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Pringle vermisst eine Leiche

Pringle vermisst eine Leiche

Titel: Pringle vermisst eine Leiche
Autoren: Nancy Livingston
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einen
Spaß draus, was draufzulegen, so daß die Frösche nicht drüberkönnen. Und
deshalb geht sie jetzt jeden Tag hin, um zu sehen, ob der Weg frei ist. Das hat
dem Major den Rest gegeben.»
    «Lagen ihm die Frösche denn so
am Herzen?»
    «Die waren ihm schnurzegal...
aber er hatte zu hohen Blutdruck, und an dem Abend im Pub, da hat er Krach mit
ihr gehabt, und so hat’s ihn erwischt. Das Herz. Seit die hier iss, kennt man
das Dorf gar nich mehr wieder. Überall Feindschaft. Die, die schon immer hier
gewohnt haben, wollen sich von ihr nich reinreden lassen. Aber die Neuen finden
sie gut. Sie wär’ für Öko-lo-gie.» Das Wort flößte ihr offenbar Respekt ein.
    «Ich verstehe.» Der
Flüssigkeitspegel in seiner Tasse sank, und er sah, daß sie innen einen
unappetitlich bräunlichen Belag hatte. «Und mit wem halten Sie?»
    «Ich bin derselben Meinung wie
Eddie», antwortete Elsie prompt. «Ich finde, daß man ihr mit dem Hammer eins
über den Schädel geben sollte. Eddie würd’s am liebsten selbst machen, hat er
gesagt. Er hat große Hochachtung vor dem Major gehabt.» Eddie? Noch eine
Erinnerung nahm Gestalt an.
    «Das ist doch Ihr Bruder,
oder?»
    «Ja. Mein einziger. Er hat eine
sehr gute Arbeit drüben in Milton Keynes, aber am Wochenende kommt er immer
nach Hause. Letzten Samstag, als er abends im Hope & Anchor war, hat’s wieder Krach da gegeben. Diesmal wegen des Blumenfestes.»
    «Ein Blumenfest?»
    Elsie sah ihn überrascht an.
«Aber ich dachte, deswegen sind Se hier. Es waren doch überall Anzeigen. Lesen
Se denn keine Zeitung? Wir wollen Geld zusammenbringen für die Kirche. Sie iss
ja schon über tausend Jahre alt, und jetzt braucht sie mal wieder ein neues
Strohdach.»
     
    In der im georgianischen Stil
erbauten Post, die gleichzeitig auch Krämerladen war, kaufte er sich eine
Flasche Desinfektionsmittel und ging dann zum Hope & Anchor , um
dort seine Wunden zu versorgen. Auf dem Parkplatz stand der demolierte Allegro
und wartete auf die Reparatur.
    Der Wirt zeigte Mitgefühl. «Ich
nehme nur einen Zehner pro Tag, bis Ihr Auto wieder flott ist. Haben Sie den
Major gekannt?»
    «Flüchtig. Aber das war während
des Krieges.»
    «Ein richtiges Original.» Der
Wirt wußte geschickt zwischen den Fraktionen zu lavieren. «Hat sich für alles
hier verantwortlich gefühlt, noch so ganz auf die alte Art. Wir waren sehr
bestürzt, als er plötzlich tot war. Am Abend noch quicklebendig, und am
nächsten Morgen... Tja, manchmal geht das schnell.»
    «Es soll da eine
Auseinandersetzung...»
    «Ach», der Wirt winkte ab, «es
gab jede Woche eine Auseinandersetzung. Das gehörte quasi dazu. Der Major kam
rein, bestellte sein Bier, brach einen Streit vom Zaun, zwang den anderen, ihm
zur Entschuldigung einen Whisky auszugeben, und dann ging er wieder. Hat fast
immer geklappt. Es hat mir richtig Spaß gemacht, ihn zu beobachten. So als ob
man jemandem zusieht, wie er seine Leine auswirft, um eine Forelle zu angeln.»
    Über der Bar hing ein großes
Plakat, das auf das Blumenfest aufmerksam machte. Mr. Pringle dachte an die
Solidarität während der Kriegsjahre und bemerkte, daß die Anstrengungen für das
Blumenfest das Dorf doch möglicherweise wieder zu einer Gemeinschaft
zusammenschweißen würden. «Vielleicht lassen sich die alten Gegensätze ja doch
wieder versöhnen.» Der Wirt griente skeptisch. «Weiß ich nicht. Aber es ist gut
fürs Geschäft, soviel steht fest. Wuffinge Parva kriegt allmählich einen Namen.
Heute ist erst Dienstag, und wir haben schon zweiundvierzig Vorbestellungen für
das Mittagessen am Samstag. Außerdem erwarten wir noch mehrere Busse. Und die
von der BBC wollten auch noch mal kommen — jetzt, wo sie von den Wandgemälden
gehört haben, natürlich erst recht. Die Bilder zu restaurieren kostet übrigens
bestimmt auch noch mal an die zwanzigtausend Pfund.»
    «So viel?»
    Der Wirt nickte. «Es mußten ja
Fachleute sein. Der Pfarrer kannte sie, aber sie verlangen eine Menge Geld. Na,
die Bilder sind es ja wohl auch wert. Mrs. Kenny meint, daß sich ihre
Entdeckung für das Dorf noch als Glücksfall erweisen wird.» Erst jetzt bemerkte
er, daß Mr. Pringle ihn verständnislos ansah. «Ach, Sie erinnern sich wohl
nicht mehr an die Geschichte über die Kirche, die man sich hier erzählt hat?
Daß sich unter dem Putz mittelalterliche Wandmalereien befinden sollten?»
    «Soweit ich weiß», sagte Mr.
Pringle zögernd, während er sich zu erinnern versuchte, «war damals nicht
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