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Professionelle Intelligenz - worauf es morgen ankommt

Professionelle Intelligenz - worauf es morgen ankommt

Titel: Professionelle Intelligenz - worauf es morgen ankommt
Autoren: Gunter Dueck
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des Massengeschäftes, wenn sie sich nicht immer wieder höherwertigere Geschäftsfelder erschließen. Die verbleibenden Bergbauern zum Beispiel leben dann eben von Skilift und Gästewohnung, und die wenigen verbleibenden Tankstellen vom angeschlossenen Shop! Sie haben sich dann »neu erfunden«, gewandelt oder erfolgreich herausgewunden.
    Auf der anderen Seite gibt es ständig ganz, ganz neue Geschäftsfelder, die es vorher überhaupt nicht gab: Firmen wie eBay, Amazon, Google oder Facebook eröffnen ungekannte Welten.
    In der Business-Fachsprache bezeichnet man die Industrialisierung von Standardprodukten oder -services als »Commoditization«. Das Wort Commodity wird hier in seiner Bedeutung »Gebrauchsgegenstand, Rohstoff, Grundstoff« verstanden. Commoditization ist der Vorgang, dass einst Kompliziertes, Teures, Unerreichbares einfach problemlos zu haben ist. So werden aus sagenhaft komplexen Rechnern plötzlich Wegwerf-PCs vom Massenregal. »PCs sind heute eine Commodity.« Autos waren lange Zeit ein gehätscheltes Luxusgut, sie werden von jungen Menschen mehr und mehr als Commodity gesehen, als Gebrauchsgegenstand ohne den damaligen identitätsstiftenden Kultwert.
    Der Gegenpol zur Commodity wird in der Business-Sprache als »Premium« bezeichnet. Premium ist etwas, das »mehr als das Normale« ist, was dadurch einen zum Teil gehörigen Preisaufschlag rechtfertigt.
    Durch das Industrialisieren des Einfachen trennt sich alles in Commodity und Premium, in Gewöhnliches und Besonderes. Das Gewöhnliche wird durch Massenproduktion, Billiglöhne, globale Märkte und Standards hervorgebracht. Das Besondere muss geschätzt und mit höheren Preisen gewürdigt werden, sonst vergeht es.
    Wie bestehen Menschen in dieser neuen industrialisierten Welt?
    Wir müssen uns bemühen, in der sich rasend wandelnden Welt nicht selbst als Mitarbeiter zur Commodity zu verkümmern. Wir müssen uns bemühen, als »Premium-Mitarbeiter« beschäftigt zu sein.
    Die Unternehmen, die ihre Leistungserbringung industrialisieren, führen ihr Geschäft mit Mitarbeitern, die entsprechend ihrer fabrikmäßig organisierten Routinearbeit niedrig bis sehr niedrig bezahlt werden. Manche Fastfood-Restaurants oder Discounter stehen oft am Pranger, Dumpinglohnpolitik zu betreiben. Wer nur impft, wird nicht wie ein richtiger Arzt bezahlt! Wer nur Autobatterien wechselt, bekommt kein vollwertiges Gesellengehalt!
    Die Industrialisierung der Dienstleistungen führt zu weiten Bereichen des Niedriglohns. Früher hoch anerkannte Berufe mutieren zu Anlernjobs.
    In meinem Buch AUFBRECHEN! habe ich davor leidenschaftlich gewarnt. Unsere Gesellschaft muss sich bemühen, mehr Berufe bzw. Arbeit zu schaffen, die wieder neue Herausforderungen bedeuten, Expertise und Meisterschaft erfordern und Freude machen. Deutschland muss sich aufraffen und sich wie etwa Singapur zum Land der Nano-, Bio-, Solar-, Gen-, Medizintechnologie erklären, in dem Hochwissensberufe florieren. Ich fordere: »Deutschland muss eine Exzellenzgesellschaft werden!« Es ist eine gesellschaftliche »Überlebensfrage«, ob wir als Gesellschaft erfolgreich durch diese Zeit des Wandels gehen. Die einstigen Landarbeiter haben ja höher bezahlte Arbeit in der Produktion gefunden! Die aus der Produktion Entlassenen konnten z. B. Berufe in der IT annehmen. Immer wieder verschwinden Berufe und Arbeiten – aber es entstehen ja auch neue. Und zwar mehr davon, wenn sich die Gesellschaft darum bemüht. IBM zum Beispiel, die Firma, in der ich arbeite, verabschiedet sich regelmäßig von Geschäftszweigen, die zur »Commodity« werden (bei IBM sind das PC- und Festplattenbau) und sucht Wege, höherwertige Felder zu besetzen (bei IBM von 1996 bis heute Services und Beratung, neuerdings immer mehr Software und Cloud-Computing). Für mich gehört das ständige Ausweichen vor der Commodity-Gefahr zu einer Hauptarbeit in meinem Beruf.
    Diese gesellschaftlichen oder unternehmerischen Fragen werden hier nun auf den Einzelnen gelenkt. Was muss der Einzelne tun, um eine Arbeit im Premium-Bereich zu finden?
    Welche Eigenschaften braucht ein professioneller Mensch oder ein Professional der Zukunft, um als »Premium« wahrgenommen zu werden? Was zeichnet Leistungsträger der Zukunft aus?
    Wir schauen uns aber zunächst noch etliche weitere Gründe an, warum wir besser werden müssen.
    Zwang zur Exzellenz – das Mittelmäßige wird »Commodity«
    Das Wissen im Internet steht jedem zur Verfügung. Viele surfen erst
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