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Projekt Omega

Projekt Omega

Titel: Projekt Omega
Autoren: Peter Mennigen
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Kohle für einen billigen Streifen rausschmeißt, ist da noch mehr drin.«
    »War noch mehr drin?«
    Er nestelte nervös an seinem Ärmel rum. »Nicht direkt, erst Jahre später, als in den Nachrichten ein Bericht über die Hochzeit von irgendeinem hohen Tier aus Washington kam. Ich dachte, mich laust der Affe, als ich in der Braut Heather Heart wiedererkannte. Natürlich nannte sie sich inzwischen anders. Da wurde mir einiges klar. Nicht nur, weshalb sie so heiß auf ihre alten Flicks gewesen war. Vor allem, dass der Streifen, den ich noch von ihr besaß, sein Gewicht in Diamanten wert war. Mein erster Gedanke war, dass die Lady bestimmt ein paar zusätzliche Dollars rüberwachsen lassen würde, damit ich ihrem Gatten nicht eine Kostprobe ihres schauspielerischen Talents zeigte …«
    »Sie haben sie erpresst?«, unterbrach Decker ihn.
    »Das war der ursprüngliche Plan. Dummerweise hat Erpressung bei mir noch nie funktioniert. Dafür saß ich schon mehr Jahre hinter Gittern, als mir lieb ist. Deshalb konnte ich mich lange nicht entscheiden, was ich mit meinem Goldesel anfangen sollte.«
    »Bis Sie ihn vor ein paar Wochen oder Monaten weiterverkauft haben«, folgerte Cotton.
    »Richtig. Aber ich habe ihn nicht jemandem angeboten, wenn Sie das meinen. Der Käufer ist auf mich zugekommen.«
    »Wahrscheinlich, weil er über hellseherische Fähigkeiten verfügt«, behauptete der G-Man sarkastisch.
    »Wohl eher, weil ich meine große Klappe nicht halten konnte«, gestand Vernon. »Wenn ich einen gezwitschert habe, plappere ich ziemlich viel. Kann sein, dass ich auch mal damit geprahlt hab, ein Sextape zu besitzen, das Millionen wert sei, weil die Tussi, die in dem Streifen rummacht, die Frau von ’nem hohen Tier aus der Politik ist. Irgendwie hat sich das dann wohl bis zu dem Käufer rumgesprochen.«
    »Der Ihnen daraufhin ein Angebot für den Film machte, das Sie nicht ablehnen konnten.«
    »So in der Art. Ist jedenfalls ein gutes Geschäft für mich gewesen, ohne jegliches Knastrisiko.«
    »Und wer ist der glückliche Käufer?«
    »Ein Sammler.«
    »Hat dieser Sammler auch einen Namen?« Cottons Geduld hätte einem Zen-Mönch zur Ehre gereicht.
    »Wollen Sie, dass ich auf dem Friedhof ende?«, erschrak der Gefragte. »Wenn ich Ihnen den Namen verrate, stehe ich auf der Abschussliste.«
    »Wie viele Leute wissen sonst noch, dass Heather Heart in Wahrheit die Frau eines Politikers ist?«, wechselte Decker das Thema.
    »Außer mir und dem Käufer des Films? Soweit ich weiß niemand. Ist Teil des Deals. Ich krieg die Kohle und halte die Klappe.«
    »Existieren weitere Kopien von Filmen mit Heather Heart?«
    »Keine Ahnung, bei mir jedenfalls nicht. Bin doch nicht lebensmüde. Wenn Sie wüssten, mit wem ich es dann zu tun bekäme, würden Sie’s verstehen.«
    Cotton unterbreitete einen Alternativvorschlag: »Entweder Sie verraten uns auf der Stelle den Namen des Käufers, oder ich verbreite auf dieser Party das Gerücht, Sie hätten mir den Namen gesagt. Wäre auch eine Möglichkeit, auf die Abschussliste zu kommen.«
    Vernon erschrak. Er blinzelte die Agents eine halbe Ewigkeit lang an, bevor er eine Entscheidung traf: »Okay, ich werde auspacken, an wen ich den Streifen verscherbelt habe. Allerdings traue ich euch beiden Vögeln nicht. Wenn, dann sage ich den Namen nur Eric. Er hat mir vorhin erzählt, dass er mit euch hier sei. Meinetwegen kann er dann mit der Information machen, was er will.«
    »Eric weiß nicht, dass wir diesen Film suchen, und er kennt auch nicht die wahre Identität der Darstellerin«, warf Decker ein. »Und er soll ihn auch nicht erfahren.«
    »Keine Sorge, ich sag ihm nur den Namen des Käufers, sonst gar nichts«, versprach Vernon. »Okay?«
    Decker war dessen plötzlicher Sinneswandel genauso wenig geheuer wie Cotton. Die Agents tauschten einen Blick. Insgeheim fragten sie sich, ob sie Vernon nicht falsch einschätzten. Möglicherweise war der gerissener, als er sich gab. Mangels Alternativen ließen sich die Agents trotzdem auf den Deal ein.
    Sie warteten auf der Terrasse, dass Vernon von seiner Unterredung mit Styles zurückkam. Von ihrer Position aus konnten sie die beiden hinter der Glasfront zwischen den anderen Gästen beobachten.
    Cotton wünschte, er könnte Lippenlesen. Von der Körpersprache her sah es so aus, als versuche Vernon seinem alten Kumpel etwas zu erklären. Styles redete nicht viel. Er nickte nur ab und an. Schließlich hatten beide ihr Gespräch beendet und trennten
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