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Prinzen der Nacht (Volume II) (Die Traumdämonen-Saga) (German Edition)

Prinzen der Nacht (Volume II) (Die Traumdämonen-Saga) (German Edition)

Titel: Prinzen der Nacht (Volume II) (Die Traumdämonen-Saga) (German Edition)
Autoren: Lilly M. Love
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auf.
    Henry Rodman riss ihr die Spritze aus der Hand und jagte die gesamte Dosis in die Vene. Dann griff er nach der Hand der Schwester und packte sie auf die offene Arterie. »Los! Drücken Sie zu!« Seine Hände bearbeiteten das Brustbein der Patientin, doch die Linie des EKGs blieb gnadenlos und auch der durchgehende Ton signalisierte unerbittlich die Vergeblichkeit der Reanimation.
    Morris legte seine Hand auf den Arm des Arztes. »Sie ist nicht mehr da, Henry. Lass sie gehen.« Mit dem Handrücken wischte sich der Arzt den Schweiß von der Stirn, zog die Handschuhe ab und nickte kaum merklich, während Morris ihn von dem Patienten wegführte. »Fahr nach Hause und erhol dich. Ich mach jetzt weiter.«
    Mit hängendem Kopf trottete sein Kollege den Gang hinunter, seinem wohlverdienten Feierabend entgegen.
     
    Die Schwester sah auf die große Wanduhr über sich und notierte den genauen Todeszeitpunkt, als sie eine Bewegung aus den Augenwinkeln aufnahm. »Dr.?!« Sie zeigte stumm auf die EKG-Aufzeichnung. »Wir haben eine Aktivität.« Ungläubig schüttelte sie den Kopf. »Das gibt´s doch nicht. Ich dachte sie wäre ...«
    »Tja, Kolumbus dachte auch ... er wäre in Indien gelandet.«
    Auf dem Gerät war eindeutig ein leichtes Zucken zu sehen, was aber auch nur ein trügerisches Zeichen einer unkoordinierten Herzarbeit, ein letztes Aufbäumen sein konnte. Die Schwester griff zum Defibrillator und reichte ihm die Elektroden. Morris der zeitgleich nach dem Puls der Patientin tastete, sah sie wütend an. »Die Patientin hat eine PEA. Schon mal gehört?! Was wollen Sie hier mit dem Defibrillator?«
    Hilflos griff nun die Schwester nach dem Puls und fand ihn ebenso wenig wie Morris, der mittlerweile zur Thoraxkompression übergegangen war.
    »P steht für Pulslos. Würden Sie also bitte beatmen?«
    Morris rief nach einer Kollegin, die sich der zerstörten Arterie annahm, während er er das Herz weitermassierte und die eingeleitete Arbeit von Dr. Rodman fortführte, obwohl er sich für die junge Frau gewünscht hätte, dass sie ihre Reise heute hier beendet hätte.
    Die Schwester pumpte in regelmäßigen Abständen Sauerstoff in die Lungen und nickte ihm aufmunternd zu, als die Herzlinie unter seinen Händen regelmäßiger und stärker wurde. »Sie haben goldene Hände, Doc«, sagte sie und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    Für einen kurzen Moment öffneten sich die Augen der Patientin. Ihre Pupillen waren weit geöffnet und starrten an ihm vorbei. Sie sah etwas aus einer anderen Welt, das sie mit ihrem menschlichen Verstand nicht begreifen konnte. Sobald sie aufwachte, würde sie es vergessen haben. Dann ging der Wettlauf los. Morris kannte das Spiel. Entweder sie würde sich bald in psychiatrische Behandlung begeben oder zu einer schwarzen Seele werden. Die letzte Möglichkeit war, dass sie stark genug war und auf Gott vertraute, was die wenigsten taten.
     
    Nach achtzehn Stunden Dienst fuhr Morris gegen Mitternacht nach Hause und stellte seinen Wagen in der Garage ab. Er fuhr mit dem Fahrstuhl bis zur letzten Etage und ging die restlichen Stufen nach oben bis zur Tür, die auf das Dach des Apartmenthauses führte. Er saß oft hier oben und genoss es, wenn in der Nacht der hektische Pulsschlag der Stadt ein wenig zur Ruhe kam. Seine Gedanken schweiften zu der Frau, die nur einen Flügelschlag von hier entfernt in ihrem Bett schlummerte. Bei der Überlegung, einen nächtlichen Abstecher zu ihr zu machen, kribbelte es ihm unter der Haut.
     
    Leia träumte, dass sie in einem Restaurant kellnerte und jedes Mal, wenn sie von der Küche zu den Gästen ging, musste sie eine schmale, wackelige Brücke betreten, die über einem dunklen, brodelnden Wasserbecken lag. Er setzte sich als Gast an einen der Tische und beobachtete sie, wie sie zitternd mit angstgeweiteten Augen das Wasser überquerte. Schon ein Leben lang verfolgten sie diese Träume, in denen ihr das nasse Element als gefährlicher Feind erschien. Sie hatte keine Ahnung, woher ihre Panik herrührte, aber er konnte es sehen.
    Im zarten Alter von zwei Jahren war Leia mit ihrer Mutter ans Meer gefahren. Während ihre Mutter Eis kaufen ging, überließ sie einer Freundin die Aufsicht über ihre kleine Tochter. Doch die Freundin hatte mehr Augen für die knackigen Beachboys als für das Kind, das ihr anvertraut worden war. Leia hatte den Moment der Unachtsamkeit genutzt und war hinunter zum Meer gelaufen. Wie ein eingespieltes Team hatte der Sog den kleinen
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