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PR2616-Countdown für Sol

PR2616-Countdown für Sol

Titel: PR2616-Countdown für Sol
Autoren: Arndt Ellmer
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Hyperimpedanz-Forscher aus dem Volcan-Center war ein genialer Kopf, in Sachen Frauen und deren Wünschen aber ein wenig – nun ja, unerfahren.
    Chauro war in ihrem Leben schon mit den merkwürdigsten Situationen fertiggeworden, auch mit dieser. Sie wünschte dem Wissenschaftler, dass er bald eines der Schiffe besteigen würde, die zur Venus oder nach Terra flogen.
    Besser zur Venus, dachte sie. Dort stoßen wir dann in einem der Bunker aufeinander.
     
    *
     
    »Keine feindlichen Schiffe«, meldete Chauro routinemäßig. Merkur lag inzwischen zwei Lichtminuten hinter ihnen. »Ein Dutzend OMNI-Einheiten kreuzen unsere Flugbahn im Abstand von dreißig Lichtsekunden.«
    Sie schickte einen kurzen Gruß hinüber. Die Antwort vom Flaggschiff kam ebenfalls knapp. Ein kurzes Danke für die Wünsche, das war es schon.
    Weit innerhalb der Merkurbahn, in einem Abstand von zehn bis zwanzig Millionen Kilometern vor Sol, flogen Hunderte LFT-Schiffe, die nach den drei in die Sonne eingetauchten Nagelraumern der Spenta suchten. Bei den meisten der terranischen Einheiten handelte es sich um Ultraschlachtschiffe für multiplen Einsatz aus der Ersten Mobilen Kampfflotte, also um LFT-BOXEN der QUASAR-Klasse mit jeweils 3000 Metern Kantenlänge; damit zählten sie zu den schwersten regulären Kampfeinheiten, die das Solsystem aufzubieten hatte.
    »War das alles?«, wollte Chan wissen.
    »Ja – nein!« Erneut schlugen die Orter aus. Die Sonne stieß eine gewaltige Protuberanz von sich, die mit einer Geschwindigkeit von 1000 Kilometern pro Sekunde oder 360.000 Kilometern pro Stunde aus der Oberfläche ins All schoss.
    Chauro richtete blitzschnell alle Sensoren auf die Eruption und betrachtete sie in der Kombidarstellungsfunktion des Hologramms. Die Positroniken bildeten neben dem heißen Plasma auch die starken Magnetfelder ab, die das Plasma bündelten.
    »He, he!«, machte Chan.
    Benidette stieß die Luft zwischen den Zähnen hindurch. »Das Ding reicht aus, um hundert Planeten wie Terra zu verschlingen.«
    »Bald hört das auf.«
    Sie wandte dem Piloten ruckartig den Kopf zu. »Wie bitte?«
    »Wenn die Sonne erlischt, hört das auf.«
    Er sah stur auf seine Steuerkonsole, die Stiefel trommelten den Rhythmus auf den Bodenbelag. Tack, tack – tack, tack – tacketacketack.
    »Konzentrier dich!«, wiederholte sie. »Wir sind noch nicht fertig.«
    Diesmal meldete sich der Alarm mit einem schrillen Geräusch. Feindliche Einheiten!
    Die winzigen Ortungsreflexe im Holokubus brauchten einen Augenblick, bis sie sich auf Benidettes Netzhaut manifestierten.
    »Ich bitte um Meldung!«, rief Baufenedias.
    »El... elf Reflexe«, haspelte sie hervor. »Richtungsvektor Null.«
    Der Nullpunkt aller drei Achsen des solaren Koordinatensystems war Sol, genauer gesagt: das Zentrum der Sonne.
    »Distanz eine Million Kilometer. Abstand zur Bahnebene Merkurs 30.000 Kilometer.«
    Einen Atemzug später lagen die übrigen Werte vor. Die Einheiten bremsten mit 80 Kilometern pro Sekundenquadrat ab. »Geschwindigkeit ein Drittel Licht!«
    Der Atem der Orterin beschleunigte sich. So überraschend hatte sie nicht mit einer Begegnung gerechnet. Zum ersten Mal sah sie diese Dinger leibhaftig vor sich.
    Die Raumschiffe der Fremden glichen Nägeln, die irgendein Transformator ins Riesenhafte vergrößert hatte. Ihr Grundriss war quadratisch bei einer Kantenlänge von 200 Metern. Die Länge lag bei über zweieinhalb Kilometern, die kuppelförmigen Köpfe am Heck eingerechnet. Am vorderen Ende mündeten die Nägel in Geflechte, die sich beim Anflug auf die Sonne immer weiter verzweigten und entfalteten.
    »Seht euch das an«, sagte Benidette Chauro. »Das Zeug greift nach der Sonne, als könnte es sich anklammern.«
    Vielleicht tat es das sogar. Es bewegte sich wie abstraktes Wurzelwerk oder Tentakel, und es emittierte alle möglichen Energien. Benidettes Finger huschten über das Sensorpanel ihres Terminals. Die Positroniksysteme gaben ihr Bestes, doch es gelang ihnen nicht, auch nur eine dieser Energieformen zu bestimmen. »Mist!«
    »Hm!« Chan hing wie ein sprungbereites Raubtier über der Steuerung. Zu ihrer Verblüffung war es an seinem Platz vollkommen still. Kein Rauschen aus den Akustikfeldern, kein Stakkato des Ticcu-Beats. Die Stiefel des Piloten standen wie festgewachsen.
    »Bereithalten«, klang es vom Kommandantensessel.
    Die Kuppelwölbungen einiger Nagelschiffe veränderten sich. Je näher die Nägel der Sonne kamen, desto heller strahlten sie.
    Benidette
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