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Pringle vermisst eine Leiche

Pringle vermisst eine Leiche

Titel: Pringle vermisst eine Leiche
Autoren: Nancy Livingston
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recht klargemacht,
daß Pfarrer in der Regel nicht reich werden. Als sie dann Cyril traf, sah sie
die Gelegenheit, zu Geld zu kommen. Aber es gab keine Scheidung. Ein solcher
Schritt wäre Tersons Fortkommen in der Kirche mit Sicherheit abträglich
gewesen, und er sah zu diesem Zeitpunkt wohl noch die Chance, in ein höheres
Amt zu gelangen.» Andrews hielt inne. «Gibt es noch Kaffee?»
    «Ja, ein Schluck ist noch da.»
Mather hielt prüfend seine Hand an die Kanne. «Ist aber nur noch lauwarm.»
    «Das macht nichts. Also weiter.
Terson hat offenbar versucht, Doris von ihrem Vorhaben, hierher zurückzukehren,
abzubringen. Aber sie stammte von hier und steckte außerdem schon in ziemlichen
Schwierigkeiten, weil sie sich unerlaubterweise Geld aus dem Familienfonds
beschafft hatte. Sie hoffte wahrscheinlich, in Terson eine gewisse
Unterstützung zu haben. Nach dem, was er hier schreibt», er pochte mit dem
Zeigefinger auf den vor ihm liegenden Brief, «wußte Terson angeblich nicht, was
Doris vorhatte.»
    «Sie wollte also tatsächlich
einen Anteil von den Einnahmen des Festes?»
    Andrews nickte. «Ja. Terson
behauptet, er sei — Zitat — von allen Seiten unter Druck gesetzt worden — Zitat Ende. Und ein paar Zeilen weiter dann: Doris bestand darauf, die
Wandgemälde der Öffentlichkeit in einer Art ständigen Ausstellung zu
präsentieren. Ich wußte aber, daß sie nicht echt waren, deswegen konnte ich
dies nicht zulassen. Sie mußten vernichtet werden .»
    «Schreibt er, warum er Doris
Leveret umgebracht hat?»
    Andrews nickte wieder und
begann vorzulesen: «Sie kam Mittwoch nacht gegen dreiundzwanzig Uhr in die
Kirche und wiederholte ihre Forderung nach Geld. Wir hatten eine heftige
Auseinandersetzung. In meiner Wut und Verzweiflung drückte ich ihr die Kehle
zu. Sie glitt bewußtlos zu Boden. Da griff ich nach einem herumliegenden Bindfaden
und zog zu, um ihrer grenzenlosen Gier ein für allemal ein Ende zu bereiten.
Ich schleifte sie aus der Kirche, aber draußen wußte ich dann nicht, was ich
mit der Leiche machen sollte. Ich bat Winstead um Hilfe und versprach ihm
meinen Anteil ...»
    Mather stieß einen leisen Pfiff
aus. «Aha! Also deshalb hat er sich bei dem Verhör so bedeckt gehalten.
Offenbar hat er Simmons nach Strich und Faden belogen. Ich glaube jedenfalls
nicht, daß er ihm von seinem kleinen Nebenverdienst erzählt hat.»
    «Nein, das glaube ich auch
nicht. Terson schreibt weiter: leb möchte meine Schuld sühnen. Und jetzt
wird er ein bißchen verworren. Er erwähnt da noch weitere Wandgemälde. Diese
Fresken scheinen eine Art Obsession bei ihm gewesen zu sein.» Detective
Inspector Andrews deutete auf den Briefumschlag: «Im Falle meines Todes — er scheint doch irgendwie damit gerechnet zu haben, vielleicht weiterleben zu
können.»
    «Was geschieht bei der
gerichtlichen Leichenschau?»
    «Der Brief hier kommt zu den
Akten, wird aber nicht verlesen. Nur die absolut notwendigen Fakten wie etwa
seine Eheschließung mit Doris Leveret sollen erwähnt werden.»
    «Aber nun wissen wir immer noch
nicht, was es mit dem Verschwinden der Leiche aus dem Zelt auf sich hatte.»
    «Na und?» fragte Detective
Inspector Andrews ungnädig zurück. «Wir wissen nicht nur, wie sie starb, wir
haben obendrein sogar noch das Geständnis des Mörders. Daß ihre Leiche zwei
Tage abgängig war — was geht das uns an? Nicht einmal Cyril Leveret scheint
sich dafür zu interessieren, wo sie gesteckt hat. Simmons und Winstead werden
den Mund halten, wir haben zuviel gegen sie in der Hand. Ich werde ihnen den
unabweisbaren Vorschlag machen, die Hälfte ihrer Bezahlung dem Fonds zum
Wiederaufbau der Kirche zu stiften — natürlich anonym. Der Ärger darüber wird
ihre Erinnerung an uns wachhalten und sie hoffentlich vor weiteren kriminellen
Aktivitäten bewahren.»
    «Und unser Opa?»
    «Ach», Andrews machte eine
wegwerfende Handbewegung, «den werde ich schon überreden, daß er nichts sagt.
Der eine kurze Augenblick, in dem er die Leiche gesehen haben will — den wird
er doch wohl vergessen können. Und wenn er keine Schwierigkeiten macht, dann
ist hier alles soweit klar.»
     
    Der Theaterabend war ein voller
Erfolg gewesen, aber Ted wirkte trotzdem angespannt. Bei einem Glas Wein im
Restaurant begann Mavis ein wenig zu sticheln.
    «Ich habe den Eindruck, das
Stück hat Ihnen nicht gefallen, Ted, oder?»
    «Nein, daran liegt es nicht.»
Felicity legte ihrem Mann mitfühlend die Hand auf den Arm. «Wir sind
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