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Projekt Omega

Projekt Omega

Titel: Projekt Omega
Autoren: Peter Mennigen
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Holzverarbeitung. Darauf thronte eine Kasse, die bereits in der Disco-Ära ihre besten Tage hinter sich gehabt hatte. Die Wand dahinter war mit deckenhohen Regalen zugestellt, vollgestopft mit DVDs. Die übrigen Wände dekorierten Filmplakate posierender Frauen, die außer Ohrringen nichts am Leibe trugen und nur aus der Entfernung wirklich gut aussahen. An der Kopfseite führte ein enger Durchgang zu den Kabinen, in denen man sich mit Videos oder einer Peepshow vergnügen konnte.
    Der Ladenbesitzer war allein und sortierte neue Filme auf DVD aus einem Karton in ein Regal. Die meisten Leute, die ihn kannten, hielten Eric Styles für einen hässlichen Fettsack; ganz falsch lagen sie damit nicht. Styles war um die fünfzig und hatte ungepflegte Zauselhaare. Seine Beine steckten in einer Hose aus schwarzem Kunstleder. Über seinem schwabbeligen Bierbauch spannte sich ein Metallica-Shirt. Seine nackten Arme zierte eine Vielzahl verstörender Tattoos. An den Füßen trug er lädierte Stiefel aus Schlangenleder-Imitat.
    Er drehte sich zum Ladenbesucher um und fragte: »Kann ich etwas für Sie tun?« Seine Stimme klang rau wie eine rostige Türangel.
    »Ich suche einen Film«, antwortete Cotton.
    »Was Bestimmtes?«
    »Haben Sie ›Iwo Jima‹ mit John Wayne?«
    »Wollen Sie mich veräppeln?«
    »War nur ein Scherz.« Cotton ließ den Blick über die Wände mit den Plakaten gleiten. Er überlegte kurz, ob er sein Glück mit einem Schuss ins Blaue wagen sollte und folgte dann einem Impuls: »Haben Sie was mit Heather Heart?«
    »Heather Heart? Nie gehört. Ist wohl neu im Geschäft. Ich kann ja mal im Computer checken, ob von der was lieferbar ist.«
    »Die Arbeit können Sie sich sparen. Ihre Videos sind out of print.«
    »Tja, dann kann ich auch nicht weiterhelfen. Möchten Sie was anderes zur Entspannung daheim, oder eine unserer Kabinen aufsuchen?«
    Statt auf das Angebot einzugehen, kam Cotton zum eigentlichen Grund seines Besuches.
    »Sie verkaufen hier eine Menge Mist.« Mit dem Kinn deutete er in Richtung der Plakate. »Lässt sich damit überhaupt Geld verdienen?«
    »Mit einer textilfreien Tussi lässt sich immer Geld verdienen. Wieso?«
    Cotton erzählte, er wolle in New York als Sexfilmproduzent einsteigen und habe gehört, Styles sei eine große Nummer in der Branche gewesen. Vielleicht könne er ihm ja mit ein paar Insidertipps weiterhelfen.
    Styles brachte ein müdes Grinsen zustande. »Sie wollen in diese Branche einsteigen? Sind Sie dafür nicht noch ein bisschen zu grün hinter den Ohren?«
    »Lassen Sie das meine Sorge sein, Mister.«
    »Okay. Also, um in die Branche einzusteigen, gibt es drei Möglichkeiten: Erstens, man sucht sich einen Verleiher, der den Streifen in die Kinos bringt. Zweitens, man brennt den Streifen selbst auf DVD und vertickt die Kopien eigenhändig in Sexshops. Drittens, man vergisst die Idee schnell wieder. Möglichkeit eins und zwei könnten nämlich dazu führen, dass man sich als Fischfutter im Hudson wiederfindet. Das ist ein knallhartes Geschäft. Die Leute, die es kontrollieren, mögen keine Konkurrenz. Schon gar nicht von Neulingen. Investieren Sie Ihre Kohle lieber an der Wall Street. Vermutlich werden Sie da mehr Geld verlieren als gewinnen, aber immerhin behalten Sie Ihr Leben. Und noch ein zusätzlicher Tipp: Verschwinden Sie aus meinem Laden, und lassen Sie sich nie wieder blicken.«
    Cotton dankte für die gut gemeinten Ratschläge und verließ den Sexshop mit den Worten: »War nett, Sie kennenzulernen. Allerdings würde ich nicht darauf wetten, dass wir uns nicht mal wiedersehen.«
    Die Saat hatte der G-Man ausgebracht. Für die Ernte musste er bis morgen warten.
*
    Decker hatte ihre Ausrüstung für den anstehenden Undercover-Job zusammengestellt. Zu diesem Zweck war sie in exotischen Boutiquen gewesen, in die sie normalerweise nie einen Fuß setzen würde. Sie erwarb einige extrem gewagte Outfits von der Art, wie sie sich die Garderobe einer Pornoqueen vorstellte. Da sie auf keinerlei praktische Erfahrungen zurückgreifen konnte, verließ sie sich bei der Zusammenstellung der Kollektion ganz auf ihren Instinkt. Sie verstaute die Tüten und Taschen mit ihrer Ausbeute in ihrem Dienstwagen und fuhr zum HQ des G-Teams zurück, gespannt auf Cottons fachmännisches Urteil, ihre Auswahl betreffend.
    Am frühen Nachmittag hatte auch Zeerookah seine Einkaufstour beendet. Mit einem neutralen Plastikbeutel unter dem Arm betrat er das HQ.
    Cotton saß bereits wieder an seinem
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