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Puck

Puck

Titel: Puck
Autoren: Hans G. Bentz
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sich auf die Hinterkeulen zu setzen, den Kopf steil nach oben zu recken und sein ganzes Sehnen hinauszuheulen.
    Alle Zweibeiner um ihn herum an den Tischen entblößten dann die Zähne und lachten, streichelten ihn und gaben ihm Kuchen und Fleisch. Manchmal ließen sie ihn auch aus einem Glas Flüssigkeit lecken, die süß schmeckte, nach der ihm aber ganz wirr wurde. Wenn er getrunken hatte, saß plötzlich das Tier mit den großen Ohren und der Wackelnase vor ihm, aber wenn er danach schnappen wollte, fiel er hin, und die Wände drehten sich um ihn.
    Am nächsten Morgen hatte er dann wüste Kopfschmerzen und einen brennenden Durst. Einmal, als man ihm wieder Alkohol zu trinken gab, kam einer der Männer in weißen Schürzen, die in dem engen rauchigen Raum hin und her liefen und so gut nach Fressen rochen. Der nahm ihn mit in die Küche, legte ihn dort in eine warme Ecke, und als sein neues Frauchen hereinkam, wurde sie von dem Mann in der weißen Schürze so angeschrien, wie Zweibeiner sonst nur Hunde anschreien.
    Seitdem kam er nie mehr in den Raum mit den vielen Tischen, sondern blieb in der Küche und konnte fressen, soviel er wollte. Es schmeckte alles herrlich, aber es bekam ihm nicht gut, denn an seinem ganzen Körper bildeten sich kleine Pickel, die ihn peinigten. Kratzte er sich, dann schmerzten sie, und kratzte er nicht, dann war es, als liefen tausend kleine Ameisen kribbelnd über seine Haut.
    Zwei Monate vergingen. Puck hatte sich in seinem neuen Leben eingerichtet. Sein stark entwickelter Sinn für Regelmäßigkeit ließ ihn sich seinen Platz erkämpfen. Er hatte seine Stammecke in der Küche, er kannte alle Leute. Immer um die gleiche Zeit begleitete er sein Frauchen heim und schlief bei ihr im Bett. Sie schlug ihn niemals und streichelte ihn mitunter sogar, aber er fühlte, daß ihre Zuneigung nicht sehr tief saß. Er gehörte genauso zum Inventar wie die komischen toten Tiere, die sie sich um den Hals band, und der Sessel, auf den sie gähnend ihre Kleider warf.
    Wenn er jetzt morgens das Lokal mit ihr verließ, war es schon heller, und der Duft des reifenden Sommers begann schüchtern vorzudringen in die tiefen Schluchten des steinernen Meeres, das um diese Zeit von Staub und Benzindunst etwas entlüftet war. In Pucks Blut begann es zu rumoren. Die alten Erinnerungen wurden wieder lebendig, und besonders oft mußte er an sein altes Herrchen denken. Manchmal kam jemand, der so ähnlich aussah wie er, dann riß Puck sich los und stürzte auf ihn zu, aber immer, wenn er näher kam, roch der andere fremd.
    Eines Tages wurde er jedoch schon am frühen Nachmittag aus seinem gewohnten Schlummer gerissen, angeschirrt und von den beiden männlichen Zweibeinern mit auf die Straße genommen.
    »Ich hab’ ein ziemlich schlechtes Gewissen wegen Lissy«, sagte der Kleinere, »es ist gemein.«
    »Ach, Quatsch«, sagte der andere. »Wir brauchen Geld, Punkt. Für den hier kriegen wir mindestens fuffzig Mark, selbst ohne Stammbaum. An dem riecht man die Rasse fünf Kilometer gegen ‘n Wind.«
    Gleichmütig, hängenden Ohres, mit dem Köpfchen nickend, trottete er neben ihnen her. Aber plötzlich hörte er eine Stimme, die ihn wie angewurzelt stehenbleiben ließ. Das war Herrchen!
    Die beiden Männer zerrten und redeten heftig auf ihn ein, aber Puck war nicht zum Weitergehen zu bewegen. Schließlich, als man ihn trotzdem weiterziehen wollte, warf er sich auf das Pflaster. Jetzt war Herrchen schon ganz nahe, er hörte seine wohlbekannten Schritte dicht neben sich, und die ach so vertraute Stimme rief: »Puck! Bist du’s endlich, mein kleiner Junge?«
    Herrchen stieß dann ein paar böse, scharfe Laute gegen die zwei Männer aus, eine große Menge anderer Riesen sammelte sich schnell um sie herum, und Puck geriet in Gefahr, von ihren dicken, großen Lederfüßen getreten zu werden.
    Halb irr vor Freude, sprang er ununterbrochen an Herrchen hoch und bellte laut. Herrchen beugte sich nieder, nahm ihn auf den Arm und drückte ihn an sich. Die beiden anderen falschen Herrchen waren plötzlich im Gewühl der Menschen verschwunden.
    Nun war er wieder daheim. Er tollte durch die Wohnung. Das Sofa hatte neue Fransen bekommen. Er rannte in Luises Zimmer, aber hier roch es kalt und unbewohnt. Dann stürzte er ins Badezimmer. Dort stand sein zerknabbertes Körbchen. Von irgendwoher schlug ihm ein wunderbarer
    Geruch entgegen: Tatsächlich, da unter der Vitrine, versteckt und ganz verstaubt, lag sein Bällchen, das schwarze
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