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PRIM: Netzpiraten (German Edition)

PRIM: Netzpiraten (German Edition)

Titel: PRIM: Netzpiraten (German Edition)
Autoren: Dietrich Enss
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tanken. Sie stiegen in den abgeschotteten Fahrgastraum ein, und Grey gab dem Fahrer über das Mikrofon Anweisung, zurück nach Crypto-City zu fahren. Eine mit zwei Mann besetzte Limousine folgte ihnen dichtauf.
    „Ziemlich übel“, begann Grey. „Um Viertel nach sechs kam der Anruf von Krienitz’ Leuten über Ingrams Tod. Sie berichteten auch gleich, dass unser Mann, Rudrin, kurz nach dem Auffinden der Leiche zu ihnen gestoßen ist. Und gleich danach dann dein Anruf bei mir, dito, mit ein paar wesentlichen Ergänzungen. Da hatten wir gerade einmal die spärlichen Fakten über die Mails auf dem Tisch.“
    „Dann war also die Creme der Creme geladen, Krienitz, Joergensen, du. Wer noch?“
    „Margaret King, Direktorin des FBI.“
    „So früh? So früh das FBI?“
    „Der Präsident ist sehr beunruhigt, Peter. Trotz der vielen ähnlichen Drohungen, die er ohnehin ständig erhält.“ Grey runzelte nachdenklich die Stirn. „Aus Sicht des Präsidenten sieht es so aus, wie es Sinners bereits gestern eingeschätzt hat, nämlich wie ein übliches Leck aus Sorglosigkeit. Der Brief wurde nicht gezeigt, aber der Präsident selbst erläuterte, dass er belanglos sei bis auf ein paar nur mäßig pikante Details, wie sie sich Schwestern vertraulich erzählen. Darüber wundern wir uns ein wenig, nicht wahr? Die Mail wird eher als Scherz gesehen: Da nennen sich welche PRIM und behaupten, alle verschlüsselten Mails lesen zu können, weil sie das Faktorisierungsproblem gelöst hätten. Sie wollen zig Millionen Geld, genauer Edelsteine in diesem Wert, sonst schicken sie weitere private Briefe der Frau des Präsidenten, und zwar dann auch an die Presse.“
    Grey blickte hinüber zu Tessenberg. Der nickte mehrmals stumm. Dann fuhr Grey fort: „Natürlich war zu erwarten, dass das niemand ernst nimmt, auch wenn denen schon klar ist, dass der Versand der Mail profihaft war. Vermille hat mit seinen Spezialisten in der Nacht einen Teil des Weges rekonstruiert, den die Mail genommen hat. Oberflächlich gesehen kam sie von dem Mail Account eines Studenten der CSU, der California State University am Campus in Fullerton. Aber in dessen Account war eingebrochen worden, und die Mail kam ursprünglich von einem Server einer Firma Finuresse S.A. oder so ähnlich aus Grenoble in Frankreich. Da war es dann schon nachts, als die Krienitz und Vermille beziehungsweise ihre Leute deren Computersicherheitsbeauftragten erreichen wollten. Der hat aber inzwischen - dem Zeitunterschied und den Französischkenntnissen einiger Leute beim Secret Service sei es gedankt - herausgefunden, dass ein terminierter Auftrag zum Versand der Mail von Unbekannten auf den Firmenrechner übermittelt worden war. Der oder die Urheber sind nach Angaben dieses Mannes nicht auszumachen, da offenbar wichtige Hinweise gelöscht worden sind. FBI-Leute aus Paris sind nach Grenoble unterwegs.“
    „So weit sind sie immerhin gekommen. Das ist der halbprofessionelle Teil des Weges.“
    „Wie meinst du das? Ist das nicht schon sehr weit?“
    „Nein. Das ist Absicht. Dass die Verfolgung ein Stück weit möglich ist und dabei viel Zeit und Mühe kostet. Bei einer unmittelbaren Verschleierung wären die nur bis zur CSU gekommen. Denn der Student liegt gerade im Krankenhaus oder ist auf einer Expedition im Urwald, oder er ist seit zwei Jahren nicht mehr an der Uni und sein Account ist eigentlich seitdem geschlossen. Der letzte protokollierte Zugang zum Account liegt zwei Jahre zurück. Ein Außerirdischer hat die Mail an Mrs. Stonington verschickt.“
    „Und dieser Punkt liegt jetzt in Grenoble? Wo die Verfolgung nicht weiter möglich wird?“
    „Ja.“
    „Wie beruhigend. Sie vermuten natürlich, wie zu erwarten war, ein Leck bei denen, die irgendwie und irgendwo mit den Programmen, mit den Rechnern oder mit den Passwörtern zu tun haben. Da ist unser Walter Ingram eine zentrale Figur. Wir müssen annehmen, dass sie ihn als PRIM verdächtigen. Oder dass er zu denen gehört. Das wird wohl erst vorbei sein, wenn weitere Mails eintreffen. Bis dahin werden sie Ingram durchleuchten, posthum sozusagen, und hoffentlich nicht Pink entdecken.“
    „Das halte ich für ziemlich ausgeschlossen. Er war ein Profi. Werden wir an den Untersuchungen nicht beteiligt, Ernie?“
    „Nicht direkt. Der Secret Service leitet die Sache, das FBI mischt natürlich mit, und Krienitz ist die Chefin. Aber wie ich unsere Kollegen kenne, werden sie bald jemand anderen benennen. Ich habe vorgeschlagen, einen
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