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Profit

Profit

Titel: Profit
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Menge Fragen geben«, bemerkte Hewitt anschließend. »Eine Menge Stoff für neue Präzedenzfälle.«
    Notley grunzte. »Gut. Das ist das, was uns immer wieder auf Touren bringt.«
    »Was die Anwälte auf Touren bringt, meinen Sie. Die werden monatelang an dieser Sache herumargumentieren, und alles auf unsere Kosten.«
    »Während wir einfach weitermachen und unseren Kram durchziehen.«
    »Rückwirkend festgelegte Ethik.« Hewitt zeigte ihm ein schiefes Lächeln. »Meine Lieblingssorte.«
    Notley hob eine Augenbraue. »Gibt es auch andere Sorten?«
    Die Winde kam wieder hoch. Neuerliche Aktivität, eine weitere Tragbahre, die auf den Asphalt heruntergelassen wurde. Weitere Blutflecken auf weißem Grund.
    »Nicht in dieser Welt.«
    »Freut mich zu…«
    Plötzlich Unruhe inmitten des Uniformgewuseis. Lauferei und Geschiebe. Und dann Chris Faulkner, von der Bahre steigend wie ein lebender Toter. Die Umstehenden beiseite drängend. Zerfranster Jubel schwebte über ihm wie ein Banner.
    Hewitt erstarrte.
    Notley blinzelte.
    Dann schritt der Seniorpartner eilig auf den Neuankömmling zu, ein stetig breiter werdendes Grinsen im Gesicht. Er stockte erst, als er näher gekommen war und die Verletzungen erblickte. Chris’ Gesicht war eine Maske aus Blut und blauen Flecken. Ein Auge fast zugeschwollen, lose Fleischfetzen um den Mund herum und beide Wangen aufgeschlitzt, Blut aus der augenscheinlich gebrochenen Nase. Die Art, wie er sich unter dem misshandelten und blutbefleckten Anzug bewegte, kündete schreiend von gebrochenen Rippen.
    »Chris! Heilige Scheiße, Sie leben. Und ich dachte… Ich hätte mir schon beinahe Sorgen gemacht. Gratuliere!«
    Chris starrte ihn an. Starrte an ihm vorbei wie ein Zombie, und wie ein solcher sah er ja auch aus. Notley packte ihn an den Schultern.
    »Sie haben’s geschafft, Chris. Sie haben gewonnen. Sie sind Partner mit dreiunddreißig Jahren. Meine Fresse, das hat’s noch nie gegeben. Herzlichen Glückwunsch! Wissen Sie, was das bedeutet?«
    Chris musste den Kopf etwas schräg legen. Sah ihn seitlich an.
    »Was bedeutet es denn?«, flüsterte er.
    »Was es bedeutet?« Notley schäumte beinahe über. »Chris, es bedeutet, dass Sie ganz oben sind. Ab sofort gibt es nichts mehr, was Sie nicht tun könnten. Nichts. Willkommen an Bord.«
    Er streckte ihm die Hand hin. Chris sah sie an, als würde er den Sinn der Geste nicht begreifen. Er stieß ein hustendes Geräusch aus, und erst mit Verzögerung begriff Notley, dass er lachte. Einen Moment lang starrte er in das Gesicht des Seniorpartners, dann glitt der Blick wieder ab. Hin zum Saab. Zu Hewitt.
    »Äh, Chris.«
    »Entschuldigen Sie.«
    Er schob sich an Notley vorbei, ging festen Schrittes auf Hewitt zu. Als diese ihn kommen sah, spannten sich ihre Muskeln an. Ein kurzes Nicken hin zu dem Hauptmann, und der Mann stand an ihrer Seite. Chris blieb, leicht schwankend, einen Meter vor ihr stehen.
    »Louise«, sagte er heiser.
    Sie brachte ein winziges Lächeln zustande. »Hallo, Chris. Gut gemacht.«
    »Das hier ist für Sie, Louise.«
    Er hielt es ihr hin. Es war die Shorn-Associates-Karte, Mike Bryants Name eingraviert und mit frischem Blut verziert.
    »Ich glaube nicht, dass jetzt…«
    »Nein, sie ist für Sie.« Abrupt machte Chris den noch fehlenden Schritt nach vorn und stopfte die Karte in Hewitts Brusttasche. Er nickte, sich bereits wieder abwendend, vor sich hin. »Für Sie. Wir haben hier schließlich unsere Methoden, wie wir die Dinge anpacken, stimmt’s?«
    Hewitts Lächeln war festgefroren. »Stimmt.«
    »Wir sehen uns auf der Straße, Louise.«
    Er ging weg, in seinen Taschen nach Schlüsseln wühlend. Die Tür des Saabs stand noch immer weit offen. Rund um den Wagen war Fahreraufsichtspersonal damit beschäftigt, alles auszumessen und zu fotografieren. Als er sich hinters Steuer setzen wollte, versperrte ihm einer von ihnen den Weg.
    »Tut mir Leid, Sir, wir sind hier noch nicht…«
    Er wich zurück, als er Chris’ Blick sah.
    »Gehen… Sie mir aus dem Weg.«
    Der Mann zog sich zurück. Chris ließ sich behutsam auf dem Sitz nieder, die Zähne zusammengebissen, da seine Rippen trotz hastig angelegtem Tapeverband knirschten. Die Sanitäter hatten ihn mit irgendeinem angenehm warmen Stoff voll gepumpt, trotzdem stach der Schmerz stoßweise immer wieder durch die Betäubung. Er saß eine Weile da, atmete gegen den Anfall an. Er war der Ansicht, dass er die Sache wahrscheinlich unter Kontrolle kriegen würde.
    Er schloss die
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