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Propaganda

Propaganda

Titel: Propaganda
Autoren: Edward Bernays
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amerikanische Nachrichtenquelle, weder Print noch Radio, auch nur anzudeuten, was die Wissenschaft über den Tabak herausgefunden hatte – ein von der Werbung verursachter Blackout, der sich hartnäckig hielt, im Wesentlichen bis in die 70er-Jahre. So stark war der Einfluss der Tabakkonzerne, die sich solcher PR-Genies wie Bernays bedienten.
    Auch wenn Bernays die Wahrheit über den Tabak erkannte und eine Konsequenz daraus zog, für die ihm Respekt gebührt, so ist es doch eine Tatsache, dass Konzernpropaganda unbequeme Journalisten zum Schweigen bringt. Nur so war es möglich, dass die frühen Warnungen keinen Widerhall fanden und der Zunahme an Erkrankungen nicht die ihr gebührende Aufmerksamkeit zuteil wurde. Nicht anders als mit den Risiken des Rauchens war es bis vor wenigen Jahren noch mit der globalen Erwärmung. So ist es heute mit der krebserregenden Wirkung von Mobiltelefonen oder den giftigen Nebenwirkungen von Fluor um nur um ein paar Gesundheitsgefahren zu benennen, über die wenig berichtet wird. In all diesen Fällen ist der investigative Journalist der natürliche Feind des Propagandisten, weil jener im Interesse der Öffentlichkeit agiert und dieser dagegen.
    Auch Bernays lässt seine Geringschätzung für den investigativen Journalismus durchblicken.
    »Große Unternehmen untersuchen jede Maßnahme daraufhin, ob sie auch ihre echte Persönlichkeit zum Ausdruck bringt«, schreibt Bernays und unterstellt damit unzweifelhaft, dass die Konzernidentität immer irgendwie sympathisch, ansprechend und ihrer Umwelt wohlgesonnen ist – eine Annahme, die ebenso haltlos ist wie das ptolemäische Weltbild. Bei den Zigaretten war es schließlich so, dass die Gegenpropaganda die Tabak-Propaganda besiegte, die so lange eine öffentliche Debatte über die tatsächlichen Folgen des Rauchens verhindert hatte. Auch andere Kampagnen von Bernays verfolgten von vorneherein die Absicht, jede Diskussion über vernünftige Alternativen zu der althergebrachten Art und Weise Geschäfte zu machen, zu dominieren oder gar zu unterbinden.
    1929 hob Bernays »Light’s Golden Jubilee« aus der Taufe, das goldene Jubiläum des Lichts. Der große Anlass für den medial ungeheuer aufgebauschten gemeinsamen Auftritt von Thomas Edison und Henry Ford wirkte auf den ersten Blick wie eine ernst gemeinte und spontane Feier anlässlich des 50. Jubiläums von Edisons Erfindung der Glühbirne. In Wirklichkeit war das Jubiläum nur ein Propaganda-Streich von General Electric und der zu ihr gehörenden National Electric Light Association (NELA), dank derer GE die gesamte elektrische Versorgung der USA im Würgegriff hatte. Von 1919 bis 1934 führte die NELA den größten Propaganda-Feldzug in Friedenszeiten in der US-Geschichte durch, mit der Absicht, das Interesse an einer öffentlichen Beteiligung an Stromversorgungsunternehmen niederzuringen. Dass Privatkapital die Macht über die gesamte nordamerikanische Stromversorgung haben sollte, war eine Tatsache, die gar nicht erst debattiert werden sollte. 1 5
    1953 half Bernays dabei, das Gerücht zu streuen, dass Guatemala kommunistisch unterwandert werde – eine dankbare Legende, an die er wohl selbst glaubte, so schreibt er in seinem Memoiren. 1 6 Bernays wurde von der United Fruit Company angeheuert, auf deren Geheiß hin die Regierung Eisenhower die CIA einsetzte, um die demokratisch gewählte Regierung von Jacobo Arbenz zu stürzen. So begann Guatemalas moderne Geschichte als quasi-faschistische Oligarchie. Seither können die Bananen und Ananas in Seelenruhe von billigen einheimischen Arbeitskräften gepflückt werden und die Gewinne in den Norden abfließen. Die Möglichkeit einer weniger explosiven, nicht-kolonialen Regelung des Interessenkonflikts wurde von Bernays gar nicht in Betracht gezogen, genauso wenig, wie sich das die United Fruit vorstellen konnte. Und so konnte es hier auch nicht zu einer öffentlich ausgetragenen Diskussion kommen.
     
     
    IV
     
    Propaganda war ein großer Erfolg für Bernays. Es stattete Bernays’ Ruf zusätzlich mit dem Ruhm des Autors aus, was ihm neue Kunden eintrug. Mit seiner Absicht, den Begriff Propaganda zu rehabilitieren, ist er jedoch gescheitert. Aber das wäre niemandem und keinem Buch oder keiner Propaganda gelungen. Im Gegenteil: Auch nach 1928 nahm die negative Tönung des Wortes Propaganda noch zu, denn erst im Verlauf des Jahrzehnts war nach und nach zu Tage getreten, wie systematisch und einfallsreich die alliierten Regierungen vor
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