Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR2603-Die instabile Welt

PR2603-Die instabile Welt

Titel: PR2603-Die instabile Welt
Autoren: Michael Marcus Thurner
Vom Netzwerk:
links und rechts einer schlabbrig wirkenden Nase. Die Stoßzähne reichten dem Quolnäer Keretzen bis weit über die Brust. Metallplatten schützten dort ihren Träger davor, sich selbst zu verletzen.
    Rhodan setzte das Schiff in Bewegung und näherte sich dem Ort des Geschehens bis auf eine Lichtminute. Nach wie vor blieben sie unerkannt dank der Ortungsdämpfer.
    Und wenn sie doch eingriffen? Wenn MIKRU-JON die Tarnung aufgab, zwischen die Kämpfenden raste und die Aufmerksamkeit auf sich lenkte? Um tausendfachen Tod zu verhindern?
    Unsinn!, sagte sich Rhodan. Wir würden damit all unsere Vorteile aus der Hand geben und unsere Chancen, die beiden Korvetten in Sicherheit zu bringen, gehörig verringern.
    Martialisch wirkende Zeichen waren in die Stoßzähne geritzt oder gebrannt worden, bunte Borten und Schmuckkordeln umfassten sie. Die Pupillen waren ungewöhnlich groß, sie blickten scheinbar sanftmütig in die Welt. Auch sonst vermittelte die Mimik eher das Aussehen eines traurigen Clowns wie das eines Kriegers oder Piraten.
    Es war so weit. Binnen weniger Sekunden würden die Sabyren die Schutzschirme der Schwingenraumer geknackt haben. Nichts konnte die Besatzungen mehr retten.
    Die Quolnäer Keretzen hatten tonnenförmige Brüste. Breite, muskulöse Arme, die in dünnen Händchen mündeten. Die drei Finger wirkten wie aus Gummi, auch die Beine unterhalb der Kniegelenke. Es wirkte wie ein Wunder, dass diese Wesen in der Lage waren, das Gewicht ihrer Körper zu tragen.
    Der letzte Angriff. Die Sabyren führten ihn völlig gleichmäßig aus, kein Hauch Dramatik war zu spüren. Im Funkverkehr dieser noch unbekannten Geschöpfe ließ sich kein Hohn, keine Erleichterung, keinerlei Freude anmessen. Sie besiegten einen Gegner – und damit hatte es sich.
    Allerdings gingen sie in diesen letzten Augenblicken mit einer merkwürdigen Eile vor. So, als fürchteten sie, dass Verstärkung auftauchen und die drei Schwingenraumer retten würde. Doch das Gros der Keretzen-Flotte war mit dem kaum zu durchblickenden Schwarmkampf beschäftigt, in den nach wie vor auch die beiden Korvetten verstrickt waren.
    Rhodan blendete das Abbild des Piraten weg. Trotz all seines Widerwillens musste er sich dem Ende der Schlacht widmen und so viele Eindrücke wie möglich einfangen. Jedes Detail konnte wichtig sein, wenn es darum ging, die HARL DEPHIN und die SENCO AHRAT in Sicherheit zu bringen.
    Noch fünf Sekunden vielleicht. Die Schutzschirme der Quolnäer Keretzen flackerten. Das Ende war nah. Der Tod war nah. Rhodans Herzschlag beschleunigte.
    Plötzlich machte ein Wort die Runde. Es wurde von einem der untergehenden Raumer über den Flottenfunk ausgestrahlt. Von einem Schiff zum nächsten weitergegeben. Mit einem Enthusiasmus unterfüttert, der schrecklich fehl am Platz wirkte.
    Im Funkverkehr der Quolnäer Keretzen wurde freudige Stimmung verbreitet. Lust. Leidenschaft.
    Da war der Gedanke an ... Erlösung.
    Was lief hier falsch? Warum nahmen die Quolnäer Keretzen den Tod mit einem derartigen Enthusiasmus hin, warum verbreiteten sie Jubelstimmung?
    Die drei Schwingenraumer explodierten.
    Sie waren nicht etwa von den Sabyren vernichtet worden – die Quolnäer Keretzen hatten sich selbst in die Luft gesprengt!
    MIKRU-JON sendete einen Alarm, und eine Winzigkeit später fühlte auch Rhodan, dass etwas ganz anders verlief, als er es erwartet hätte.
    Messinstrumente schlugen an. Eine hyperenergetische Welle schaukelte sich auf, ausgehend von den explodierenden Schiffen. Sie strahlte nach allen Richtungen und wurde von weiteren Wogen aufgepeitscht, die mal rascher, mal langsamer »schwangen«, einander überlagerten und sich zu einem grässlichen, schmerzenden Etwas verbanden ...
    Rhodan musste die Pilotenrolle aufgeben, so schnell wie möglich! Er dachte sich weg. Suchte den Weg zurück zu seinem Körper. Dieser im Vergleich zu MIKRU-JON so hinfällig und bedeutungslos wirkende Leib wurde ihm nun, in den Momenten größter Not, zum Hafen, der ihm hoffentlich ausreichend Schutz bot ...
    Die Welle erfasste den Obeliskenraumer und schwappte darüber hinweg. Sie rührte und berührte Rhodan an den Nervenenden, und sie setzte sein Gemüt in Flammen. Sie machte, dass er sich wünschte, niemals geboren worden zu sein. Da nutzte kein Schutzschirm und erst recht kein Gedanke an Flucht; er musste die Wirkung dieser Waffe, die durch den Suizid der Quolnäer Keretzen ausgelöst worden war, über sich ergehen lassen. Musste das Leid ertragen; ob er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher