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Propaganda

Propaganda

Titel: Propaganda
Autoren: Edward Bernays
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omnipräsent. Das zielt raffiniert auf die westlichen Medien, die diese Nachrichten nicht überprüfen können und so möglicherweise einen falschen Eindruck wiedergeben. Hier geht es nicht mehr wie bei Bernays darum, etwas zu verkaufen, um Public Relations, es geht darum, mithilfe der Propaganda Angst zu schüren und so Politik zu machen. Die Taliban bieten jedenfalls ein aufreibendes Verwirrspiel, das die Bundesregierung zu dem unfreiwilligen Kompliment veranlasste, »sie seien die Zeremonienmeister des Terrors«.
    Eine Art Selbsthysterisierung lähmt die westliche Welt. Auch wenn es zynisch klingt: Die Terroristen von al Qaida haben bisher weltweit weniger Menschen getötet, als in Deutschland jährlich durch den Autoverkehr ums Leben kommen. Die Toten auf den Straßen gehören zum Alltag in der Bundesrepublik, sie sind das fast selbstverständliche Opfer für moderne Mobilität. Tote durch Terroristen verbreiten ungleich mehr Schrecken, und aus Angst vor der Schattenmacht des Terrorismus sind Politiker bereit, den Rechtsstaat selbst immer mehr in Frage zu stellen. Aus Angst vor dem Terrorismus begehen die Verunsicherten lieber Selbstmord auf Raten. Ein Triumph für den Terrorismus. Propaganda ist deshalb zur stärksten politischen Macht der Underdogs geworden.
     
    Auch Kriege werden heute nur noch selten auf dem Schlachtfeld entschieden, sondern in den Medien, durch Propaganda. Und es sind nicht immer die Mächtigsten, die gewinnen. Der Krieg Israels gegen die Hisbollah ist so ein Beispiel. Israel hat bei diesem Abenteuer seinen Mythos der Unbesiegbarkeit aufs Spiel gesetzt. Den Propagandakrieg hat die Hisbollah gewonnen. Die Weltmacht Amerika mit ihrer Hightech-Armee war nicht in der Lage, dem schwachen, aber politisch komplizierten Irak ihren politischen Willen aufzuzwingen. Und selbst die viel gerühmten amerikanischen »Spin-Doktoren« waren ratlos und schafften es bisher nicht, diesen propagandistischen Supergau zu verhindern. Es ist schon erstaunlich: Die gelegentlich archaisch anmutenden Dschihadisten scheinen in Propaganda-Dingen ihren Gegnern überlegen. »Die Propaganda wird nie aussterben«, schreibt Bernays im Schlusskapitel seines Buches. Wie recht er hat.
    Ausgerechnet einer, der aussieht wie ein Prophet aus längst vergangener Zeit, ist zum erfolgreichsten Spin-Doktor der Gegenwart geworden: Osama bin Laden. Obwohl es nie mehr als 3.000 Araber in Afghanistan gab, erfand er die Legende, sie hätten die Sowjetunion besiegt. Dieser Mythos übt bis heute eine magische Anziehungskraft auf viele Araber aus. Bin Laden gibt ihnen – was die arabischen Regierungen nicht können – das Gefühl, stark zu sein. Erfolgreiche Propaganda.
     
    Ulrich Kienzle, Rauenthal (Hessen), im Dezember 2009

 
    Die Ordnung des Chaos
     
    Die bewusste und zielgerichtete Manipulation der Verhaltenweisen und Einstellungen der Massen ist ein wesentlicher Bestandteil demokratischer Gesellschaften. Organisationen, die im Verborgenen arbeiten, lenken die gesellschaftlichen Abläufe. Sie sind die eigentlichen Regierungen in unserem Land.
    Wir werden von Personen regiert, deren Namen wir noch nie gehört haben. Sie beeinflussen unsere Meinungen, unseren Geschmack, unsere Gedanken. Doch das ist nicht überraschend, dieser Zustand ist nur eine logische Folge der Struktur unserer Demokratie: Wenn viele Menschen möglichst reibungslos in einer Gesellschaft zusammenleben sollen, sind Steuerungsprozesse dieser Art unumgänglich.
    Die unsichtbaren Herrscher kennen sich auch untereinander meist nicht mit Namen. Die Mitglieder des Schattenkabinetts regieren uns dank ihrer angeborenen Führungsqualitäten, ihrer Fähigkeit, der Gesellschaft dringend benötigte Impulse zu geben, und aufgrund der Schlüsselpositionen, die sie in der Gesellschaft einnehmen. Ob es uns gefällt oder nicht, Tatsache ist, dass wir in fast allen Aspekten des täglichen Lebens, ob in Wirtschaft oder Politik, unserem Sozialverhalten oder unseren ethischen Einstellungen, von einer (angesichts von 120 Millionen US-Bürgern) relativ kleinen Gruppe Menschen abhängig sind, die die mentalen Abläufe und gesellschaftlichen Dynamiken von Massen verstehen. Sie steuern die öffentliche Meinung, stärken alte gesellschaftliche Kräfte und bedenken neue Wege, um die Welt zusammenzuhalten und zu führen.
    Die Notwendigkeit dieser unsichtbaren Instanzen für ein gut funktionierendes Zusammenleben aller wird in der Regel verkannt. Nehmen wir zum Beispiel die Politik: Natürlich
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