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Priester des Blutes

Priester des Blutes

Titel: Priester des Blutes
Autoren: Douglas Clegg
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Vielleicht gelang es uns zwar nicht, das Silber zu bezwingen, das auf Grund des Erzes, das im gefallenen Königreich Myrryd abgebaut wurde, eine seltsame Macht über uns zu besitzen schien. Wir würden auch keine Feinde bei Tageslicht bekämpfen können, da die Sonne uns noch immer selbst mit dem kleinsten Lichtstrahl vernichten konnte. Doch unserem Stamm war sein recht mäßiger Platz unter Medhyas Kindern zurückgegeben worden, und der unseres Vaters, der Schlange, die in uns war, im Blute selbst.
    Wir blieben lange an diesem Ort, um unseren Durst an den Leibern zu stillen, die in Merods Grabstätte an der Wand hingen. Doch als wir dann schließlich in die Nacht aufbrachen, sagte Kiya: »Es ist zu spät. Es ist beinahe zu spät.«
    Ich wusste, was sie meinte - ich konnte eine stärkere Bewegung im Strom spüren, die sich an fühlte wie ein rückwärts gerichteter Sog. Es war ein Ruf durch den Strom, um uns nach Hedammu zurückzuholen, denn unser Stamm hatte schwer zu leiden begonnen.
    Der Strom fühlte sich an, als stünde er in Flammen.

DIE FLÜSTERNDEN SCHATTEN
    Ich ergriff den Stab der Nahhashim und erhob mich. An meinen Schultern entfalteten sich meine Flügel, ausgelöst durch meine Willenskraft. Die anderen folgten mir, und zu dritt er hoben wir uns von der Grabstätte in die Lüfte und kehrten durch die Stadt Alkemara zu dem milchigen Meer zurück. Der Kahn, den wir da zurückgelassen hatten, befand sich nicht mehr dort. Doch wir breiteten einfach unsere Flügel aus - zuerst nahmen wir dies in Gedanken vorweg, dann wuchsen sie rasch aus unseren Schultern, wie es bei denen von Höllengeistern der Fall war - und über flogen die unruhigen weißen Wellen. Obwohl die Alkemarerinnen nach uns riefen, beachteten wir ihr Flehen nicht.
    Als wir an dem fernen Strand ankamen, trafen wir auf Vali und Yset, die die ganze Zeit über Wache gestanden hatten. Sie erzählten, wie sie die Alkemarerinnen, die sie am Ufer zu erreichen versuchten, bekämpft hatten. Nachdem ich sie gesalbt hatte, brachen wir rasch auf. Wir flogen zwischen den Bergen hindurch und kamen an dem Eingang zu der Kluft heraus, durch den wir in die mondlose Nacht eingetreten waren. Bei unserem Flug durch die Luft empfanden wir sowohl Furcht als auch eine unfassbare Freiheit, da wir die uralte Zauberkraft in uns trugen. Ewen flog am höchsten und wirkte wie ein großer Drache auf mich. Kiya blieb dicht vor mir und beobachtete die Erde unter uns, um Anzeichen von Feinden entdecken zu können. Ich spürte Blitze in meinem Inneren, als das Fleisch des Priesters Teil meines eigenen Fleisches wurde. Merod war nicht tot - er konnte das Nirgendwo nicht betreten. Doch er befand sich in mir. Ich spürte seine Anwesenheit nahe bei mir, und sein Strom fühlte sich an wie brennender Sand in meiner Kehle.
    Wir bewegten uns schnell vorwärts. Unsere Flügel schlugen im
staubigen Wind, so dass wir viele, viele Meilen in nur wenigen Minuten überflogen. Was einst zu Fuß mehrere Tage gedauert hatte, schrumpfte nun, da wir durch die Lüfte reisten, zu einer einzigen Nacht zusammen. Ich erinnere mich an Merods Stimme in meinem Kopf: Medhya sammelt die Haut der Menschen und ihre Myrrydanai verschlingen Seelen. Sie schaffen eine Armee des Geistes, indem sie den Schleier benutzen, um den Schatten und verbannten Dämonen eine abscheuliche Existenz zu ermöglichen. Selbst jetzt flüstern sie den Menschen noch Dinge ein und trachten danach, jene zu vernichten, welche den Maz-Sherah berührt haben.
    Wir begannen mit dem Sinkflug, als die Stadt Hedammu, unsere Geburtsgrabstätte, unter uns in Sicht kam. Sie wurde von zahlreichen Fackeln erleuchtet, und die Schreie sowohl von Menschen als auch von Vampyren waren zu hören. Der Strom fühlte sich an wie kochendes Wasser in einem Erdloch - und zog uns auf einem Pfad der Hitze erdwärts.
    Eine Schlacht tobte unter uns.
     
    Als wir fünf rasch in mitten des Kampfes gelandet waren, zog ich das schwarze Schwert aus der Scheide. Den Stab der Nahhashim hielt ich in meiner anderen Hand. Ich hieb mit dem Schwert den Kopf eines Soldaten ab, der gerade mit Einer Axt zum Schlag gegen einen Vampyr ausgeholt hatte, der bereits sterbend am Boden lag.
    Damals kannte ich noch nicht den Urheber dieses Kampfes, und ich wusste auch nicht, warum meine eigenen Landsleute - Ritter und Kommandanten der Johanniter - in die vergiftete Stadt gekommen waren, um den Stamm der Untoten zu finden und zu zerstören. Aber die Myrrydanai zeigten sich zwischen dem
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