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Prinzessin Kate

Prinzessin Kate

Titel: Prinzessin Kate
Autoren: Claudia Joseph
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läutete ein neues Zeitalter ein. 18 Monate später wurden Edward VII. und Alexandra vom Erzbischof von Canterbury in der Westminster Abbey gekrönt – etwas später, als man erwartet hatte, da der 59-jährige Monarch kurz vor dem ursprünglich festgelegten Krönungsdatum an einer Blinddarmentzündung erkrankt war. Der König übereignete dem Staat Osborne House, wo seine Mutter gestorben war, und residierte weiterhin in Sandringham House in Norfolk, wie schon vor seiner Krönung. Sein Sohn George – Prinz Williams Ururgroßvater – und dessen Gattin Mary, die damals schon vier Kinder hatten, darunter auch die zukünftigen Könige Edward VIII. und George VI., wohnten in dem auf dem Schlossgut stehenden York Cottage.

    Die Nachrichten über die Krönung las John Harrison vermutlich in der Lokalzeitung. Aber wahrscheinlich spielte das Leben der königlichen Familie in seinen Gedanken keine große Rolle, und ganz bestimmt hätte er sich nicht vorstellen können, dass seine Ururenkelin den Herrschern einmal so nahe kommen würde. Er hatte das Problem, wie er mit dem kärglichen Lohn seine Familie durchbringen sollte. John war noch nicht lange mit Jane verheiratet; das Paar wohnte in einem kleinen Cottage in der Chapel Street in Hetton Downs und hatte eine dreijährige Tochter, Jane, sowie einen Säugling namens Ernest. Janes Schwester Sarah Hill wohnte zwar ebenfalls bei der Familie und half im Haushalt mit, aber insgesamt führten sie ein hartes Leben. Das Paar erhoffte für seine Kinder eine bessere Zukunft.
    Im Jahr 1902 wurde ein weiterer Sohn namens John geboren, aber erst das vierte Kind – Kates Urgroßvater – machte sich in der Familiengeschichte einen Namen. Der Junge wurde am 23. Juni 1904 geboren und nach Janes und Sarahs Vater, einem Zimmermann und Tischler, auf den Namen Thomas getauft. Der alte Thomas war ein fürsorglicher Großvater und verbrachte viele Stunden mit dem Jungen. Kaum war dieser den Kinderschuhen entwachsen, brachte ihm sein Großvater auch schon sein Handwerk bei.
    Thomas war erst fünf Jahre alt, als König Edward VII. an Bronchitis erkrankte und während eines Urlaubsaufenthalts in Biarritz zusammenbrach. Edward war ein starker Raucher – er soll täglich 20 Zigaretten und 12 Zigarren geraucht haben – und erlitt nach seiner Rückkehr nach England mehrere Herzanfälle. Er starb am 6. Mai 1910; seine Gattin Alexandra und seine Geliebte Alice Keppel standen an seinem Sterbebett. Als ihm sein Sohn George, Prinz von Wales, mitteilte, dass sein Rennpferd Witch of the Air an diesem Nachmittag in Kempton Park gesiegt habe, sagte der König: »Das freut mich.« Es waren seine letzten Worte. George V. und Königin Mary wurden am 22. Juni 1911 in der Westminster Abbey gekrönt. Nach der Krönung reiste das königliche Paar nach Indien, um ihre indischen Untertanen zu besuchen. Während der Indienreise frönte der König vor allem seiner Jagdleidenschaft: Er erlegte 21 Tiger.
    Drei Jahre später, am 28. Juni 1914, wurde Erzherzog Franz Ferdinand, Erbe des Throns von Österreich-Ungarn, von einem bosnischen Serben namens Gavrilo Princip erschossen. Der Erste Weltkrieg brach aus, und er veränderte Europa von Grund auf. Thomas Harrison war zu jung, um schon als Soldat zu dienen, aber der Krieg prägte sein weiteres Leben. Das Städtchen Hetton-le-Hole, das um die Jahrhundertwende 13 673 Einwohner gehabt hatte, war bald nur noch ein Schatten seiner selbst. Hunderte Bergarbeiter aus der Umgebung meldeten sich freiwillig zu den Northumberland Fusiliers und zur Durham Light Infantry und ließen ihre Frauen und Kinder ohne Ernährer zurück.
    Thomas’ Vater John hatte bei Kriegsausbruch seinen 40. Geburtstag gefeiert; er blieb zunächst in der Heimat und sorgte für seine junge Familie – sie hatten inzwischen zwei weitere Söhne bekommen, Wilfred und Norman –, wurde aber dann doch zum Kriegsdienst eingezogen. Da sich immer weniger Freiwillige meldeten, gleichzeitig aber die Verluste an der Westfront dramatisch anstiegen – allein in den Schlachten von Ypres und Loos hatte das Land 135 000 Mann verloren –, führte die britische Regierung im März 1916 die Wehrpflicht für ledige Männer zwischen 18 und 41 Jahren ein. Im Mai wurde die Wehrpflicht auf verheiratete Männer ausgeweitet – nur zwei Monate vor John Harrisons 42. Geburtstag, ein Zufall, der das Leben seiner Angehörigen verändern sollte.
    John rückte zum Duke of Cambridge’s Own Middlesex Regiment ein, das im benachbarten
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