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Projekt Omega

Projekt Omega

Titel: Projekt Omega
Autoren: Peter Mennigen
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Mindeste, was man für den Preis erwarten darf. Normalerweise haben meine Sachen dreimal so viel Stoff und kosten dafür nur ein Drittel.«
    »Ich könnte mich daran gewöhnen. Sollte ich als Dienstkleidung vorschlagen.«
    Ehe Decker etwas erwidern konnte, gelangten sie zum »East Room«, dem großen Festsaal für Staatsempfänge. An der weit geöffneten Flügeltür wurden sie vom Präsidenten und der First Lady mit Handschlag begrüßt. Das Ritual nahm pro Gast keine Minute in Anspruch.
    In Deckers Kielwasser betrat Cotton einen pompösen Salon. Die Wände waren in dezenten creme und lindgrünen Farbtönen gehalten. Antike Möbel, Teppiche und Gemälde werteten das Dekor des geschichtsträchtigen Saals zusätzlich auf.
    Cotton entdeckte seinen Chef. John D. High war in ein Gespräch mit einem Senator vertieft. Um die beiden nicht zu stören, taten die Agents so, als hätten sie ihren Vorgesetzten nicht gesehen. Soweit Cotton es im Vorbeigehen mitbekam, bat der Senator den hochgewachsenen Mr High im Namen ihrer nicht existierenden Freundschaft um einen Gefallen. Dabei wusste jeder im G-Team, dass High den Politiker nicht ausstehen konnte.
    Decker und Cotton bewegten sich vorsichtig weiter, vorbei an modebewusst gekleideten Ladys mit ihren männlichen Begleitern, die sich mit einfallslosen Smokings zufriedengaben. Die Gäste hatten kleine Gruppen gebildet und unterhielten sich angeregt.
    »Ich bin zu jung für so was«, stöhnte Cotton beim Anblick der größtenteils silberhaarigen Fraktion seines Geschlechts.
    »Was ist mit einem Drink?«, fragte Decker.
    »Was soll damit sein?«
    »Ein wahrer Gentleman versorgt eine Lady bei solchen Anlässen mit Alkoholischem, um sie bei Laune zu halten.«
    »Dann werde ich mich schleunigst auf die Suche machen.« Cotton hielt Ausschau nach einer Bar. Am anderen Ende des Saals schlängelte sich eine Serviererin zwischen den Gästen hindurch. Routiniert jonglierte sie ein Tablett voller Cocktailgläser, in denen Eiswürfel klimperten. Cotton bahnte sich einen Weg zu der jungen Frau. Sie schenkte ihm ein Lächeln, als er zwei Drinks von ihrem Tablett nahm und sich bedankte.
    Mit einem Glas in jeder Hand kehrte Cotton zu der Stelle zurück, wo er Decker zurückgelassen hatte. Sie war verschwunden. Offensichtlich wirkte sie zu anziehend auf die männlichen Gäste, um lange alleine zu bleiben. Cotton entdeckte sie vor einem offenen Kamin, umlagert von einer Traube gut aussehender Männer. Mit einem bezaubernden Lächeln nahm Decker die Avancen entgegen.
    Wie es aussah, war Cotton nun auf sich allein gestellt. Begleitet von den dezenten Klängen eines Klaviers und dem Gefühl des Deplatziertseins balancierte er seine Cocktailgläser zu einer der hohen Terrassentüren. Mit dem Ellbogen drückte er geradezu artistisch eine der Klinken herunter, ohne dass ein Tropfen aus den Gläsern schwappte, und trat hinaus auf die Terrasse in die laue Nachtluft. Hinter sich schloss er die Tür auf ähnliche Weise, wie er sie geöffnet hatte.
    Cotton atmete tief durch. Die Terrasse war menschenleer. Irgendwo plätscherte ein Springbrunnen. Der Himmel zeigte ein samtenes Nachtblau, voll glitzernder Sterne und einer Mondsichel über dem Horizont.
    Der G-Man verharrte an der steinernen Balustrade mit Blick auf die Parkanlage und leerte die beiden Cocktails hintereinander. Sein Plan: Den öden Abend mittels großzügigen Umgangs mit Alkohol etwas weniger öde zu gestalten.
    Beim Abstellen des zweiten Glases bemerkte er im Augenwinkel die Gestalt einer Frau in der Terrassentür. Ihre schlanke Silhouette hob sich schwarz wie ein Schattenriss vor dem erleuchteten Festsaal ab.
    Neugierig wandte Cotton der Unbekannten den Kopf zu. Die nippte an ihrem Drink, während sie ihrerseits den G-Man taxierte.
    »Guten Abend«, grüßte er. »Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?«
    »Ich suche jemanden«, antwortete sie mit einer bemerkenswert dunklen und samtigen Stimme.
    »Tut mir leid, da muss ich passen. Ich kenne auf der Party so gut wie niemanden.«
    »Sind Sie nicht Jeremiah Cotton?«
    »Wie der Zufall es will, bin ich es«, antwortete er und fragte sich verwundert, woher die Lady seinen Namen kannte.
    Mit geschmeidigen Schritten trat sie auf ihn zu. Die dezente Terrassenbeleuchtung enthüllte eine blendend aussehende Frau in den Dreißigern mit feinen Gesichtszügen, hohen Wangenknochen und außergewöhnlich schönen Augen. Ihr Make-up war makellos, ebenso das eng geschnittene, knielange Kleid aus blassblauer
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