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Projekt Sakkara

Titel: Projekt Sakkara
Autoren: Andreas Wilhelm
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Erkenntnisse. Manchmal wusste er, dass etwas richtig oder falsch war, konnte Antworten fast greifen, ohne sie tatsächlich zu kennen. Es hatte angefangen, als er das erste Mal seinen Kopf in den Lichtkorridor der Höhle gesteckt hatte. Aber sein Erlebnis mit Stefanie, die zusammen mit ihm die geheimnisvolle Kaverne betreten hatte, hatte noch etwas ganz anderes bewirkt. Er war sich sicher, dass sie ihm nicht nur auf irgendeine Weise das Leben gerettet, sondern ihn verändert hatte. Danach hatte er sie mit anderen Augen gesehen, nicht mehr als normale Frau, sondern strahlender, größer, unwirklicher. Er vermisste sie, und trotzdem hatte er ab und zu das sichere Gefühl, dass sie noch da war.
    Patrick schüttelte leicht den Kopf. Allein, dass er sich über solche Sachen Gedanken machte, zeigte ihm, dass sich etwas an ihm geändert hatte. Sei's drum, wahrscheinlich ging es auch irgendwann vorüber.
    Unterdessen referierte Peter über die Bibliothek von Alexandria. Patrick versuchte nicht, den Anschluss an die Rede wieder zu finden, und sah sich stattdessen im Publikum um. Es erstaunte ihn immer wieder, wie unterschiedlich die Leute waren, und vor allen Dingen, wie viele es waren, die sich für die Pseudowissenschaften interessierten. Das hier war eine Paläo-SETI-Konferenz. Die Popularität dieses Themas war wohl hauptsächlich Däniken zu verdanken, der vor dreißig Jahren hiermit seine ersten großen Bucherfolge gefeiert hatte. Es ging um die Idee, dass die Menschheit von einer außerirdischen Macht geschaffen oder gezeugt worden sei und dass alle Berichte über Götter des Altertums in Wirklichkeit auf außerirdische Astronauten und Raumschiffe zurückzuführen seien. Paläo-SETI sollte nichts anderes bedeuten als die Suche nach außerirdischer Intelligenz in der Erdvergangenheit. Mittlerweile standen in solchen Konferenzen aber längst nicht nur die viel zitierten Astronautengötter im Mittelpunkt. Es wurde gleichermaßen über die Numerologie der Großen Pyramide diskutiert, über den Bibel-Code und neue UFO-Sichtungen in der Wüste von Nevada, über die letzte Sommersonnwendfeier in Stonehenge und die Linien von Nazca, den Fund aus Burrow's Cave und die Fußspuren, die beweisen sollten, dass Menschen und Dinosaurier gleichzeitig gelebt haben. Es gab Verkaufsstände mit Duftlampen und Räucherstäbchen, Henna-Tattoos, Edelsteine, Indianerschmuck, Traumfänger, Pendel, Salzkristalllampen, Zimbeln, Tarot-Karten, goldene Buddhastatuen, unechte tibetische Tankhas, Feng-Shui-Brunnen, Kupfer- und Magnetarmbänder, Takyonen-Kapseln, Bausätze für Drahtpyramiden, levitiertes Wasser, Videos über Wünschelruten, DVDs über Rückführungssitzungen und Bücher über tantrische Sexpraktiken.
    Und mitten drin er, Patrick Nevreux, der amüsiert den Kopf schüttelte und Peter Lavell, der Geschichtsprofessor, der soeben versuchte, den Zuhörern den Wert von Wissen und die Nichtigkeit der Magie nahezubringen. Wahrscheinlich vollkommen vergeblich, aber das Publikum war wohlgesonnen. Vielleicht war das ein positiver Aspekt dieser Leute: Indem sie nach einer anderen Wahrheit suchten als die Anhänger der großen Religionen, waren sie zwangsläufig offen, akzeptierten zumindest die Möglichkeit, dass es eine oder vielleicht sogar mehrere andere Wahrheiten geben konnte. Daher hörten sie sich diese Meinungen zumindest an.
    Patrick wusste, dass es nicht Peters Idee war, den Vortrag zu halten. Man hatte ihn eingeladen mit der Auflage, seinen Teil beizutragen. Er sollte zum Thema »Wissen« referieren, und er machte das Beste daraus.
    Als sich Patrick und Peter das letzte Mal gesehen hatten, lagen die Ereignisse in Südfrankreich gerade hinter ihnen, und die Erinnerung und der Antrieb waren noch frisch gewesen. Sie hatten vereinbart, so schnell wie möglich gemeinsam eine Expedition zu planen. Etwas zog sie nach Ägypten, darin waren sie sich einig gewesen, obwohl sie nicht über ihre jeweiligen Beweggründe geredet hatten. Doch die Zeit war schnell vergangen, und ihre Pläne nahmen erst Gestalt an, als Peter diese Einladung bekommen hatte. Man bot ihnen ein Projekt in Ägypten an, und heute, nach dem vereinbarten Vortrag, sollte das erste Treffen stattfinden.
    »Die Existenz der Rosenkreuzer«, erklärte Peter, »war zu Beginn des 17. Jahrhunderts nicht weniger zweifelhaft als heute. Während sich einige bedeutende Wissenschaftler und Intellektuelle auf die Seite der mystischen Bruderschaft schlugen und den Wunsch äußerten, in den
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