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Prinzessin in Pink

Titel: Prinzessin in Pink
Autoren: cbt Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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ganzen St. Vincent Hospital.
    Wenn ich vorher noch so was wie Fingernägel hatte, habe ich jetzt keine mehr. Es waren wirklich zwei sehr nervenaufreibende Stunden, bis die Ärztin endlich mit glücklichem Gesicht aus dem Kreißsaal trat und »Es ist ein Junge!« sagte.
    Es ist ein Junge! Ein Bruder! Wobei ich zugeben muss, dass ich für den Bruchteil einer Sekunde ein bisschen enttäuscht war. Ich hatte mir doch so sehr eine Schwester gewünscht! Eine Schwester, der ich alles anvertrauen kann - zum Beispiel, dass ich seit dem Abschlussball heute mit meinem Freund vielleicht in Phase zwei bin. Eine Schwester, der ich kitschige Sprüche ins Poesiealbum schreiben könnte: »Gott hat uns zu Schwestern gemacht, aber das Leben machte uns zu Freundinnen.« Eine Schwester, mit deren Barbies ich spielen könnte, ohne mir vorwerfen lassen zu müssen, kindisch zu sein, weil es ja IHRE Barbies wären und ich mit IHR spielen würde.
    Aber dann fiel mir ein, was sich alles mit einem kleinen Bruder anstellen lässt... Man kann ihm befehlen, sich im Kino an der Schlange anzustellen, um Tickets für »Star Wars« zu kaufen, wozu sich ja wohl jedes Mädchen mit Recht zu schade ist. Ihn die fiesen Schwäne im Palastpark in Genovia mit Steinen bewerfen lassen. Ihm seine Spiderman-Comics klauen und den perfekten Freund für irgendein zukünftiges glückliches Mädchen
aus ihm machen, wie in Liz Phairs Song »Whip Smart«. Da fand ich es plötzlich gar nicht mehr so schlimm, einen Bruder zu haben.
    Irgendwann kam Mr G, dem die Tränen rechts und links von seinem Ziegenbärtchen herabströmten, aus dem Kreißsaal getaumelt und schwärmte so begeistert von seinem Sohn, dass er mich an einen schnatternden Rhesusaffen erinnerte. Und in dem Moment wusste ich… ich wusste es einfach…, dass es schon okay ist, dass Mom einen Jungen bekommen hat. Einen, der Rocky heißt - nach einem Mann, der die Frauen immer geliebt und respektvoll behandelt hat (»Adrian!«). Mir ist klar geworden, dass Mom und ich wahrscheinlich von irgendeiner göttlichen Macht dazu ausersehen sind, den umwerfendsten, un-sexistischsten, un-machohaftesten, Barbie-UND-Spidermantoll-findenden, höflichsten, witzigsten, sportlichsten (aber nicht so angeberisch sportlich, sondern cool sportlich), Phase-zweimeisternden, niemals-im-Stehen-pinkelnden Mann großzuziehen, der je auf dieser Erde wandelte. Kurz gesagt, wir werden Rocky zu … Michael machen.
    Wobei ich hiermit feierlich schwöre (und zwar auf alles, was mir heilig ist - auf Fat Louie, Buffy und all meine guten Untertanen in Genovia, in dieser Reihenfolge), dass ich dafür sorgen werde, dass Rocky später mal, wenn er im richtigen Alter ist, Abschlussbälle NICHT albern finden wird.

Sonntag, 11. Mai, 3 Uhr morgens, zu Hause
    Okay, das war’s. Der Streik ist offiziell beendet.
    Grandmère hat ihre Koffer gepackt und ist zurück ins Plaza.
    Sie hat Mom und Mr G angeboten, erst mal bei uns wohnen zu bleiben, bis Rocky aus dem Krankenhaus kommt und sich alles eingespielt hat. Mr G hätte sich fast verschluckt, weil er gar nicht schnell genug »Danke Clarisse, aber das ist nicht nötig« sagen konnte.
    Ich bin sehr erleichtert. Grandmère wäre mir bei meinen Bemühungen, aus Rocky den perfekten Jungen zu machen, bloß in die Quere gekommen. Sie hätte ständig so Blödheiten wie » Wo is mein groooßer Junge? Wo is mein groooooßer kleiner Mann? « gegurrt. Im Ernst. Man möchte es nicht glauben, aber als wir Rocky gestern Abend endlich in seinem Brutkästchen angucken durften, hat sie ihn genau mit solchen zuckrigen Sätzen voll geseiert - nur eben auf Französisch. Richtig Ekel erregend.
    Jetzt kann ich mir vorstellen, warum Dad solche Probleme hat, dauerhafte Beziehungen zu Frauen aufzubauen.
    Die New Yorker Restaurantbesitzer sind endlich auf die Forderungen der Tellerwäscher eingegangen. Von nun an werden alle Tellerwäscher krankenversichert und kriegen im Krankheitsfall Lohnfortzahlungen und Urlaubsgeld. Nur Jangbu natürlich nicht. Der hat das Honorar für seine Lebensgeschichte kassiert und ist nach Nepal zurückgeflogen. Wahrscheinlich fand er das Leben in der Großstadt nicht so prickelnd. Außerdem kann er sich und seiner Familie von dem Geld in Nepal
einen richtigen Luxusbunker kaufen und gut leben. Hier in New York hätte er sich gerade mal ein Wohnklo in irgendeiner miesen Gegend leisten können.
    Anscheinend hat Lilly die Enttäuschung über den entgangenen Abschlussball verwunden. Tina hat ihr auch alles
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