er mir fast beängstigend nahe. Ich spüre seinen Atem, der wie üblich etwas nach Fisch riecht, ich kraule seine Brust und schnuppere an seinem Fell, das leicht nach Brathuhn duftet. Ein schmaler Fuß mit spitzen rosa Krallen legt sich auf meinen Arm, und nußbraune Augen sehen mich leuchtend vor Liebe und Vertrauen an. Wie ein Licht warst du, mein Junge, das in dem langen Tunnel des Schreckens vor uns herwanderte, bis der Schein der Freiheit und des Friedens am Ende des Tunnels immer heller wurde.
    Längst bist du von mir gegangen...
    Und doch geblieben...
    Und wirst bei mir bleiben, solange ich lebe.

MEIN WERK – MEIN LEBEN – MEINE TIERE

    von Hans G. Bentz

    Schon als kleiner Junge liebte ich heiß und innig alles, was da kreuchte und fleuch te — alle Tiere. Außer der Liebe hatte ich noch eine große Sehnsucht: Ich wollte einmal Bücher schreiben. Nach der Schulzeit tummelte ich mich ordentlich im sogenannten »Strom des Lebens« und landete in der Journalisterei. Ich hatte Erfolg dabei, aber wer die Arbeit eines Tagesjournalisten kennt, weiß, daß für Bücherschreiben dann keine Zeit bleibt. Der Zweite Weltkrieg verschlang außer Völkern, Ländern, Königreichen und Weltanschauungen auch das Unternehmen, dem ich fast 25 Jahre angehört hatte, und warf mich wie Millionen andere aus der geplanten und vorgezeichneten Bahn. Selbst an Journalismus und Politik konnte ich keinen Geschmack mehr finden. Eine große Stille trat in mir ein — und gerade aus dieser Stille heraus stiegen die alte Sehnsucht und die alte Liebe mächtiger als je empor.
    Ohne daß ich es eigentlich richtig bemerkt hatte, hatten sich drei Hunde in meinem Leben angesiedelt, und diesen widmete ich mein erstes Buch, den

    BUND DER DREI

    Wie alle meine bisherigen Bücher ist es nicht nur ein Tierbuch, sondern ebenso ein Menschenbuch an jener Grenze oder Nahtstelle, wo Mensch und Tier sich treffen, einander spiegeln, sich aneinander entwickeln und gegenseitig trösten. Das Buch fand ein starkes Echo
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