Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Prinzessin Kate

Prinzessin Kate

Titel: Prinzessin Kate
Autoren: Claudia Joseph
Vom Netzwerk:
Victorias 18. Geburtstag waren vier Wochen vergangen. Jetzt lag sie in dem kleinen, vergoldeten französischen Bett in ihrem opulent ausgestatteten Schlafgemach und erfuhr von ihrer Mutter, der Herzogin von Kent, dass sie die neue Königin von England sei. Kurz zuvor war ihr Onkel, König William IV., im Alter von 71 Jahren an Herzversagen und Lungenentzündung gestorben. William IV. hatte keine legitimen Kinder gehabt, sodass Victoria, Prinz Williams Ururururgroßmutter, den Thron erbte.
    Königin Victoria sollte die am längsten herrschende Monarchin der britischen Geschichte und Oberhaupt eines riesigen Weltreichs werden. Sie heiratete ihren Cousin Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha und gebar ihm neun Kinder, von denen sowohl Königin Elizabeth als auch Prinz Philip abstammen. Die Familie verbrachte die Zeit abwechselnd im Buckingham Palace (Victoria war die erste Monarchin, die dort wohnte), auf Schloss Windsor, wo die Staatsbesuche stattfanden, und auf ihren Landsitzen Osborne House auf der Insel Wight und Schloss Balmoral im schottischen Aberdeenshire. Beide Landsitze hatten Victoria und Albert nach ihrer Heirat erworben.
    Kate Middletons Ururururgroßmutter Jane Harrison hatte ein gänzlich anderes Leben. Als Frau eines Bergarbeiters wohnte sie am anderen Ende Englands in einem engen kleinen Cottage in Byker Hill, einem Vorort von Newcastle, 467 Kilometer vom königlichen Hof entfernt.
    Herrschte Königin Victoria gleichsam soweit ihr Auge reichte (und obendrein über viele andere Weltteile, die sie niemals zu sehen bekam), so war die Welt von Janes Mann James, der bei Victorias Thronbesteigung 41 Jahre alt war, sehr klein und eng begrenzt. Aus dem Kohlenbergwerk brachte er nur einen Hungerlohn nach Hause. Mit dem mageren Einkommen musste Jane ihre große Familie durchbringen – das Paar hatte fünf Kinder, von denen eines noch ein Säugling war. Zwar war die älteste Tochter (die ebenfalls Jane hieß) schon 16 und konnte ihr bei der Erziehung ihrer jüngeren Brüder – Thomas, neun, James, sieben, dem zweijährigen John und dem Baby Septimus – helfen. Trotzdem dürfte die Mutter nie Zeit gefunden haben, sich zu entspannen oder gar zu erholen. Da Jane wie viele andere Frauen ihres Standes weder lesen noch schreiben konnte, erfuhr sie die Nachricht vom Tod des Königs wahrscheinlich nur durch Hörensagen – und vermutlich hatte das Ereignis für sie auch keinerlei Bedeutung.
    Fügt man historische Dokumente und Aufzeichnungen zusammen, lässt sich ein Bild von Janes Leben in der frühviktorianischen Zeit rekonstruieren. Ihre Welt drehte sich voll und ganz um die Schichtarbeitszeiten ihres Mannes, der mit der Wartung und Reparatur der Fuhrwerksgleise und der anderen Transportmittel im Bergwerk Byker beschäftigt war. Das Bergwerk war damals im Besitz von Sir Henry Lawson.
    James hatte mit Sir Henrys Bergwerk einen Dienstvertrag geschlossen; das bedeutete, dass er sich gegen den Betrag von 2 Schillingen und 6 Pence (in heutigem Geld ungefähr 100 britische Pfund 1
› Hinweis
) verpflichtet hatte, in keinem anderen Bergwerk zu arbeiten. Das war jedoch keine Beschäftigungsgarantie. Mit seinen 41 Jahren hatte er nach damaliger Auffassung seine beste Zeit schon hinter sich, sodass er es sich wohl kaum leisten konnte, deswegen zu murren. Er musste froh sein, überhaupt noch Arbeit zu haben, zumal er so viele Münder zu stopfen hatte.
    Der Korrektheit halber werden alle Währungsangaben in diesem Buch im Originalbetrag, d. h. in britischen Pfund, wiedergegeben. Der aktuelle Wert eines britischen Pfunds beträgt rund 1,20 Euro. Im Anhang findet sich ein historischer Überblick zur Kaufkraft des Pfunds sowie zum Wechselkurs von Pfund in Euro seit Einführung des Euros.
    Thomas folgte seinem Vater in den Bergbau. Er arbeitete bis zu 18 Stunden am Tag, allein und in völliger Dunkelheit. Seine Aufgabe bestand darin, die Stollentüren zu öffnen oder zu schließen, wenn die Kohlekarren durch die Stollen fuhren. Später wurde Thomas Karrenlenker; er lenkte die Pferde, die die Schlitten und Karren zum Hauptförderschacht zogen. Sein jüngerer Bruder wurde ebenfalls Bergarbeiter. Die Männer und Jungen mussten fast rund um die Uhr arbeiten, außer an Sonntagen, Weihnachten und Ostern, und jeder Versuch, den Dienstvertrag nicht zu erfüllen, wurde mit Gefängnis bestraft. Doch trotz dieser harten Lebensbedingungen durfte sich die Familie glücklich schätzen.
    Die Arbeit unten im Schacht war extrem hart und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher