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Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Titel: Psalms of Isaak 01. Sündenfall
Autoren: Ken Scholes
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lange, wie sie hoffte.
    Jin schluckte. »Was meint Ihr?«
    Sein Gesicht verdüsterte sich. »Wir wissen beide, dass auch dein Vater schon die Hure gespielt hat, dass er im Schoß der Androfranziner für ein paar Almosen getanzt und ihnen den neuesten Straßenklatsch in ihre haarigen Ohren geflüstert hat. Seine Zeit ist um. Du und deine Brüder und Schwestern, ihr werdet bald Waisen sein. Du solltest anfangen, dir darüber Gedanken zu machen, was das Beste für dich ist, ehe dir die Wahlmöglichkeiten ausgehen.« Dann hellte sich seine Miene wieder auf, und seine Stimme klang beinahe fröhlich. »Speise heute Abend mit mir«, sagte er und stellte sich auf die Zehenspitzen, um sie auf die Wange zu küssen. »Wir werden den Beginn vieler neuer Dinge feiern.«
    Jin schauderte und hoffte, er würde es nicht bemerken.
    Sie stand immer noch an derselben Stelle, zitternd vor Wut und Angst, lange nachdem Sethbert schon pfeifend ins Lager zurückgekehrt war.
    Petronus
    Petronus fand keinen Schlaf. Ebenso wenig fand er die Ruhe zum Fischen oder Essen. Zwei Tage lang saß er auf seiner Veranda und beobachtete, wie der Rauch von Windwir sich nach und nach Richtung Nordwesten auflöste. Nach Caldusbucht kamen kaum Vögel, aber es fuhren täglich Schiffe auf ihrem Weg zu den Smaragdküsten vorbei. Dennoch wusste er, dass es zu früh für Nachrichten war. Und der Rauch sagte ihm, dass es ohnehin keine guten Neuigkeiten geben konnte.
    Hyram, der alte Bürgermeister und Petronus’ bester Jugendfreund, kam jeden Nachmittag vorbei, um nach ihm zu sehen. »Noch immer nichts Neues«, eröffnete er Petronus am dritten Nachmittag. »Ein paar Stadtstaatler haben berichtet, dass Sethbert mit seiner Armee nach Norden marschiert ist, um der Bundschaft Entrolusiens Genüge zu tun. Doch einige sagen, er wäre ein paar Tage vor dem Auftauchen der Wolke losgeritten. Und der Zigeunerkönig hat seine Streunende Armee in den Steppen des Westens versammelt. Ihre Quartiermeister waren in der Stadt, um Nahrungsmittel zu kaufen.«
    Petronus nickte, ohne den Blick vom Himmel zu wenden. »Von allen, bei denen Bundschaft mit Windwir besteht, sind sie am dichtesten am Geschehen. Sie sind vermutlich inzwischen dort.«
    »Jawohl.« Hyram rutschte unbehaglich auf der Bank hin und her. »Was wirst du nun tun?«
    »Tun?« Petronus blinzelte. »Ich werde gar nichts tun. Es ist nicht meine Angelegenheit.«
    Hyram schnaubte. »Es ist eher deine Angelegenheit als die irgendeines anderen.«
    Petronus wandte seinen Blick vom Himmel ab und kniff die Augen zusammen, während er seinen Freund musterte. »Nicht mehr«, sagte er. »Ich habe dieses Leben hinter mir gelassen.« Er schluckte. »Außerdem wissen wir nicht, wie schlimm es wirklich ist.«
    »Zwei Tage lang Rauch«, sagte Hyram. »Wir wissen, wie schlimm es wirklich ist. Und wie viele Androfranziner werden sich wohl in der Woche der Kenntnisreichen Versammlung außerhalb der Stadt aufhalten?«
    Einen Augenblick lang dachte Petronus nach. »Tausend, vielleicht zweitausend.«
    »Von einhunderttausend?«, fragte Hyram.
    Petronus nickte. »Und das sind nur die Mitglieder des Ordens. Windwir war mindestens doppelt so groß.« Dann wiederholte er sich: »Aber wir wissen nicht, wie schlimm es wirklich ist.«
    »Du könntest einen Vogel schicken«, schlug Hyram vor.
    Petronus schüttelte den Kopf. »Das ist nicht meine Angelegenheit. Ich habe den Orden hinter mir gelassen. Von allen, die mich kennen, weißt du am besten, weshalb.«
    Hyram und Petronus waren gemeinsam nach Windwir aufgebrochen, als sie junge Männer gewesen waren. Da sie den Fischgeruch an ihren Händen satt gehabt und nach Wissen und Abenteuern gedürstet hatten, waren sie beide Akolythen geworden. Ein paar Jahre später war Hyram um eines einfacheren Lebens willen nach Hause zurückgekehrt, während Petronus sich darangemacht hatte, in den kirchlichen Rängen aufzusteigen und seine Spuren auf dieser Welt zu hinterlassen.
    Hyram nickte. »Das weiß ich. Ich verstehe nicht, wie du es überhaupt so lange ausgehalten hast. Aber es gab eine Zeit, da hast du es geliebt.«
    »Ich liebe es noch immer«, sagte Petronus. »Aber ich liebe nur das, was es gewesen ist … Ich liebe, wie es begonnen und was es bedeutet hat. Nicht, was daraus geworden ist. P’Andro Whym würde weinen, wenn er sehen könnte, was wir daraus gemacht haben. Er hat uns nie bestimmt, dass wir reich werden sollen durch unser Wissen oder mit nur einem Wort Könige erschaffen oder
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