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Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Titel: Psalms of Isaak 01. Sündenfall
Autoren: Ken Scholes
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kennzeichnete, wirbelte hinter ihm her, flatterte als langes Banner im Wind. »Wir haben uns um Schimmerschein, Rudoheim und Freundesend gekümmert. Ich denke, der nächstgelegene Ort ist Paramo.«
    »Dann soll es Paramo sein.« Das war auch ganz passend, fand Rudolfo. Paramo konnte sich nicht mit den Wonnen von Schimmerschein messen, aber es hatte sich die malerische Atmosphäre eines Holzfällerdorfes bewahrt, und das seit mindestens tausend Jahren, was durchaus eine Leistung darstellte. Die Einwohner flößten ihre Stämme den Rajblut hinab, wie sie es schon seit den ersten Tagen getan hatten, und behielten nur das, was sie benötigten, um daraus Holzarbeiten anzufertigen, die zu den aufwendigsten in der ganzen Welt zählten. Das Bauholz für Rudolfos Güter kam von den Bäumen Paramos. Die Möbel, die dort hergestellt wurden, rollten in ganzen Wagenladungen aus dem Ort, und die besten Stücke davon fanden ihren Weg in die Häuser von Königen, Priestern und Adligen in den gesamten Benannten Landen.
    Heute Abend würde Rudolfo gebratenen Eber speisen, den Prahlereien und den Blähungen seiner besten Männer lauschen und mit einem Sattel unter dem Kopf auf dem Boden schlafen – ganz wie ein Zigeunerkönig. Und morgen würde er gekühlten Wein aus dem Nabel einer Tänzerin der Holzfällerlager schlürfen, hören, wie ihre Seufzer eins wurden mit dem Quaken der Frösche in den Untiefen des Flusses, und dann im weichsten aller Betten auf dem Sommerbalkon seiner Dritten Waldresidenz einschlafen.
    Rudolfo lächelte.
    Doch als er sich nach Süden wandte, erstarb sein Lächeln. Er zügelte sein Pferd und blinzelte ins Sonnenlicht. Die Zigeunerspäher taten es ihm gleich und beruhigten mit Pfiffen ihre Pferde, die langsamer wurden, anhielten und dann tänzelnd dastanden.
    »Bei den Göttern«, sagte Gregoric. »Wodurch kann so etwas nur zustande kommen?«zu
    Im Südwesten, hoch aufgebauscht über dem Waldsaum am Horizont, der die entfernteste Grenze seines Reiches markierte, reckte sich eine Säule aus schwarzem Rauch wie eine Faust in den Himmel.
    Rudolfo starrte, und sein Magen verkrampfte sich. Allein die Größe der Rauchwolke schüchterte ihn ein; sie war unvorstellbar. Er blinzelte, und sein Verstand machte sich so weit von dem Anblick frei, dass er ein paar Berechnungen durchführen konnte, indem er rasch die Entfernung und die Richtung anhand des Sonnenstandes und der wenigen Sterne ermittelte, die hell genug waren, um auch bei Tag zu scheinen.
    »Windwir«, sagte er, ohne dass es ihm bewusst wurde.
    Gregoric nickte. »Jawohl, General. Aber was kann das sein?«
    Rudolfo wandte sich von der Wolke ab, um seinen Befehlshaber zu mustern. Er kannte Gregoric schon seit Kindertagen und hatte ihn mit fünfzehn Jahren zum jüngsten Hauptmann der Zigeunerspäher gemacht, als er selbst erst zwölf gewesen war. Sie hatten viel zusammen erlebt, aber Rudolfo hatte Gregoric noch nie zuvor erbleichen sehen.
    »Wir werden es allzu bald erfahren«, sagte Rudolfo. Dann stieß er einen Pfiff aus, um seine Männer zu sich zu rufen. »Ich will, dass Reiter zu allen Neun Häusern ausschwärmen, um die Streunende Armee zu versammeln. Zwischen uns und Windwir besteht Bundschaft; ihre Vögel werden schon unterwegs sein. Wir treffen uns in einem Tag in den Steppen des Westens; in drei Tagen werden wir Windwir zur Seite stehen.«
    »Sollen wir die Späher magifizieren, General?«
    Rudolfo strich sich über den Bart. »Ich glaube nicht.« Er überlegte einen Augenblick lang. »Aber wir sollten darauf vorbereitet sein«, fügte er hinzu.
    Gregoric nickte und erteilte mit bellender Stimme die Befehle.
    Während die neun Zigeunerspäher fortritten, ließ Rudolfo sich aus dem Sattel gleiten und betrachtete die schwarze Säule. Der Pfeiler aus Rauch, so breit wie eine Stadt, verlor sich im Himmel.
    Rudolfo, der Herr der Neun Häuser der Neun Wälder, der General der Streunenden Armee, spürte, wie Neugier und Angst zitternd über seine Wirbelsäule tanzten.
    »Was, wenn sie nicht da ist, wenn wir ankommen?«, fragte er sich laut.
    Und er wusste – ohne es wirklich wissen zu wollen -, dass die Stadt nicht mehr da sein würde und dass sich aus diesem Grund die Welt verändert hatte.
    Petronus
    Petronus war mit dem Flicken des Netzes fertig und verstaute es im Bug seines Bootes. Es war ein weiterer ruhiger Tag auf dem Wasser gewesen – ein weiterer Tag, an dem kaum etwas Nennenswertes geschehen war, aber damit war er zufrieden.
    Heute Abend würde
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