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PR2616-Countdown für Sol

PR2616-Countdown für Sol

Titel: PR2616-Countdown für Sol
Autoren: Arndt Ellmer
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Cop und ich sind im Kongressbau der Stadt bei einer Bürgeranhörung.«
    »Ich könnte vielleicht ...«, wagte Korbinian einen Einwand, aber seine Schwester ließ ihn nicht zu Ende reden.
    »Wenn, dann koche ich das Abendessen.«
    »Traditionalistin!«, maulte er.
    »Was ist das?«
    »Weiß ich nicht so genau. Frag Cop!«
    Coperniu Boko grinste. »Das ist, wenn man sich alten Gewohnheiten und Gebräuchen verpflichtet fühlt, also zum Beispiel eine antiquierte Rollenverteilung zwischen Mann und Frau. Der Vater geht arbeiten, die Mutter kümmert sich um den Haushalt, also Essen kochen, Wäsche waschen und so weiter ...«
    »Was ist das, Wäsche waschen?«, fragte Korbinian seine Mutter.
    »Das, was der Haushaltsroboter mit unserer Kleidung tut. Die schmutzige Wäsche in den Keller tragen, die Waschmaschine beladen, Gel einfüllen, das Programm starten. Nach Programmende die gewaschene und getrocknete Wäsche herausnehmen. Ganz früher hängte man die nasse Wäsche draußen an einer Leine auf und ließ sie vom Wind und der Sonne trocknen.«
    »Ich werfe meine Kleidung immer in den Abfallvernichter fürs Recycling«, sagte Korbinian.
    »Das ist ja auch normal«, bestätigte Coperniu. »Wisst ihr was? Kocht euer Abendessen doch gemeinsam. Robby unterstützt euch bei der Auswahl der Zutaten.«
    Korbinian nickte hastig, bevor seine Schwester wieder einen Einwand vorbrachte. »Gute Idee, Cop! So machen wir es.«
    Nachdem sie zu Ende gegessen hatten, verschwand Lia spurlos von ihrem Stuhl. Aus dem Badezimmer hörte er sie rufen: »Ich flechte mir Zöpfe!«
    »Au ja!« Korbinian mochte schwarze Zöpfe bei seiner Zwillingsschwester.
    Bis sie damit fertig war, setzte er sich ans Fenster und beobachtete, was in den Gärten der ziemlich weit entfernten Nachbarhäuser vor sich ging. Auch dort spielten Kinder, aber er kannte sie kaum. Immer wenn er und Lia draußen waren, schalteten die Eltern den Sicht- und Hörschutz ein. Vielleicht mochten Erasma und Coperniu die Nachbarn nicht, vielleicht waren sie ihnen unheimlich.
    Egal wie, die Bokos pflegten keinen Kontakt zu ihren Nachbarn in diesem Teil der Peripherie von Eratopolis, der den Namen »Ferner Rand« trug.
     
    *
     
    »Das riecht aber komisch!« Lia sah ihren Bruder kritisch an. »Unser Essen ist verbrannt.«
    »Unmöglich!«
    Sie kannte das. Er widersprach meistens, wenn sie etwas sagte. Und er wusste alles besser. Wahrscheinlich verhielten sich Geschwister immer so.
    »Schau nach!«, forderte er sie auf.
    Sie tat es und kehrte mit einem zweifelnden Blick zurück. »Du hast recht. Aber es riecht hier verbrannt.«
    Jetzt schien auch er es zu merken. Er rümpfte die Nase und versuchte, die Herkunft des Geruchs zu erkennen.
    »Servo!«, sagte Lia. »Irgendwo kokelt es.«
    »Tut mir leid, Lia, ich kann nichts erkennen. Im Haus ist kein Rauch.«
    »Es riecht verschmort.«
    »Warte, ich erkenne eine Zone erhöhter Temperatur. Ein defektes Modul der Steueranlage vielleicht. Verlasst das Haus!«
    Lia rannte in den Flur. Die Haustür öffnete sich.
    »Korbi?« Sie ging bis an die Straße und hielt nach ihm Ausschau.
    Er war nicht da. Wahrscheinlich war er die Straße entlang zu den Nachbarn gerannt, um Hilfe zu holen. Sie musterte die Hauseingänge, konnte ihn aber nicht entdecken.
    »Korbinian!«
    Er gab ihr keine Antwort. Sie rannte in das Haus zurück. »Korbi!«
    Es blieb still. Lia schrie sich die Lunge aus dem Leib. »Korbinian! Schnell raus!«
    Irgendwo knallte es. Eine Wand des Treppenhauses zerplatzte. Feuerzungen schossen hervor und loderten grell auf.
    »Servo, wo steckt mein Bruder?«
    Die Lämpchen der Bereitschaftsanzeige waren erloschen, der Servo funktionierte nicht mehr.
    Lia rannte durch alle Zimmer des Erdgeschosses. Inzwischen loderten die Flammen überall im Treppenhaus.
    »Korbi!«
    Lia versuchte ins Obergeschoss zu gelangen, aber die Hitze war zu groß. Blieb noch der Keller. »Bist du da unten?«
    Die Antwort bestand aus einem Knall. Weißer Dampf aus der Heizanlage trieb die Treppe herauf.
    Wieder rannte Lia hinaus an die Straße. In ihrer Panik wusste sie nicht ein noch aus. Was sollte sie tun? Was konnte sie tun?
    Nachbarn wurden aufmerksam. Sie winkte ihnen zu. »Hilfe!«
    Ihr Zwillingsbruder schien wie vom Erdboden verschluckt. »Era und Cop, ich muss sie benachrichtigen.«
    Ein Mann aus der Nachbarschaft rannte herbei. »Ich sehe Feuer im Haus. Was ist passiert?«
    Sie wollte antworten, aber es ging nicht. Beißender Qualm und Hitze waren plötzlich um
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