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PR2616-Countdown für Sol

PR2616-Countdown für Sol

Titel: PR2616-Countdown für Sol
Autoren: Arndt Ellmer
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Mediker und mehrere Roboter erreichten die Küche. Die Mediker kümmerten sich um den Jungen, die Roboter untersuchten den Platz unter dem Tisch. Sie förderten mehrere unversehrte Spielzeuge zutage und einen kleinen Metallklotz mit ein paar Dutzend Kontaktflächen.
    Coperniu wollte seinen Augen nicht trauen. Das positronische Steuermodul des Servos. Korbinian konnte es unmöglich ohne fremde Hilfe ausgebaut haben.
    »Untersucht das Ding, ob es tatsächlich zu unserem Haushalt gehört!«, trug er den Robotern auf.
    Mehr fanden sie nicht, und Coperniu kehrte ins Freie zurück, wo Erasma ihren Sohn überglücklich in die Arme geschlossen hatte.
    »Vermutlich gibt es keine natürliche Erklärung für das, was dort drinnen vor sich gegangen ist«, sagte der Chefmediker. »Sind nicht beide Funkenkinder?«
    Coperniu Boko nickte stumm. Seine Frau war einst zweimal in einen der Funkenregen auf Aveda geraten, er selbst überhaupt nie. Die leichten Teleporterfähigkeiten Lias hatten sie ebenso damit erklärt wie die Tatsache, dass Korbinian offenbar keine solche Fähigkeit besaß.
    Jetzt war sich Coperniu Boko da nicht mehr so sicher.
     
    *
     
    Korbinian hörte aus dem Flur der neuen Unterkunft zu, wie sich sein Vater mit dem unbekannten Holomann unterhielt.
    »Ich verstehe dich sehr gut«, sagte Coperniu. »Aber wir haben unsere Entscheidung getroffen. Sie ist unumstößlich. – Natürlich wissen wir um die Probleme, die ein Ortswechsel mit sich bringt. Aber es ist auch nicht anders als der Umzug vom verbrannten Haus in diese Wohnung hier. Unsere Tochter wird es verkraften. Die neue Umgebung wird ihr guttun. – Genau da sind wir völlig anderer Meinung. Je weiter sie sich vom Ort der Katastrophe entfernt, desto besser. Guten Tag!«
    Das Holo verwandelte sich in einen Pixelsturm und löste sich auf.
    Korbinian sah, wie sein Vater die Hand ballte. Cop starrte wütend auf die Stelle, wo soeben der Mann gestanden hatte. »Ihr könnt uns nicht helfen. Also lasst uns in Ruhe.« Er hob den Kopf, sein Blick traf Korbinian. Übergangslos nahm sein Gesicht wieder den gewohnten Ausdruck von Wärme und Zuneigung an.
    »Es ist schwer, verdammt schwer, Kleiner. Aber zerbrich dir bitte nicht den Kopf darüber.«
    Korbinian Boko nickte ernst. In den ersten Monaten nach dem Unglück hatten die Eltern ihn abgeschirmt. Erst danach hatte er Stück für Stück erfahren, was er selbst offenbar verdrängt hatte. Im Haus hatte es ein Feuer gegeben, und Lia wäre fast darin verbrannt. Sie lag seither in diesem Tankbett, und ein Heilerfolg stellte sich nicht ein.
    »Wir ziehen weg, ja?«
    »Ja, Korbi. Wir ziehen weg. Es ist für uns alle das Beste. Möglichst weit weg von Erat und Aveda.«
    »Wie weit, Vater?«
    »Nach Zyx. Wir bleiben also im Stardust-System. Nachdem es uns finanziell inzwischen wieder besser geht, können wir uns ein kleines Haus in einer malerischen Bucht leisten. Es wird toll.«
    Korbinian fand es super, dass Coperniu seinen Arm um ihn legte. Gemeinsam spazierten sie ins Wohnzimmer. Boko aktivierte einen Holowürfel, der auf dem Tisch lag. Die 3-D-Darstellung zeigte eine Bucht mit türkisfarbenem Wasser und weißem Sand. Palmen wuchsen da, und im Hintergrund entdeckte Korbinian eine kleine Bungalow-Siedlung.
    »New Tahiti haben die Siedler die Gegend genannt«, erläuterte Cop. »Sie liegt an der Tholion-Bucht im Norden des Inselkontinents Avanya. Nordküste, weißt du, was das heißt?«
    »Nein.«
    »Die Sonne geht hier rechts auf und links unter. Daran muss man sich erst gewöhnen.«
    »Oh!«, machte Korbinian. »Das ist spannend!«
    Von diesem Augenblick an konnte er es kaum erwarten, dass endlich der Möbelgleiter eintraf und die Robotpacker jene paar Sachen einluden, die sie sich in der Zwischenzeit angeschafft hatten. Besonders viel war es nicht: die Betten, ein paar Schränke, Tische und Stühle, Haushaltsgeräte. Warum sein Vater auf den Einbau eines Servomoduls verzichtet hatte, wusste Korbinian nicht.
    Er suchte das Zimmer seiner Schwester auf. An die Desinfektionsschleuse und die sterile Kleidung hatte er sich schon gewöhnt, an Lias Aussehen ein bisschen. Ihr hübsches, kluges Gesicht war einseitig geworden, was auf eine Muskellähmung zurückzuführen war. Lia war apathisch, eine Änderung bisher nicht in Sicht. Das Robotbett mit dem Tank voller Nährflüssigkeit wendete sie alle zwei Stunden, damit sie sich nicht wundlag.
    Den Jungen packte jedes Mal die Verzweiflung. Er konnte sich nicht erklären, was passiert
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