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Pringle vermisst eine Leiche

Pringle vermisst eine Leiche

Titel: Pringle vermisst eine Leiche
Autoren: Nancy Livingston
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benahm sich wie eine Närrin.» Andrews zuckte
die Achseln.
    «So etwas kommt vor. Und dann?»
    «Dieser Mann — Simmons — sagte
ihr die Wahrheit. Sie sei nur eine Art Ablenkung für ihn gewesen. Miranda
wollte das einfach nicht wahrhaben und versuchte, ihn vom Gegenteil zu
überzeugen. Ein absurdes Schauspiel, wenn Sie mich fragen», murmelte er,
«jedenfalls, was bestimmte Einzelheiten angeht.»
    «Aber Simmons wurde nicht
gewalttätig?»
    «Nein, er nicht, aber Miranda.
Sie hat ihn geschlagen — ziemlich hart sogar.»
    «Und wie hat er reagiert?» Auf
Olivers Gesicht erschien der Anflug eines Lächelns.
    «Er rannte weg... das heißt,
rennen kann man es eigentlich wohl nicht nennen», korrigierte er sich. «Zuerst
stieß er sie fort und beschimpfte sie, und dann ging er ziemlich eilig zurück
ins Pfarrhaus. Ich hörte, wie er dort wütend die Tür hinter sich zuwarf.» Er
schwieg.
    «Und dann...? Kommen Sie, Mr.
Kenny, wir wollen auch noch den Rest hören.»
    «Ich bin nach Hause gegangen.
Es reichte mir.»
    «Aber bevor Sie nach Hause
gingen, haben Sie da vielleicht noch irgend etwas bemerkt?»
    Es kostete Oliver sichtlich
Überwindung weiterzureden. «Ja, diesen anderen Typen, ich glaube, er heißt
Winstead. Er kam aus der Kirche, gerade als Simmons wieder zurückging ins
Pfarrhaus. Ich sah, wie er unter dem kleinen Vordach des Portals stehenblieb
und Simmons und Miranda beobachtete. Miranda war so richtig in Fahrt, sie hat
garantiert nichts davon mitbekommen, daß da noch jemand war. Plötzlich war er
dann verschwunden. Ich sah ihn erst wieder, als er Miranda von hinten ansprang.
Er muß über den Friedhof gekommen sein.»
    «Und was haben Sie getan?»
    Oliver schwieg.
    «Nun?»
    «Nichts.»
    «Was?» Mather schüttelte
ungläubig den Kopf.
    «Ich bin nach Hause gegangen.
Ich wollte vor ihr da sein.»
    «Sie meinen, für den Fall, daß
sie tatsächlich wieder zu Hause ankam?» fragte Andrews sarkastisch. Oliver
ballte die Fäuste.
    «Wenn Sie es genau wissen
wollen...» sagte er, «ich war mir gar nicht so sicher, ob sie es nicht
vielleicht sogar genoß.» Wieder hielt er inne. «Zu Hause habe ich dann doch
überlegt, ob es nicht vielleicht besser wäre, die Polizei anzurufen...»
    «Ach wirklich?»
    «Ja. Ich stand gerade unten
beim Telefon, als Miranda zur Tür hereinkam. Sie sah ziemlich mitgenommen aus,
aber ich hatte nicht den Eindruck, daß sie vergewaltigt worden war. Miranda
selbst hat ja auch immer nur davon gesprochen, daß er es versucht habe, sie hat
nie behauptet, daß es ihm tatsächlich gelungen sei.»
    «Und Sie glauben, daß der
Angreifer Winstead war?» Oliver nickte.
    «Simmons kann es nicht gewesen
sein. Ich sagte Ihnen ja, daß ich ihn zurück ins Pfarrhaus habe gehen sehen.
Und außer den beiden war niemand da. Ich denke übrigens, daß Miranda genau
weiß, wer sie überfallen hat. Es war zwar dunkel, aber nicht so dunkel, daß sie
ihn nicht hätte erkennen können. Die Geschichte von dem angeblichen Fremden ist
auch nur wieder eine von ihren verdammten Lügen.»
    Andrews dachte einen Moment
nach. Dann sagte er: «Kam Ihre Frau sehr viel später als Sie zurück?»
    «Nein, nur ungefähr zehn
Minuten. Sie weinte. Ich glaube auch, daß sie wirklich einen ziemlichen
Schrecken bekommen hat. Aber das hat sie nicht daran gehindert zu versuchen,
mir eins ihrer Märchen zu erzählen. Sie wollte mir weismachen, sie sei
überfallen worden, während sie nach den Fröschen sah. Ich habe ihr zugehört und
nichts gesagt — ich wollte ihr Gelegenheit geben, mir vielleicht doch noch den
tatsächlichen Hergang zu schildern. Aber sie hat nur immer dieselbe erlogene
Geschichte wiederholt — Stunde um Stunde. Schließlich sagte ich ihr, daß ich
ihr nicht glaube — daß ich ihr heimlich gefolgt war, behielt ich allerdings für
mich —, und da ist sie völlig ausgerastet und hat die Polizei verständigt. Ich
nehme an, der Anruf sollte vor allem dazu dienen, ihrem fiktiven Bericht mehr
Glaubwürdigkeit zu verleihen.»
    «Trug sie bei ihrer Rückkehr
ihre Wollmütze?» wollte Andrews wissen.
    «Ich glaube nicht. Ihre
Kleidung war zerrissen. Dieser Winstead ist wohl nicht gerade sanft mit ihr
umgegangen.»
    «Mrs. Leveret haben Sie in der
Nacht aber nicht gesehen?»
    «Nein. Aber es gibt da hinter
dem Pfarrhaus sehr viele Büsche und Bäume, da hätte sich eine ganze Armee
verstecken können, ohne daß ich sie entdeckt hätte. Ich bin den Pfad
zurückgelaufen und dann über den Anger — das geht am
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