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Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Titel: Psalms of Isaak 01. Sündenfall
Autoren: Ken Scholes
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die Stadt mitgenommen, um der Bundschaft beim Begräbnis Genüge zu tun. Rudolfo war sogar mit seinem Vater geritten, fest an dessen Rücken geklammert, als sie den päpstlichen Sarg die vollgestopfte Straße entlang begleiteten. Obwohl die Große Bibliothek in dieser Trauerwoche geschlossen gewesen war, hatte Jakob einen kurzen Besuch dort eingerichtet, zusammen mit einem Bischof, den seine Zigeunerspäher einst auf dem Weg in die Mahlenden Ödlande vor einem Überfall durch Banditen gerettet hatten.
    Die Bücher … Ihr Götter, die Bücher, dachte er. Seit Anbeginn des Zeitalters des Lachenden Wahnsinns hatten die Jünger P’Andro Whyms alles Wissen über die Früheren Zeiten gesammelt, das sie auftreiben konnten: Magie, Wissenschaften, Kunst und Geschichte, Karten und Lieder. Sie hatten sie in der Bibliothek von Windwir zusammengetragen, und aus dem schläfrigen Bergdorf war mit der Zeit die mächtigste Stadt der Neuen Welt geworden.
    Er war damals sechs Jahre alt gewesen. Er und sein Vater waren in den ersten Raum getreten, und Rudolfo hatte die Bücher betrachtet, die sich so weit erstreckten, wie er über sich und um sich herum blicken konnte. Dort war er zum ersten Mal Zeuge eines Wunders geworden, und es hatte ihn erschreckt.
    Nun erschreckte ihn der Gedanke an das verlorene Wissen noch viel mehr. Dies hier war ein Wunder von einer Art, die niemand jemals erleben sollte, und er schüttete den letzten Rest des Weines hinunter und klatschte in die Hände, um sich mehr bringen zu lassen.
    »Wodurch könnte so etwas geschehen?«, fragte er leise.
    Ein Hauptmann räusperte sich höflich an seinem Zelteingang.
    Rudolfo blickte auf. »Ja?«
    »Das Lager ist errichtet, General.«
    »Hervorragende Neuigkeiten, Hauptmann. Ich werde es sofort mit Euch in Augenschein nehmen.« Rudolfo vertraute seinen Männern bedingungslos, aber er wusste auch, dass alle Männer mit den Erwartungen ihres Anführers wuchsen oder verkümmerten. Und ein guter Anführer stellte diese Erwartungen klar.
    Während der Hauptmann draußen wartete, erhob sich Rudolfo und gürtete sich mit seinem Schwert. Er nahm einen kleinen Spiegel zur Hand, um seinen Turban und seine Schärpe zu richten, ehe er hinaus in den Sonnenschein des späten Vormittags trat.
     
    Nachdem er im Lager umhergegangen war, seine Männer ermutigt und ihren Spekulationen über den Fall von Windwir gelauscht hatte, versuchte Rudolfo, in seinem Zelt ein wenig zu schlafen. Er hatte beinahe drei Tage lang kaum ein Auge zugetan, aber trotz der Erschöpfung, die ihn erfasst hatte, konnte er an nichts anderes als die zerstörte Stadt denken.
    Es war irgendeine Art von Magie gewesen, das wusste er. Gewiss hatte der Orden eine ganze Anzahl an Feinden, doch unter ihnen war niemand, der über genügend Macht verfügte, alles so umfassend, so restlos in Schutt und Asche zu legen. Ein Unfall also, überlegte er. Womöglich irgendetwas, das die Androfranziner bei ihren Ausgrabungen gefunden hatten, etwas aus dem Zeitalter des Lachenden Wahnsinns.
    Diese Möglichkeit erschien ihm logisch. Im Zeitalter der Hexenkönige und Kriegsmaschinen war eine ganze Zivilisation durch Magie ausgelöscht worden. Die Mahlenden Ödlande waren Beweis genug dafür, und die Androfranziner hatten tausend Jahre lang in diesen Älteren Landen gegraben, hatten die Magie und die Maschinen in ihre ummauerte Stadt gebracht, um sie zu untersuchen. Was harmlos war, wurde verkauft oder eingetauscht, um zu gewährleisten, dass Windwir die reichste Stadt der Welt blieb. Alles andere wurde erforscht, um zu gewährleisteten, dass sie auch die mächtigste blieb.
    Der Vogel traf ein, als der Nachmittag ausklang. Rudolfo las die Nachricht und dachte nach. Wir haben einen sprechenden Metallmann gefunden , stand in Gregorics kleiner, gedrängter Schrift geschrieben.
    Bringt ihn mir , antwortete Rudolfo und warf den Vogel zurück in den Himmel.
    Dann wartete er in seinen Zelten, um zu sehen, was seine Zigeunerspäher gefunden hatten.

Kapitel 3
    Jin Li Tam
    Jin Li Tam beobachtete, wie es im Lager unruhig wurde, während sie sich Gedanken über den Jungen machte. Nachdem Sethbert ihn in die Arme geschlossen hatte, hatte der Überlebende etwas sagen wollen, aber aus seinem Mund war lediglich ein Schwall von Wörtern gekommen, gemurmelte Zeilen, die sich ganz nach einem whymerischen Text anhörten. Und obwohl er nicht älter als fünfzehn oder sechzehn sein konnte, war sein verheddertes Haar weiß und seine Augen blickten weit
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