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Professionelle Intelligenz - worauf es morgen ankommt

Professionelle Intelligenz - worauf es morgen ankommt

Titel: Professionelle Intelligenz - worauf es morgen ankommt
Autoren: Gunter Dueck
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einzige Arbeitskraft hat nicht mehr genug zu tun. Soll die Filiale nur vormittags öffnen? Oder schließt man sie ganz? Wir fahren also bei Krediten in die nächste Kleinstadt.
    Öffentliche Verwaltung : Auch hier zieht mit jahrelanger Verspätung der Computer ein. Bei uns im Dorf ist das Amt nur noch für einige Halbtage geöffnet. Wird das so bleiben? So wie ein Mähdrescher für einige Ortschaften ausreicht, wird bald ein Verwaltungsangestellter alle Arbeit für sehr viele Bürger schaffen. Wir fahren also bald in die nächste Kleinstadt!
    Apotheken : Wir bestellen zunehmend im Internet, wo es Arzneien nun im Schnitt ein Drittel billiger gibt. Das Problem mit Produktfälschungen wird man in den Griff bekommen. Zur Apotheke gehen wir nur noch für dringende Fälle oder dann, wenn wir Beratung brauchen. Die Apotheke verliert das Massengeschäft und muss für uns nur die Spezialmedizin beschaffen. Viele Apotheken werden sterben.
    Autoreparaturen : Wenn ein Auto einen unklaren Defekt hat, wird es heikel. Ein Meister muss ran. Viele andere Arbeiten kann aber praktisch jeder Angelernte erledigen: Batterien und Glühbirnen wechseln, Inspektionen durchführen, Winterreifen aufziehen, den Auspuff einbauen, Bremsbacken erneuern oder Glasschäden ausbessern. Es bilden sich neue Konzernketten wie Pit-Stop oder Carglass, die das Normale wie in einer Fabrik leisten, wie das sprichwörtliche »Brezelbacken«. Nur noch für das Schwierige gehen wir zum Meister.
    Ärztliche Versorgung : In den USA gibt es die MinuteClinic, eine Kette, die sich auf Routinemedizin spezialisiert hat. Dort gibt es ganz preisgünstige Impfungen (das kann wieder »jeder«) und Gesundheitschecks. Was Pit-Stop und Carglass für Autos sind, ist die MinuteClinic für Menschen: Das, was keinen Meister oder Facharzt erfordert, wird hier sehr preiswert als Standard geliefert. Zum Arzt gehen wir nur noch für das Komplizierte. Die Mediziner müssen also ebenfalls um das Massengeschäft bangen.
    Seelsorge und Kirche : Für einen einzigen Sparkassenangestellten ist nicht mehr genug Arbeit im Dorf, für einen Mitarbeiter der Volksbank nicht mehr, auch nicht für einen bei Schlecker. Der Fleischer und der Bäcker haben zu wenige Kunden, und in der Kirche verlieren sich die wenigen Gläubigen. Was soll ein ganzer Pfarrer für diese Letzten ihrer Art? Die Kirchen schließen. Sie bilden große Seelsorgeeinheiten – ein Pfarrer für die Gläubigen unter bald 20.000 Einwohnern. Zur Kirche? In die nächste Kleinstadt! Was passiert, wenn nun der Pfarrer nicht wundervoll predigt? Dann stirbt die Religion in einem großen Gebiet. Exzellenz wird doch dann Pflicht?
    Standardabfütterungsunternehmen stopfen uns mit Fastfood voll. Nun bilden sich analog auch Fast-Banks, Fast-Pharmacys, Fast-Repairs, Fast-Doctors. Die Welt der Serviceleistungen zerfällt in einen Routineteil und in einen »Premium-Teil«. Das ist nicht zufällig so, sondern eine Folge der radikalen Industrialisierung. Das, was massenhaft billiger hergestellt werden kann, wird fabrikmäßig erzeugt. Wir als Verbraucher freuen uns, dass das Einfache ganz billig zu haben ist! In vielen Fällen ist die Standardleistung sogar besser, denn bei Pit-Stop ist der Auspuff für mein spezielles Auto immer auf Lager, ich muss mir nicht anhören: »Die Ersatzteile dauern zwei Tage, wir mussten sie bestellen.« Oder: »Diese Batterie haben wir gerade nicht da.« Die MinuteClinic hat jeden Impfstoff immer da, wogegen der Arzt uns erst zur Apotheke laufen lässt und diese uns ein paar Tage später beliefert und einen zweiten Arztbesuch erzwingt. Amazon hat die Bücher immer da, ich muss sie nicht in der Buchhandlung bestellen und wiederkommen.
    Die alten Dienstleistungsberufe brauchen wir nur noch, wenn es wirklich speziell oder schwierig wird. Der Arzt, der Steuerberater, der Kfz-Meister, der Reisefachmann oder der Pfarrer werden nur noch für Komplexes gebraucht. Die Routine fällt weg, weil Spezialunternehmen das »Unintelligente« und »Massenhafte« sehr viel günstiger automatisch oder durch kurz angelernte Niedriglohnjobber anbieten. Und so verlieren die etablierten Werkstätten, Krankenhäuser, Banken, Reisebüros ihr »Brot-und-Butter-Geschäft«.
    Das macht die klassischen Anbieter traurig: »Die Kunden kommen nur noch, wenn sie meine hohe Expertise brauchen. Sonst gehen sie zum Billiganbieter. Auf diese Weise kann ich kaum etwas verdienen. Die Zeiten sind schlecht.«
    Die klassischen Anbieter sterben an dem Verlust
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