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Prinzen der Nacht (Volume II) (Die Traumdämonen-Saga) (German Edition)

Prinzen der Nacht (Volume II) (Die Traumdämonen-Saga) (German Edition)

Titel: Prinzen der Nacht (Volume II) (Die Traumdämonen-Saga) (German Edition)
Autoren: Lilly M. Love
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entgegen.
    Er hatte seit Längerem nicht mehr ihren entblößten Körper gesehen und war geschockt von dem Anblick, der sich ihm bot. Der Alkohol und die Antidepressiva hatten ihren Tribut gefordert. Aufgedunsen und aufgequollen stand sie vor ihm. Ihre Figur hatte alle Straffheit und Form verloren. Doch er ließ sich nichts anmerken und sah betreten zu Boden. Sein Schweigen stachelte ihre Hysterie nur noch mehr an. Mit geballten Fäusten kam sie auf ihn zu und hämmerte gegen seine Brust. »Verdammter Scheißkerl. Ich hasse Dich«, stieß sie hervor. Dann sank sie vor ihm auf die Knie und weinte hemmungslos.
    Morris zog sie in seine Arme und streichelte ihr über das weiche, sandfarbene Haar. »Beruhige dich bitte.«
    Ein Zittern ging durch ihren Körper, als er seine warmen, großen Hände auf ihre abgekühlte Haut legte. Christine sah zu ihm hoch und suchte mit ihrem Mund seine Lippen. Während er ihrem Drängen nachgab und sie küsste, dachte er wieder an Leia. Wie sie wohl schmeckte? Er würde es bald wissen.
    »Nimm mich, Morris«, keuchte Christine in sein Ohr und griff mit einer Hand zwischen seine Beine. Er war schlaff. Enttäuscht zog sie ihre Hand zurück. »Ich mache dich nicht mehr an, stimmt´s?«
    »Ich bin nur müde, Christine. Es war eine verdammt anstrengende Woche für mich.« Er begleitete sie zum Bett und wollte sie zudecken, als Christine ihre Hände um seinen Hals legte und ihn zu sich herunterzog. »Komm bitte zu mir.«
    Morris versuchte sein Ekelgefühl zu verdrängen, das in ihm hochkam, als er den säuerlichen Körpergeruch seiner Frau einatmete. Er schloss die Augen und stellte sich vor, Leia unter sich zu haben, dabei küsste er Christines Hals und liebkoste ihre Brüste.
    »Ich wünschte es wäre wieder so, wie damals, als du in meinen Träumen erschienen bist, Mo. Ich war so verliebt in dich. Und du konntest nicht genug von mir bekommen.« Seine Frau starrte ihn mit wässrigen, grauen Augen an. In ihnen lag eine unendliche Traurigkeit. Er ließ von ihr ab und rollte sich auf die andere Bettseite.
    »Was ist nur geschehen, Mo? Mit mir, mit uns? Es fühlt sich alles so anders an.«
    Was sollte er sagen? Dass er nicht auf seine Mutter gehört hatte, die ihm von Anfang an von dieser Ehe abgeraten hatte, weil Liebe nicht von Dauer war? Denn nur solange die Liebe stark war, kam keiner zu Schaden. In letzter Zeit hatte er sich nur von ihrer Energie ernährt, die nun demnächst aufgebraucht sein würde. »Vielleicht ist das der Lauf der Dinge, Christine. Es tut mir leid, ich habe gedacht, es könnte funktionieren«, sagte er mit belegter Stimme.
     
    Drei Tage später fand er Christine gegen Mittag auf dem Bett liegend vor. Ihr Atem ging flach und ihr Puls war unter seinen Fingerkuppen kaum noch zu ertasten. Im Bad fand er eine leere Flasche Wodka und diverse leere, unbeschriftete Tablettendöschen. Fluchend ging er zurück ins Schlafzimmer. »Christine! Was hast du alles geschluckt?« Er schüttelte sie, doch seine Frau antwortete nicht.
    Er setzte sich auf die Bettkante und überlegte, ob er einschreiten oder sie gehen lassen sollte. Menschen, die den Freitod wählten, Hand an ihr eigenes Leben legten, wurden zu schwarzen Seelen. Er wusste, was sie erwarten würde, wenn er ihr armseliges Leben nicht rettete. Er legte sie in eine stabile Seitenlage und wählte 911.
    Im Krankenhaus überließ er Christine seinen Kollegen, die ihr den Magen auspumpten und ihren Kreislauf wieder stabilisierten.
    »Das war knapp, Dr. Eltringham. Zehn Minuten später und wir hätten sie ins Kühlhaus schieben können.« Der Kollege klopfte ihm mitfühlend auf die Schulter und Morris lächelte gequält, während er an die Statistiken dachte, die er erst vor kurzem eingesehen hatte.
    Alle vierzig Sekunden wurde in diesem Land ein Selbstmordversuch verübt. Davon schaffte es im Durchschnitt alle fünfzehn Minuten einer. Das machte hundert Menschen täglich und jährlich vierunddreißigtausend, die in die Schattenwelt verbannt wurden.
    Er veranlasste, dass man Christine ein paar Tage zur Aufsicht dabehielt und setzte sich an ihr Bett, bis sie aufwachte. Doch als sie wieder zu sich kam, war keine Dankbarkeit in ihrem Blick zu erkennen. Lediglich stummer Vorwurf und purer Hass flogen ihm entgegen. »Warum hast du mich nicht gehen lassen, Mo?«
    »Ich bin Arzt Christine, ich rette Menschenleben.«
    »Ja, vielleicht das von anderen. Meins hast du zerstört, an dem Tag als ich dir mein Ja-Wort gab. Ja, sieh mich nicht so an
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