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Priester des Blutes

Priester des Blutes

Titel: Priester des Blutes
Autoren: Douglas Clegg
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er mir zu: Der Erwählte der Schlange kann ihr Gift trinken. Mein Blut wird zu deinem Blute werden. Deine Essenz zu meiner Essenz. Alles zu Einem. Mein Fleisch enthält die Erinnerungen und die Wege der Medhya. Wenn du mich jetzt nicht töten würdest, so würde ich sterben, noch bevor der nächste Vollmond jenseits dieser Mauern aufginge. Der Eine ist gekommen, der Maz-Sherah, der neue Priester ist gekommen - und meine Zeit ist vorbei. Trauere nicht um mich, denn ich habe zahlreiche Jahre des Lebens im Tode überdauert und bin bereit für meine Reise.
    Merod Al-Kamr, der Priester des Blutes, der König von Alkemara, verbeugte sich tief vor mir, als demütiger Diener. Ich zog das schwarze Schwert aus der Scheide und trennte ihm mit einem Streich das Haupt vom Leibe.
    Ein Windstoß erfüllte meine Kehle, und ich hörte seine Stimme in meinem Kopf: Suche nach dem Wissen der Nahhashim. Wenn der Eine zu Allem wird, so wird Alles zu Einem.
    Sein Kopf rollte mir vor die Füße. Ich riet Kiya und Ewen dringend, Abstand zu halten, denn ich war mir nicht sicher, welches Gift das Blut noch enthielt.
    Ich hob Merods Kopf auf und begann die Pflicht zu er füllen, die mir aufgetragen worden war. Mit jedem Bissen von seinem Fleisch kostete ich die Geschichte unserer Art und er warb das göttliche Feuer der Unsterblichkeit, das uns ver weigert worden war, seit der Priester von seiner eigenen Tochter und ihrem Geliebten, dem Mann namens Artephius, verraten worden war.
    Als meine Aufgabe erledigt und nichts außer den Knochen des Priesters noch übrig war, begann ich seine Vergangenheit und Kindheit wahrzunehmen. Auch erlebte ich einen Augenblick seines Lebens, als er noch als Sklave auf den Feldern gearbeitet hatte: Ein starker Wind kam auf, während ein Halbmond am Himmel
stand, über dem Horizont des flachen, fruchtbaren Tales. Und als die Finger des Windes durch die Grashalme strichen, ver nahm ich Medhyas Stimme und die Worte des Blutes, die Merod verwandelten und unser Volk, unseren Stamm begründen würden.
    Sie raunte mir aus den Schatten zu: »Priester, du bist mein.«
    Als ich blutüberströmt dastand, verneigte sich Kiya vor mir, ebenso Ewen.
    Ich bat die beiden, sich zu erheben. Da sagte Kiya zu mir: »Der Falke hat die Schlange verschlungen und uns die uralte Zauberkraft gebracht. Du bist der König unseres Stammes. Wir spüren die Veränderung gerade jetzt im Strom. Du musst mich salben. Du bist die Quelle unserer Stärke.«
    Instinktiv trat ich zu ihr und hielt ihr den Stab der Nahhashim an die Lenden, an die Brüste und an den Kopf, und als ich ihn ihr an die Lippen hielt, kostete sie von ihm. Gleichermaßen begab ich mich auch zu Ewen und berührte ihn mit dem Stab der Nahhashim an den Stellen der Macht. Als ich dies tat, spürte ich, wie sich die Schlange im Inneren des Stabes in meiner Hand ringelte und ein Feuer daraus entstand.
    Die beiden spürten ebenfalls, wie mein Strom sie überkam. In ihren Leibern drang ich in ihre Seelen ein und verbrannte dort ihre Schwäche. Ich brachte ihnen das Licht meines inneren Feuers, das durch das Fleisch und Blut von Merod Al-Kamr und der Quelle von Allem, der Schlange, geschürt wurde.
    Auch sie fühlten die Woge der Macht, der Alten Gaben der Gefallenen der Medhya. Was einst nur eine Legende gewesen war, wurde nun zur Geschichte unseres Volkes.
    Der Stab der Nahhashim schien in meiner Hand mit einem Feuer aus blauen und roten Flammen zu brennen, als wären die Mächte aus alter Zeit wiedererweckt worden und hätten selbst Kraft aus unserem Stamm gezogen.
    Und als ihnen die Fähigkeiten der Umwandlung, der Verwandlung
in Wesen der Nacht, der Entfaltung von Flügeln an ihren Schultern zu rückgegeben worden waren, um wie Drachen über Bäume und Städte hinwegfliegen zu können, ebenso wie die Fertigkeit, sich so schnell zu bewegen, dass sie zu verschwinden schienen, da lobpriesen sie, wie ich, die Schlange - und sogar noch mehr als Medhya selbst. Denn Medhya, unsere Mutter, hatte uns verflucht, doch die Schlange hatte unsere Art gesegnet, so dass wir in der Welt, die von der Dunkelheit regiert wurde, die Oberhand gewinnen konnten. Wir priesen Lemesharra Medh-Kamr und Datbathani Medh-Nahhash und auch den Priester des Blutes, Merod Al-Kamr, der nicht ausgelöscht worden war, sondern durch mein Blut strömte, so dass in meinem Inneren Alles zu Einem wurde.
    Wir würden noch viele Jahre länger unsterblich sein als nur ein Jahrhundert lang, wie Kiya es befürchtet hatte.
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