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Projekt Omega

Projekt Omega

Titel: Projekt Omega
Autoren: Peter Mennigen
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sich. Während Styles im Gedränge verschwand, trat Vernon wieder auf die Terrasse hinaus.
    »Wo ist Styles hin?« Cotton konnte ihn nirgendwo mehr entdecken.
    »Führt seinen Königstiger auf der Toilette Gassi«, antwortete Vernon. »Was das Video angeht, ist alles geklärt. Aber das wird euch Eric gleich selbst erzählen.«
    Bis es so weit war, mussten sie sich noch zehn Minuten gedulden. Dann erschien der Sexshopbesitzer endlich auf der Terrasse. Gemächlich blickte er sich um und zog seine Hose am Bund etwas höher.
    »Okay, ich weiß jetzt Bescheid.« Er hatte sich eine enttäuschte Miene zurechtgelegt, die er nun den Agents präsentierte. »Ihr seid also Privatschnüffler und habt mich die ganze Zeit bloß verschaukelt. Na, okay. Ich bin deswegen nicht sauer, wenn ich dafür ein entsprechend großes Stück von eurem Kuchen abbekomme. Was diesen Film angeht, gibt es allerdings eine gute und eine weniger gute Nachricht. Die gute ist, der Streifen befindet sich noch in Vernons Besitz.«
    »Ich denke, der da«, Decker nickte in Richtung Vernon, »hat ihn längst verscherbelt?«
    »Hab ich nie behauptet«, muckte der auf. »Das ist eine Unterstellung.«
    »Und woher haben Sie dann die Kohle, mit der Sie momentan um sich werfen?«, wollte Cotton wissen.
    »Stammt vom Vorschuss für das Video«, murmelte Vernon mit einem stoischen Gesicht, um das ihn jeder Pokerspieler beneidet hätte. »Der eigentliche Deal soll kommenden Mittwoch über die Bühne gehen.«
    »Wieso haben Sie uns das nicht schon früher erzählt?« Wie in Gedanken strich Decker den Stoff an ihren Hüften glatt.
    Während der Gefragte nach einer plausiblen Antwort sann, sprang Eric für ihn in die Bresche: »Weil er glaubte, dass ihr ihm nicht glauben und sein Gerede für Zeitschinderei halten würdet.«
    »Na schön«, seufzte die Agentin. »Und wo ist der Film jetzt?«
    »Das ist die weniger gute Nachricht.« Vernon konnte dem Blick der Agentin nicht standhalten und senkte den Kopf. »Das Video liegt bei mir zu Hause.«
    »Also, so schlecht finde ich das jetzt nicht«, stellte sie mit einer gewissen Erleichterung fest. »Fahren wir hin und holen das Ding. Wir kriegen den Film, der Käufer bekommt seinen Vorschuss zurück, Sie haben keinen Ärger mehr mit uns, und alle sind glücklich.«
    »Da gibt es nur ein Problem.« Vernon sah aus, als wünschte er sich in diesem Moment ans andere Ende der Welt. »Einen Teil des Vorschusses habe ich schon verjubelt. Wenn ihr den Film haben wollt, brauche ich fünftausend Mäuse von euch.«
    Decker holte tief Luft. »Das dürfte machbar sein. Natürlich wollen wir zuerst den Film sehen.«
    »Dann fahren wir am besten gleich los und holen ihn«, schlug Styles vor. »Vernon, geh mit Bambi oder wie immer die Lady heißen mag schon mal zum Vorderausgang und warte da auf uns. Ich muss mit Jeremiah noch ein paar Kleinigkeiten unter vier Augen besprechen. Ist was Geschäftliches.«
    »Okay, aber lasst uns nicht zu lange warten.« Vernon wandte sich zum Gehen.
    Decker folgte ihm mit klappernden Absätzen, damit er die Gelegenheit nicht zur Flucht nutzen konnte.
    Kaum waren die beiden im Haus verschwunden, schien es Styles nicht mehr so eilig zu haben. Sein dringendes Bedürfnis, mit Cotton unter vier Augen zu reden, hatte sich erstaunlich schnell gelegt.
    »Also, was gibt’s?«, fragte Cotton.
    »Die Sache ist die«, druckste Styles herum. »Ich trau Vernon nicht über den Weg. Wäre nicht falsch, wenn wir auf der Fahrt ein bisschen die Augen offen halten.«
    »Denke ich auch«, pflichtete Cotton ihm bei. »Meine innere Stimme flüstert schon eine ganze Weile, dass der gute Vernon uns gewaltig reinlegen will.«

11
    Statt sich wie Decker und Vernon durch den Salon voller Gäste zu quetschen, führte Styles den G-Man von der Terrasse außen um das Gebäude herum. Inzwischen war es fast dunkel geworden, sodass sie aufpassen mussten, wohin sie auf dem unebenen Rasen traten. Hinter der nächsten Hausecke gelangten sie auf den Platz, wo Styles seinen Nissan abgestellt hatte.
    Cotton hatte das Auto fast erreicht, da bemerkte er, dass sein Begleiter nicht mehr neben ihm ging. Styles hatte sich zwei Schritte zurückfallen lassen. Lautlos zog er einen Totschläger, den er gewohnheitsmäßig bei sich führte, aus seiner Jacke hervor und holte aus.
    Cotton bemerkte im Augenwinkel eine schnelle Bewegung und wirbelte herum. Er sah nur noch die Stahlrute, die auf ihn zusauste. Ihm schoss noch durch den Sinn, dass er einen Riesenfehler
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