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Prada Party und Prosecco - Roman

Prada Party und Prosecco - Roman

Titel: Prada Party und Prosecco - Roman
Autoren: Jenny Colgan
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»Mir ist das jetzt alles egal.«
    Ich wusste, dass er seit etwa einem Monat nicht mehr an seinen Werken gearbeitet hatte, weil er diesen Monat weitestgehend mit mir im Bett verbracht hatte.
    »Es wird schon gut gehen«, versuchte er sich selbst zu überzeugen und starrte angestrengt aus dem Fenster. »Und eigentlich ist es mir sowieso egal.«
    Auch Cal war ungewöhnlich aufgeregt. Er sah immer wieder zu mir herüber.
    »Was denn?«, fragte ich. »Sieht das Kleid bei Tageslicht etwa merkwürdig aus?«
    »Nein, nein«, entgegnete er und knetete nervös seine Finger. Dann hüllten sich beide Männer in Schweigen.
    Die Akademie war ein großer roter Backsteinbau, vollgestopft mit zeitgenössischem Krimskrams (hier war Vorsicht angesagt, jeder Feuerlöscher konnte ein unbezahlbares Kunstwerk sein). Überall tummelten sich Angst einflößende, bizarr aussehende Mädchen, und es roch nach Töpferwerkstatt. Es war irre was los. Die Presse war da, kunstbeflissene Besucherinnen trugen bizarre Hüte, Mäzene huschten geheimnisvoll hin und her und versuchten, Werke unter die Lupe zu nehmen, ohne dass ihre Rivalen aufmerksam wurden. Dabei war ich mir ziemlich sicher, dass sie alle schon vorher vorbeigeschaut, ihre Entscheidung getroffen und festgelegt hatten, wer als Nächstes seinen großen Durchbruch erleben würde, so wie in diesen Tagen auch bei Abschlussausstellungen, Abschlussmodenschauen, Abschlusskonzerten und -theaterinszenierungen im ganzen Land. Jeder war auf der Suche nach dem großen Star.
    Man konnte allen Studenten anmerken, wie nervös sie waren. Und die Arbeiten … da gab es gestochen scharfe und verschwommene Fotos von Menschen, von Frauen am Strand mit traurigen Gesichtern vor einem grünen Himmel; Videos von Leuten, die alles langsam und unkoordiniert taten; ein zertrümmertes Klavier, das kläglich mitten im Raum stand; Gemälde von Schweinen, die Menschen ausweideten, und Diaschauen von merkwürdigen Zelten. Es war seltsam, aber ziemlich cool. Es gab da ein Bild, das nur aus Apostrophen und Semikolons bestand. Das gefiel mir sofort. Der Aufkleber daneben bedeutete, dass es bereits verkauft war. Aber Ecks Werke konnte ich nicht entdecken … o doch, da waren sie.
    Anzeichen von Leben hieß die erste Skulptur. Eine schmiedeeiserne Spinne neben schmiedeeisernen Eiern.
    »Diese Arbeit stellt den Kreislauf des Lebens einschließlich all seiner Hässlichkeit, Verzweiflung und Schmerzen dar«, las ich auf dem Schildchen daneben.
    »Ja, die von der Akademie helfen uns dabei, den Text zu verfassen«, grummelte Eck. Seine Arbeiten standen etwas versteckt in einer Ecke. Nur eine seiner größeren Spinnen, eine mit roten Beinen, lief gut sichtbar eine Wand hinunter.
    »Die Sache mit den Spinnen«, bemerkte ich und schüttelte den Kopf.
    »Ich weiß«, gab er zurück. »Ich wünschte wirklich, sie hätten nicht so viel Wert darauf gelegt, dass wir unseren innersten Gefühlen Ausdruck verleihen. Hätten sie mir doch einfach gesagt, ich soll Bilder von Pferden und Brücken mit Blumen malen.«
    »Sieht doch toll aus«, erwiderte ich und küsste ihn. Ich dachte daran zurück, wie anders ich ihn bei meinem Einzug in die WG erlebt hatte. Immer fröhlich und beschäftigt, und er roch immer ein wenig nach Lötkolben. Was war bloß mit ihm passiert? Jetzt schaute er ständig aufs Handy, wegen des Jobs, oder sah nach mir, um sicher zu sein, dass es mir gut ging. War das mein Fehler gewesen? Hatte ich ihn runtergezogen, oder war das einfach das Leben?
    Ich ließ Eck ein wenig verloren neben seinen Spinnen stehen und schlenderte weiter in die zweite Galerie. Dort fand ich mich in einem kleinen Garten mit Skulpturen wieder. Ich blieb stehen, um sie mir genauer anzusehen. Und dann noch genauer. Es waren Füße und Hände, herausgehauen aus dem allerreinsten weißen Marmor. Zwei Hände, die einen Wischmopp hielten. Ein Fuß mit abgesplittertem Nagellack neben einer Kloschüssel. Sie sahen aus, als hätte man sie aus einem größeren Werk herausgebrochen, aber irgendwie waren sie auch für sich allein genommen vollkommen und wunderschön gearbeitet. Je mehr ich sie betrachtete, desto mehr wurde mir klar, dass mir daran irgendetwas bekannt vorkam – das waren meine Hände und Füße.
    Ich musste nicht einmal auf das Schildchen gucken, tat es dann aber doch. »Cal Hartley« stand da. Und neben jedem Werk war säuberlich der Titel vermerkt: Aschenputtel I , Aschenputtel II , Aschenputtel III usw. In jeder Arbeit gab es irgendwo eine
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