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Profit

Profit

Titel: Profit
Autoren: authors_sort
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dem Gewehr in der Hand aus dem Saab getaumelt war. Er blickte zurück über die Straße zu dem quer stehenden Wagen. Auf dem Asphalt war nichts zu sehen, aber die Pistole konnte auch unters Auto gerutscht sein. Oder rausgefallen, bevor er ausgestiegen war.
    Tja, soweit dazu. Du kommst da nicht runter. Müssen die Sache der Aufwischtruppe übergeben. Die werden eh nicht lange auf sich warten lassen.
    Erleichterung durchspülte ihn. Die Duelletikette untersagte jede Annäherung von außen für einen vorgeschriebenen Zeitraum von fünfzehn Minuten, abgesehen von medizinischen Notfällen. Aber in der Satellitenvergrößerung würde man die Situation eingefangen und gesehen haben, wie es ausgegangen war, und garantiert war binnen kurzem jemand hier. Er hatte nichts weiter zu tun, als sich an den Straßenrand zu setzen und zu warten.
    Aber er wusste, was Hewitt sagen würde. Wusste, wie das Geflüster unter den Junioranalysten ein Stockwerk tiefer lauten würde: Ja, sicher, der Faulkner ist schon ein flotter Fahrer. Hab aber gehört, dass er ein Weichei ist, wenn es an die Folgen geht. Hat nicht den Mumm, einer Leiche in die Tasche zu greifen.
    Scheiß doch rein.
    Er drückte den Sicherungshebel der Remington, drehte die Waffe um und schlug auf das verrostete Schloss ein, bis es nachgab. Dumpfes Klirren von Metall auf Metall. Orange Rostflocken lagen zu seinen Füßen verstreut. Schließlich zerbrach das Schloss. Er stemmte die Gittertür auf und machte sich auf den Weg nach unten.
    Unten war es die gleiche Geschichte. Noch eine Eisengittertür, noch ein verrostetes Schloss, diesmal von innen, so als habe eine in Nachhutgefechte verwickelte Armee ihren Rückzug aus den Zonen hier entlang angetreten und auf diese Weise gesichert. Unkraut war auf der anderen Seite der Gittertür bis zu Schulterhöhe emporgewachsen, wodurch das untere Ende des Treppengangs von außen recht wirkungsvoll getarnt war. Von innen aus konnte man kaum die dahinter liegende Doppelreihe von geschwärzten Backsteinreihenhäusern erkennen. Chris reckte den Hals und starrte durch das schwankende Blattwerk, lauschte und versuchte ein Gefühl dafür zu bekommen, ob irgend jemand in der Nähe war.
    Es rührte sich nichts.
    Er begann auf das Schloss einzuhämmern. Rutschte ein paarmal ab, schürfte sich die Hand am rostigen Eisen auf. Es war schwer, das Gewehr in dem vergleichsweise engen Gitterkäfig zu handhaben, man konnte nicht vernünftig Schwung holen, um optimal zu treffen. Als er endlich nach draußen durchs Unkraut stakste, klebte ihm der ganze Anzug am Körper, so sehr war er ins Schwitzen geraten.
    Die Straße, auf die er hinaustrat, war leer.
    Er blickte forschend über die Fassaden – die einzige Bewegung kam vom Flattern einer Plastikplane, die eines der oberen Fenster ersetzte. Ein kaputter und verrosteter Landrover, einer aus der späten, auf Alkoholverbrennung umgerüsteten Modellreihe, hockte etwa zwanzig Meter entfernt auf seinen Achsen. Von ihm war nur noch das Skelett übrig geblieben, alle beweglichen, alle abtrennbaren Teile waren abgerissen worden, und der Rahmen trug, wo er nicht von Rost übersät war, molotowcocktailschwarze Brandspuren. Chris entdeckte den Durchgang ein paar Häuser weiter zur Linken und trat vorsichtig auf die Straße. Ungeflickte Schlaglöcher gähnten in dem rissigen Asphalt, einige waren groß genug, um das ganze Vorderende des Saabs zu schlucken.
    Er machte, sich der auf ihn blickenden Fenster zu beiden Seiten schmerzlich bewusst, immer nur wenige Schritte, blieb alle paar Meter stehen, um zu lauschen. Verspätet fiel ihm ein, dass die Remington gesichert war, und er drückte den Hebel wieder zurück. Ließ die letzte benutzte Patrone herausspringen. Das schrill metallische Geräusch zerriss die Stille.
    Anzug und Gewehr, redete er sich nervös zu, das sollte reichen, um die Fliegen lange genug fern zu halten.
    Er schlug einen weiten Bogen um den ausgebrannten Landrover, kam sich allerdings auch ein bisschen lächerlich vor, während er sich sorgfältig nach allen Seiten absicherte. Er umkurvte die Ecke des Durchgangs. Bewegte sich an hohen Steinmauern vorbei, auf denen zerbrochenes Glas lag. Schutt knirschte unter seinen Füßen. Der Gang endete zwischen einigen flachen, von Unkraut überwucherten Geröllhaufen und einer Baumgruppe mit dichtem Blattwerk. Er bestieg den ersten Hügel mit einiger Mühe, musste seine argentinischen Lederschuhe dabei bis zu den Knöcheln in nachgebendes Erdreich einsinken
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