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Puck

Puck

Titel: Puck
Autoren: Hans G. Bentz
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ganze Sofa hätte ich aufgefressen, kleiner Mann! Wenn ich ein so süßes Hundevieh hätte, René: ich würde ihn mitnehmen ins Büro, ich würde ihn nicht allein lassen. Bist ja so mager, kleiner Kerl, kriegst du nicht ordentlich zu fressen hier?«
    »Erlaube mal«, sagte Herrchen entrüstet, »ich gebe Luise täglich fünf Mark für den Hund!«
    »So«, sagte das andere Zweibein mit der energischen Stimme, »dann wollen wir mal nachsehen, kleiner Puck, was du heute zu Mittag kriegst. Weißt du es, René?«
    Zum erstenmal hörte Puck in Herrchens Stimme Unsicherheit: »Ich kann mich nicht auch noch um das Hundemenü kümmern, Hannes.«
    »Warum nicht? Du hast doch sonst nichts weiter zu tun! Keine Frau, keine Kinder, keine Schwester, nur deine Freundin, die für das übrige sorgt. Du hast auf der ganzen Welt nur dieses kleine Wesen, das ganz von deiner Gnade abhängt. Mann, ich verstehe dich nicht! Du bist ein kalter Knochen — Also los, gehen wir in die Küche.«
    »Na, Luise«, fragte der energische Fremde draußen, »was haben wir heute fürs Hündchen? Wo ist denn sein Schüsselchen?«
    »Auch noch Schüsselchen!« brummte die Köchin. »Hier, ‘n alten Teller zum Saufen, und das Fressen kriegt er auf Papier.«
    »Was, nicht mal eine Schüssel hat er?«
    Die Köchin wies mit dem Kopf gegen Cambon: »Sagen Sie das dem Herrn, für den Hund hat er ja nie Geld!«
    Cambon schnappte über vor Erregung: »Was — nie Geld? Wo ich Ihnen täglich fünf Mark für den Hund gebe? Was haben Sie heute dafür gekauft, he?«
    Die Frau wurde verlegen und stotterte: »Würstchen! Zwei Paar hat er schon gefressen, und hier ist noch ein Paar für mittags, das Vieh wird ja nie satt. Jeden Tag muß ich auch noch ein paar Hundekuchen kaufen...«
    »Und das nennen Sie Hunde-Emährung?« fragte der Freund. »Kriegt denn das arme Tier nicht mal ein bißchen rohes Fleisch, kein Gemüse? Von der scharfen Wurst bekommt er doch nur Ausschlag! Außerdem muß so ein junges Tier frische Milch haben, täglich, hören Sie?«
    »Ja, hören Sie das, Luise?« echote Herrchen, aber die Köchin antwortete nur mit bösem Brummen.
    Drinnen im Zimmer sagte Herrchen: »Mir scheint, daß sie das Geld einfach einsteckt und das arme Tier dabei fast verhungern läßt.«
    »Möglich«, erwiderte der andere kühl, »aber das ist deine Schuld, René.« Und wieder nahm er Puck hoch, fuhr ihm sanft über die Rippen, kraulte ihn hinter den Ohren und ganz vorsichtig in den Ohren und fand mit sicherem Griff jene Stelle unter der Brust, bei deren Berührung jeden Hund der unwiderstehliche Zwang packt, mit den Hinterbeinen mitzuzucken. »Ach, du solltest mein Hündchen sein«, sagte er leise. »Dein Herrchen ist dich ja gar nicht wert. Du bist so schön, kleiner Kerl, und ich glaube, du könntest auch lustig sein?«
    Bei Tisch bekam Puck diesmal dauernd von dem Fremden angeboten, aber er nahm nichts, denn es war ihm ja streng verboten.
    »Ist er nicht wunderbar erzogen?« fragte Cambon stolz.
    »Ja: gräßlich brav.«
    Und seit jenem Tag kehrte in Pucks Träumen neben dem Tier mit den langen Ohren und der wackelnden Nase immer der gute Onkel wieder, der da an seinem Kopf mit leiser Stimme sagte: »Ach, du solltest mein Hündchen sein...«
    Dann stand er auf und suchte das kleine schwarze Gummibällchen, das am nächsten Tag gekommen war und das noch eine ganze Weile den Geruch von den Händen des guten Onkels getragen hatte. Da Puck niemand zum Spielen hatte, spielte er mit sich selbst. Er rollte das Bällchen mit einem kurzen Stoß seiner Nase über die Teppiche, bis es unter einem der Möbelstücke verschwand. Dann grub er es mit den Pfoten mühselig wieder vor, und wenn er es wieder hatte, legte er sich auf den Rücken, wälzte sich hin und her und hielt das Bällchen, zwischen den Vorderpfoten eingeklemmt, über sich.
    Seit dem Tag, da der energische Freund aufgetaucht war, ging die Köchin gedankenschwer umher und hatte bei ihren morgendlichen Besorgungen oft lange Unterredungen mit einem Mann, der ihr Bruder war. Während dieser Unterhaltungen saß Puck an der Leine neben ihr und wich mit stummer, aber deutlicher Ablehnung durch eine kleine Seitwärtsbewegung des Kopfes den Händen dieses Mannes aus, der sich auf alle mögliche Weise mit ihm anzubiedern suchte. Vielleicht hätte Puck ihn sogar gebissen, wenn dieser Gedanke nicht für ihn absurd gewesen wäre.
    Sein Herrchen hatte sich seit dem Besuch des Hannes mehr um ihn gekümmert. Allerdings war das
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