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Prinzessin in Pink

Titel: Prinzessin in Pink
Autoren: cbt Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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damals zu Tina gesagt haben, als sie von Dave Farouq El-Abar verlassen worden ist.
    Bloß dass Boris Lilly nicht verlassen hat. Sie hat ihn verlassen.
    Aber das kann ich Lilly auch nicht sagen. Das wäre, als würde ich nachtreten, obwohl sie schon am Boden liegt.
    Trotzdem finde ich es ziemlich schwierig, auf Lillys akute Lebenskrise einzugehen, weil
    a. ich selbst so glücklich bin und
    b. Mom und Grandmère sich im Hintergrund immer noch ankeifen.
     
    Ich hab mich gerade für einen Moment entschuldigt und den Hörer hingelegt. Dann bin ich ins Wohnzimmer raus und hab gebrüllt: »Grandmère, kannst du BITTE endlich im ›Les Hautes Manger‹ anrufen, dass sie Jangbu wieder einstellen sollen, damit du ins Plaza zurückkannst und wir hier endlich wieder unsere Ruhe haben?«
    Aber Mr Gianini, der am Küchentisch saß und so tat, als würde er Zeitung lesen, sagte: »Ich glaube nicht, dass es genügt, diesem Panasa seinen Job zurückzugeben, um diesen Streik zu beenden, Mia.«
    Was mich voll fertig macht. Ich finde in meinem Zimmer kaum noch etwas, weil überall Grandmères Habseligkeiten verstreut liegen. Es ist ziemlich schockierend, wenn man in seiner Unterwäscheschublade nach seiner Königin-Amidala-Unterhose sucht und stattdessen die schwarzen, seidenen Spitzentangas findet, die Grandmère anzieht.
    Meine eigene Großmutter trägt erotischere Unterwäsche als ich. Das ist ja wohl zutiefst verstörend. Wahrscheinlich muss ich deswegen später mal jahrelang therapiert werden.
    Aber an die geistige Gesundheit der Kinder wird ja nie gedacht.
    Als ich gerade wieder ins Zimmer kam und zum Hörer griff, quatschte Lilly immer noch von Boris. Ich glaub, sie hat gar nicht mitgekriegt, dass ich weg war.
    »...aber ich hab das erst schätzen gelernt, als ich es nicht mehr hatte …«
    »Hm-hm«, sagte ich.
    »Und jetzt muss ich mir Katzen zulegen und ende als einsame, alte Jungfer. Nicht dass ich das so schlimm fände, weil frau natürlich auch ohne Mann ein erfülltes Leben führen kann,
aber trotzdem… irgendwie hab ich mir immer vorgestellt, dass ich später zumindest mal mit einem Partner zusammenlebe …«
    »Hm-hm«, sagte ich. Ich war supergenervt, weil ich gerade entdeckt hatte, dass Rommel meinen Rucksack anscheinend zu seinem persönlichen Hundebett umfunktioniert hat. Und dass Grandmère meine Disney-Prinzessinnen-Schneekugel unverschämterweise als Ständer für ihre Schlafmaske missbraucht.
    »Ich weiß schon, dass ich undankbar war und alles als selbstverständlich betrachtet hab und ihm noch nicht mal erlaubt hab, zu Phase zwei überzugehen, aber jetzt mal ganz ehrlich, er kann doch wohl nicht ernsthaft glauben, dass Tina ihn ranlässt, oder? Ich meine, die ist doch voll die Art von Mädchen, die erst mal mindestens einen Heiratsantrag einfordert, bevor sie ihn auch nur unter ihr T-Shirt gucken lässt …«
    Hmmmm. Allmählich beginnt die Unterhaltung interessant zu werden. »Echt... du und Boris... ihr habt nie Phase zwei erreicht?«
    »Irgendwie hat sich nie eine Gelegenheit ergeben«, sagt Lilly resigniert.
    »Und was ist mit dir und Jangbu?«
    Schweigen am anderen Ende. Schuldbewusstes Schweigen, das höre ich genau.
    Gut zu wissen, dass es zwischen ihr und Boris nie zu irgendwelchen Brust-Betastungen gekommen ist. Das wird Tina freuen zu hören … sobald ich mit Lilly fertig bin und es ihr erzählen kann, meine ich.
    Ob ich und Michael morgen vielleicht in Phase zwei eintreten …? Immerhin hab ich morgen Abend ja zum ersten Mal ein trägerloses Kleid an.
    Und es ist der Abschlussball …

Samstag, 10. Mai, 7 Uhr früh
    Man sollte meinen, einer Prinzessin müsste in der Nacht vor ihrem ersten Abschlussball eine ungestörte Nachtruhe vergönnt sein.
    ABER NEIN. OH NEIN.
    Statt wie Prinzessinnen in Märchenbüchern vom Gezwitscher der Vögel geweckt zu werden, wurde ich von Rommels Gewinsel wach, der von Fat Louie halb bewusstlos gekratzt wurde, weil er sich über seinen Napf hergemacht hatte.
    Es fällt mir schwer, ehrliches Mitleid mit Rommel zu empfinden. Wenn er sich an meinem Geburtstag anständig verhalten hätte, wäre er jetzt gar nicht hier und würde auch nicht gekratzt werden.
    Obwohl es natürlich ein Irrtum wäre, zu glauben, Rommel hätte sich anders verhalten können. Er hat Grandmère ja schließlich nicht darum GEBETEN, zu meinem Geburtstagsessen mitgenommen zu werden. Und seit ich ein paar Tage auf engstem Raum mit Rommel zusammenwohne, weiß ich eins: Wenn es jemanden gibt, der am
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