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Gesucht wird Charity

Gesucht wird Charity

Titel: Gesucht wird Charity
Autoren: Carter Brown
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1
     
    Es war eine schöne Nacht, und
der Halbmond stand hoch an einem samtenen Himmel. Ich schwamm träge auf dem
Rücken noch einmal über die ganze Länge des Swimming-pools ,
kletterte dann hinaus und zog einen Bademantel über. Wieder im Wohnzimmer
angelangt, machte ich mir einen großen Tom Collins zurecht und versank dann in
selbstzufriedene Betrachtungen über das unendliche Vergnügen, in einer
balsamischen Sommernacht nichts zu tun zu haben und sich um nichts kümmern zu
müssen. Ungefähr zehn Sekunden später klingelte es an der Haustür, und zwar
unaufhörlich und verzweifelt. Als ich die Tür öffnete, sah ich am anderen Ende
der Vorveranda ein Mädchen stehen und dahinter, auf der Zufahrt, die Silhouette
einer schwarzen Limousine. Das Gesicht des Mädchens war im Schatten, aber ich
bemerkte das lange, schwarze Haar, das über ihre Schultern fiel, und die
wohlgerundete Eleganz ihrer Figur. Sie trug einen weißen Pullover und schwarze
Hosen.
    »Bitte, helfen Sie mir«, sagte
sie mit leiser, eindringlicher Stimme. »Es ist meine Mutter, ich glaube, sie
hat gerade einen Herzanfall gehabt!« Sie wies vage auf den Wagen hinter ihr.
»Ich wollte sie nach Hause fahren; plötzlich gab sie so ein merkwürdiges
Wimmern von sich und fiel gegen mich. Kann ich Ihr Telefon benutzen, um einen
Arzt anzurufen?«
    »Natürlich«, sagte ich.
    »Würden Sie bitte einen Blick
auf sie werfen, während ich telefoniere?« Ihre Stimme schwankte. »Ich bin einer
solchen Situation einfach nicht gewachsen.«
    »Klar«, sagte ich. »Das Telefon
steht im Wohnzimmer.«
    Ich ging an ihr vorüber auf die
schwarze Limousine zu und riß die Tür auf der Mitfahrerseite auf. Das
Innenlicht ging nicht an; statt dessen reagierte jemand im Wagen
außerordentlich schnell, und der kalte Stahlrand eines Pistolenlaufs preßte
sich gleich darauf gegen meine Stirn. »Unternehmen Sie nichts«, sagte die
Stimme des Mädchens hinter mir. »Chuck hat einen sehr nervösen Zeigefinger.«
    »Keine Sorge«, sagte ich mißgestimmt . »Ich bin im Augenblick bei weitem nervöser als
er.«
    Jemand — es mußte das Mädchen
sein — band geschickt einen schwarzen Seidenschal um meine Augen und knotete
ihn am Hinterkopf fest.
    »Ich weiß, ich sollte
eigentlich um eine letzte Zigarette bitten«, murmelte ich, »aber das wird
allmählich lächerlich. Habe ich mit einem Exekutionskommando auf meiner eigenen
Zufahrt zu rechnen?«
    »Halten Sie den Mund und drehen
Sie sich um!« fauchte das Mädchen.
    Ich gehorchte, und im nächsten
Augenblick preßte sich der Pistolenlauf gegen meinen Nacken. Jemand fesselte
auf schnelle, fachmännische Weise meine Hände hinter den Rücken, packte mich
dann beim Ellbogen und zog mich nach vorn. Ich stolperte über die eine
Verandastufe und wäre beinahe gefallen, aber die Hand an meinem Ellbogen zog
mich weiter. Dann hörte ich, wie die Haustür hinter mir geschlossen wurde, und
wir kamen endlich irgendwo im Wohnzimmer zum Stillstand.
    »Was jetzt?« fragte ich. »Bluff
oder Ernst?«
    »Wir haben einen Freund mit
einem großen Problem«, sagte die Stimme des Mädchens im Plauderton. »Und weil
er der Mann ist, der er nun mal ist, und wegen der heiklen Natur seines
Anliegens kann er nicht zur Polizei gehen. Im Gegenteil, wir sind überzeugt,
der einzige Mensch, an den er sich wenden kann, ist der brillante Nothelfer in
allen Lebenslagen des Filmlands, Rick Holman . Sie
können damit rechnen, daß er sich innerhalb der nächsten zwei Tage mit Ihnen in
Verbindung setzen wird — jedenfalls glauben wir das. Es wird sich um eine
indirekte Kontaktaufnahme handeln, sie erfolgt durch einen Mann namens Manning.
Benutzen Sie jede Ausrede, die Ihnen in den Kram paßt, aber weigern Sie sich,
den Auftrag anzunehmen.«
    »Warum?« fragte ich.
    »Das wollen wir eben hier
demonstrieren.«
    Finger lösten den Gürtel um
meine Taille und öffneten vorne den Bademantel. Gleich darauf hörte ich ein
leises, lüstern klingendes Kichern.
    »Sie sollten niemals nackt
schwimmen, Mr. Holman , nicht mal in Ihrem eigenen Swimming-pool . Heutzutage kann man nie wissen, wer zu
Besuch kommt.« Ihre Stimme wurde plötzlich kalt. »Gut, Chuck. Ich übernehme die
Waffe und überlasse den Rest Ihnen.«
    »Angenommen, ich würde Ihnen
sagen, ich sei bereits entschlossen, den Auftrag abzulehnen?« sagte ich ohne
jede Hoffnung.
    »Ich werde Ihnen glauben, wenn
Sie das von nun an in zehn Minuten wiederholen«, sagte sie.
    Der Pistolenlauf wich von
meinem Nacken. Das
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