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Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Titel: Psalms of Isaak 01. Sündenfall
Autoren: Ken Scholes
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Gründers der Androfranziner, und meditierte über die Torheit in seinem Herzen.
    Die Torheit, die zum Tod seines Vaters geführt hatte.

Kapitel 2
    Jin Li Tam
    Jin Li Tam beobachtete, wie sich das Gras und die Farne bogen, während Sethberts magifizierte Späher in ihr geheimes Lager schlüpften und es wieder verließen. Ihr Vater hatte sie gut ausgebildet, und sie konnte ihre Umrisse gerade noch erkennen, wenn sie in das Licht der Sonnenstrahlen traten, die das Blätterdach des Waldes durchbrachen. In den Schatten jedoch waren sie Geister – still und durchsichtig. Sie wartete abseits des Pfades gleich außerhalb des Lagers und beobachtete.
    Sethbert hatte die Armee einige Wegstunden vor Windwir anhalten lassen. Er war mit seinen Spähern und Generälen vorausgeritten, beim Aufbruch zappelnd und übellaunig, bei seiner Rückkehr jedoch grinsend und glucksend. Jin Li Tam fiel auf, dass er der Einzige war, der zufrieden aussah. Die anderen wirkten blass, erschüttert, vielleicht sogar beschämt. Dann schnappte sie einen Fetzen der Unterhaltung auf.
    »Ich hätte dem nie zugestimmt, wenn ich gewusst hätte, dass man damit so etwas anrichten kann«, äußerte sich einer der Generäle.
    Sethbert zuckte die Schultern. »Ihr habt gewusst, dass es im Bereich des Möglichen lag. Ihr habt an derselben Zitze genuckelt wie wir Übrigen auch – Ihr kennt P’Andro Whym und Xhum Y’Zir und das Zeitalter des Lachenden Wahnsinns und all die andere saure Milch der Androfranziner. Ihr habt die Geschichten gehört, Wardyn. Diese Möglichkeit hat immer bestanden.«
    »Die Bibliothek ist weg, Sethbert.«
    »Nicht unbedingt«, ließ sich eine weitere Stimme vernehmen. Das war der Androfranziner, der am Vortag zu ihnen gestoßen war – der Lehrling irgendeines Bibliothekars. Natürlich hatte Jin Li Tam ihn auch im Palast schon bisweilen gesehen; letztes Jahr hatte er Sethbert den Metallmann mitgebracht und hatte ihn dann von Zeit zu Zeit besucht, um ihm neue Kunststücke beizubringen. Er sprach weiter. »Das Gedächtnis der Mechoservitoren reicht weit zurück. Sobald wir sie alle aufgesammelt haben, könnten sie dabei behilflich sein, einen Teil der Bibliothek wiederherzustellen.«
    »Gut möglich«, sagte Sethbert mit gleichgültiger Stimme. »Obschon ich glaube, dass sie letzten Endes eher strategischen Zwecken dienen werden.«
    Der General schnappte nach Luft. »Ihr könnt doch nicht vorhaben …«
    Sethbert hob eine Hand, als er Jin Li Tam am Rande des Pfades entdeckte. »Ah, meine holde Gefährtin erwartet meine Rückkehr, ohne Zweifel mit freudiger Erregung.«
    Sie glitt aus den Schatten und machte einen Knicks. »Mein Herr.«
    »Du hättest es sehen sollen, Liebling«, sagte Sethbert, seine Augen weit aufgerissen wie die eines Kindes. »Es war atemberaubend.«
    Sie spürte, wie ihr Magen rebellierte. »Sicherlich war es ein unvergesslicher Anblick.«
    Sethbert lächelte. »Es war ganz so, wie ich es mir erhofft hatte. Und noch mehr.« Er blickte um sich, als kämen ihm plötzlich seine Männer wieder in den Sinn. »Wir unterhalten uns später«, befahl er ihnen. Er sah zu, wie sie fortritten, dann wandte er sich wieder an Jin. »Morgen steht uns ein Staatsbankett bevor«, verriet er ihr mit leiser Stimme. »Es heißt, dass Rudolfo und seine Streunende Armee noch am Vormittag eintreffen werden.« Er kniff die Augen zusammen. »Ich erwarte von dir, dass du für mich strahlst.«
    Sie hatte den Zigeunerkönig noch nie getroffen, ihr Vater jedoch schon, und er hatte ihn als eindrucksvoll und unnachgiebig beschrieben, wenn auch ein wenig geckenhaft. Die Neun Häuser der Neun Wälder blieben zum Großteil für sich, weit draußen am Rande der Neuen Welt, weit entfernt von den schlafenden Städten des Dreiflussdeltas und der Smaragdküsten.
    Jin Li Tam verbeugte sich. »Strahle ich nicht immer für Euch, mein Herr?«
    Sethbert lachte. »Ich glaube, du strahlst nur für deinen Vater, Jin Li Tam. Ich glaube, dass ich nicht mehr als eine Beschäftigung für eine Hure bin, derer sie längst überdrüssig ist.« Er beugte sich zu ihr und grinste. »Windwir ändert das alles, nicht wahr?«
    Dass Sethbert sie eine Hure nannte, überraschte sie nicht, und es empörte sie auch nicht. Sethbert war in der Tat eine Aufgabe, derer sie überdrüssig war. Aber die Tatsache, dass er nun schon zum zweiten Mal innerhalb so weniger Tage offen ihren Vater erwähnt hatte, machte Jin nachdenklich. Sie fragte sich, wie lange er es schon wusste. Nicht allzu
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