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Profit

Profit

Titel: Profit
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Stunde unten im Schießstand des Waffenarsenals gegönnt, eine abschließende Feinjustierung seiner so unerwarteten Liebesaffäre mit dem Gewehr.
    Die BMW-Windschutzscheibe verwandelte sich in ein Spinnennetz von Haarrisslinien.
    Kein Abschuss von Projektilwaffen aus einem fahrenden Fahrzeug. So die staubtrockene Festsetzung des Rechtlichen Untersuchungsausschusses nach der Nakamura-Ausscheidung. Keine Verursachung substanzieller Schäden durch Projektilwaffen. Sofern diese Vorgaben eingehalten sind…
    Bryants Windschutzscheibe war aus Panzerglas. Selbst mit der allerneuesten Fahrzeugschreddermunition, die der Waffenmeister ihm vorgeführt hatte, eine Heckler & Koch-Errungenschaft – die Straßensperrenmunition überhaupt, befriedigt alle Bedürfnisse der städtischen Polizeiarbeit –, selbst damit also würde es auf diese Entfernung keinen substanziellen Schaden geben.
    Er repetierte, feuerte noch einmal. Das Spinnennetz warf weitere Fäden, wurde fast undurchsichtig.
    Es bedeutete, die Regularien zu strapazieren, so, wie Jones und Nakamura es getan hatten, so, wie Notley es schätzte.
    Der BMW brauste heran. Hinter der zerstörten Windschutzscheibe musste Bryant praktisch blind sein. Chris pumpte eine neue Kugel in den Lauf, rannte ein Stück zur Seite, um einen günstigeren Schusswinkel zu bekommen. Zielte auf den Vorderreifen.
    Das Gewehr ging los. Der Reifen flog in Fetzen.
    Keine substanziellen…
    Der BMW geriet heftig ins Schleudern, die Bremsen kreischten empört auf, Gummi brannte sich in den Straßenbelag und in den Wind.
    Präzedenzfälle schaffen, Chris. Das ist es, worauf es ankommt.
    In der Elite wird man nicht dafür bestraft, dass man gegen die Regeln verstößt. Nicht, wenn es funktioniert.
    Der BMW raste an ihm vorbei, pflügte durch die Leitplanke und stürzte in die Tiefe. Es dauerte kaum mehr als eine Sekunde. Chris hatte noch Gelegenheit, einen Blick durchs Seitenfenster zu werfen, zu sehen, wie Mike noch immer mit dem Lenkrad kämpfte, um wieder Kontrolle über den großen Wagen zu erlangen, doch dann war dieser auch schon verschwunden, und zurück blieb nur die scharfkantige Lücke in der Leitplanke, um anzuzeigen, wo er hindurchgebrochen war.
    Angehaltener Atem.
    Ein dumpfes, seltsam undramatisches metallisches Krachen von unten. Dann nichts mehr.
    Geschafft. Gewonnen. Zu Ende.
    Völlig leer.
    Nichts.
    Es floss durch ihn hindurch wie Strom, dieses Nichts. Leere, die sich zu Ekstase steigerte. Er warf den Kopf zurück und stieß einen Schrei in den Himmel. Es reichte nicht. Er bekam nicht alles heraus. Er schrie, bis sein Hals sich wie zerfetzt anfühlte und aus seiner Lunge nichts mehr herauszuholen war. Bis er schließlich würgend aufhören musste.
    Aber es reichte nicht.
    Echos zogen durch die Stadtlandschaft unter ihm, jagten einander in Richtung der am Horizont aufscheinenden Türme aus Glas und Stahl.
    Über ihm schienen sogar die Wolken vor dem Geräusch zu fliehen.
    Dahinter war der Himmel von einem makellosen Blau. Entgegen allen Erwartungen würde es noch ein schöner Tag werden.

 
SIEBENUNDVIERZIG
     
     
    Bringen Sie ihr Plastik mit.
    Ausgesetzt oben auf den in Reih und Glied stehenden Pfeilern der Rinne, seinem eigenen Puls und dem Echo seiner Schreie lauschend, hörte Chris Hewitts Worte mit halluzinatorischer Klarheit. Es war, als stünde die Frau hier neben ihm im Wind.
    Sie gehen hin und schließen die Sache ab. Wenn Sie können, bringen Sie ihr Plastik mit.
    Er spähte nach unten in das Zonengelände. Soweit er erkennen konnte, war der BMW durch das Dach eines verfallenden Gewerbegebäudes gebrochen. Er suchte die Umgebung in beiden Richtungen ab und machte eine Zugangsmöglichkeit aus. Fünfzig Meter weiter an der Rinne wand sich ein umgitterter Treppenaufgang um einen der Betonstützpfeiler und führte auf das Ende einer schäbigen Wohnstraße hinaus. Es sah aus, als gäbe es dort vielleicht einen Fußweg von der Straße zum Gewerbegebiet. Mit ein bisschen Glück könnte er innerhalb von zehn Minuten da und wieder weg sein.
    Er joggte langsam die Straße entlang zum oberen Ende der Treppe. Das rostige Eisengitter war mit einem uralten Vorhängeschloss verriegelt. Er richtete das Gewehr darauf, dachte dann aber an die grobe und scharfe Schredderladung und besann sich eines Besseren. Er griff nach der Nemex und fand ein leeres Halfter vor.
    Scheiße.
    Er erinnerte sich, wie die Pistole nicht hatte einrasten wollen, als er mit Vasvik redete. Erinnerte sich, wie er mit
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