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PRIM: Netzpiraten (German Edition)

PRIM: Netzpiraten (German Edition)

Titel: PRIM: Netzpiraten (German Edition)
Autoren: Dietrich Enss
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hatten und sich nicht die Kleider schmutzig machen wollten. „Secret Service“, sagte Zanolla.
    Der Mann sicherte seine Pistole und steckte sie in einen Halfter unter der Weste. „NSA, Bert Rudrin“, sagte er und ließ den Alten los. „Dann wart ihr doch tatsächlich schneller.“
    „Jaah“, grinste Taylor und zog das Wort in die Länge. „Wie immer eigentlich. Und wir haben modernere Pistolen als ihr. Haben Sie ein Telefon, Bert, ein Satellitentelefon?“
    „Dafür dürfen wir eigene Waffen tragen. Ein Satellitentelefon habe ich im Wagen. Aber Sie bekommen es erst, wenn ich im Gegenzug auch etwas von Ihnen bekomme. Was haben Sie herausgefunden?“
    „Walter Ingram. Euer Verein. Dringend gesucht wegen was auch immer. Wir wissen es nicht, vielleicht können Sie es uns sagen. Ertrunken im offenbar abgelegensten See der Vereinigten Staaten, vielleicht auch Selbstmord oder Mord, das werden die Leute von der örtlichen Polizei klären. Keine erkennbaren Spuren von Gewalt. Todeszeitpunkt vor ein bis zwei Stunden, würde ich schätzen. Keine Papiere, keine Schlüssel, kein Handy oder Smartphone. Seine Uhr läuft noch, ist wasserdicht. Keinerlei Auffälligkeiten, wenn man von seinen Schuhen absieht. Ach  und keine Fische.“
    „Was ist mit den Schuhen?“ fragte Rudrin.
    „Die Schnürsenkel sind geöffnet. Beide“, erwiderte Taylor und schaute auf seine Armbanduhr. „Was hat er denn ausgefressen?“
    „Nichts, denke ich. Ingram arbeitet im Weißen Haus. Arbeitete. Hatte Urlaub und sollte wegen einer dringenden Angelegenheit sofort zurückkommen. Viel Aufwand, wenn man nicht telefonieren kann.“ Rudrin ging hinunter zum Wasser und watete in seinen Lederstiefeln zum Toten. Er schaute ihn sich wortlos aus der Nähe an, dann hob er ein Bein Ingrams aus dem Wasser, bewegte den Unterschenkel, als ob er den Fortschritt der Starre prüfen wollte, und betrachtete den offenen Schuh. Gleich darauf stakste er die paar Schritte durch das Wasser zum Boot und stieg hinein.
    „Bitte nicht, Bert. Das ist Sache der Polizei“, wehrte Taylor ihn ab, aber da war Rudrin schon über die Bodenbretter und Ruderbänke geklettert. Er brachte das kleine Boot kräftig zum Schaukeln, so dass sie fast beide ins Wasser gefallen wären, und räumte die Riemen für seine Kurzinspektion aus dem Weg. „Keine Fische, aber auch keine Köder“, stellte er fest. Dann hob er entschuldigend die Hände, folgte Taylors Anweisung und stieg auf Zehenspitzen durch das Wasser zurück auf das Ufergras. Die unteren zehn Zentimeter seiner Jeans waren dunkel von der Durchnässung.
    „Dann ist das sein Onkel“, sagte Rudrin, kaum dass er wieder festen Boden unter den Füßen hatte, und zeigte auf den verschüchtert wirkenden Alten. „Was weiß er?“
    „Nichts“, antwortete Zanolla und fragte sich, ob Rudrins Hosenbeine nicht auch schon nass waren, als er so überraschend aufgetaucht war. „Schlief als wir kamen. Ingram fuhr nachts zum Angeln raus. Hat er offenbar öfter gemacht, wenn er zu Onkel Meynard herkam.“
    Taylor stieg aus dem Boot und watete ans Ufer. Er hatte ein paar Buchten der Ankerleine mitgenommen und sicherte das Boot an einer jungen Birke. Dann machte er ein paar Fotos mit seinem Smartphone von dem Toten und dem Boot. Anschließend half er Zanolla, Ingram aus dem Wasser zu heben und am Ufer abzulegen. Sie drehten den Toten auf die Seite, um ein paar Blicke auf seinen Hinterkopf und Rücken zu werfen, aber ohne den Rücken zu entblößen, und ließen ihn dann wieder auf den Rücken sacken.
    Taylor rollte seine Handschuhe von den Händen und zog Socken und Schuhe an, nachdem er seine Füße flüchtig an den Hosenbeinen abgetrocknet hatte. Er ging auf Rudrin zu und reichte ihm die Hand. „Anders Taylor“, sagte er, „es ist Zeit, uns bekannt zu machen. Das ist Toni Zanolla. Gehen wir zum Haus, Bert, ich muss telefonieren. Toni wird die Umgebung am Ufer etwas näher untersuchen, und ich werde mir Ingrams Sachen in der Hütte und im Auto ansehen. Kommen Sie, Mr. Meynard!“
    Der Alte wirkte benommen. Er zuckte zusammen, als Taylor ihn rief. „Wo ist Tucker?“ fragte er.
     

4
    Grey kam mit einigen anderen aus dem weiträumig abgeschirmten Eingang des Westflügels des Weißen Hauses. Sie verabschiedeten sich nicht voneinander. Grey lief zu seinem gepanzerten Wagen. Tessenberg hatte hier gewartet. Er stand neben dem Wagen in der kühlen Morgenluft. Später würde es unangenehm warm werden, da sollte man seine Frischluft besser jetzt
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