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PR2616-Countdown für Sol

PR2616-Countdown für Sol

Titel: PR2616-Countdown für Sol
Autoren: Arndt Ellmer
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Chauro starrte abwechselnd auf das Orterabbild und den Optikschirm. Mattgrau schimmerten diese Schiffe. Die quadratischen Stifte überzog ein unregelmäßig wirkendes Muster wie von gold glühenden Strängen – als ob es sich um Adern eines Lebewesens handele.
    Die Nackenhärchen der Orterin richteten sich auf. Mit offenem Mund las sie die Werte der Temperaturanzeige ab. Im Innern der aderähnlichen Stränge herrschten Temperaturen von mehreren Zehntausend Grad.
    »Kursänderung!«, rief Peer Baufenedias in diesem Augenblick. »Den Abstand so schnell wie möglich vergrößern.«
    Für ein Hyperraummanöver war die CUCULA PAMPO mit 15 Prozent Lichtgeschwindigkeit zu langsam. Unter den derzeit in dem fremden Miniaturkosmos herrschenden Bedingungen war eine Beschleunigung auf 50 Prozent Licht nicht zu empfehlen.
    Keine guten Voraussetzungen für Cäsar Chan. Ein Koch musste sich ähnlich fühlen, der ohne Wasser eine Suppe kochen sollte.
    Die LFT-Verbände im Sonnenorbit reagierten längst. Sie fächerten auseinander und bildeten einen Abfangschirm. Gleichzeitig traf ein Funkspruch in der CUCULA PAMPO ein.
    »LONDONDERRY an Transporter! Verschwindet, so schnell ihr könnt. Ihr befindet euch in der Schusslinie.«
    »Verstanden!« Mehr sagte Baufenedias nicht. Der säuerliche Ausdruck in seinem Gesicht sprach Bände. Der Kommandant ärgerte sich über den Funkspruch.
    Chan hieb in dieselbe Kerbe. »Muss der Depp ihnen das auch noch auf die Nase binden?«
    Die Fremden hatten bisher vielleicht nicht darauf geachtet, weil ihre Aufgabe wichtiger war. Aber nun wussten sie, dass sie über ein Druckmittel verfügten, um die OMNI-Ultraschlachtschiffe am Schießen zu hindern.
    Der Kommandant der LONDONDERRY merkte es noch immer nicht. »Leute, das muss schneller gehen.«
    »Halt die Klappe!« Chan schüttelte unwillig den Kopf.
    Baufenedias blieb stumm.
    »Distanz inzwischen drei Millionen Kilometer!«, zischte Benidette. »Hol raus aus der Kiste, was geht!«
    Die Kursabweichung betrug inzwischen sechs Grad nach unten und vier Grad zur Seite. Das 200-Meter-Schiff verließ die Flugbahn zur Venus und nahm Kurs in den interplanetaren Raum unterhalb der Bahnebene der inneren Planeten.
    Die Belastungsanzeigen der Sublichtsysteme kletterten bis zum Anschlag. Gleichzeitig wuchs die Gefahr, dass die CUCULA PAMPO durch das labile Raum-Zeit-Gefüge des künstlichen Miniuniversums zerstört wurde. Gegen Phänomene wie die Gravospaltung oder das Nirvana-Phänomen hatte das Schiff keine Chance.
    Benidette Chauro holte tief Luft. Ein Glück, dass der Versorger mit Erzcontainern vollgestopft war und nicht mit Flüchtlingen. Ohne die Verantwortung für hunderttausend Zivilisten fiel es Baufenedias leichter, Entscheidungen zu treffen.
    »Alles im grünen Bereich!«, meldete sie.
    Sol leuchtete wie gewohnt, auch die Hyperorter zeigten keinerlei Veränderung. Die Fremden in den Schiffen – wenn die Nägel überhaupt Besatzungen hatten – konnten bestimmt viel, aber sie konnten nicht hexen. Jede Stunde, die sie länger brauchten, half den Terranern.
    »Verdammte LONDONDERRY!«, sagte Chan in diesem Augenblick.
    Ein heftiger Ruck drückte die Orterin in den Sessel. Die Andruckneutralisatoren kompensierten die wirkenden Kräfte nur unvollständig. Aus den Augenwinkeln nahm sie eine Armbewegung des Kommandanten wahr, als würde er mit dem Ellbogen und dem Unterarm über sein Kontrollpult wischen. Im Bruchteil einer Sekunde reagierten die Notfallsysteme.
    Automatisch aktivierten sich die Helme der SERUNS und die Individualschirme.
    Chan zog den Kopf zwischen die Schultern. Er vektorierte den Antrieb neu. Das Schiff stemmte sich gegen die Kraft, die plötzlich auf es einwirkte.
    Benidette spürte trotz des klimatisierten Anzugs Schweißperlen auf der Stirn. Die Nagelschiffe griffen mit starken Traktorfeldern an. Der Kugelraumer schüttelte sich, aber es gelang ihm nicht, sich loszureißen. Die CUCULA PAMPO beschleunigte ungewollt und raste hinter dem Pulk her.
    Chan kämpfte reglos in seinem Sessel – ohne Sensoreingaben, aber mit hastig gesprochenen Befehlen. Die Positronik optimierte seine Anweisungen und korrigierte den Kurs. Die Kugel beschleunigte zusätzlich und holte schnell auf.
    Die Fremden merkten irgendwann, dass er die Traktorfelder dazu benutzte, um möglichst schnell auf fünfzig Prozent Lichtgeschwindigkeit zu kommen. Es war die einzige Chance zu fliehen, und sie war so kurzlebig wie die Lichtblitze, die von den Gespinsten
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