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PR2603-Die instabile Welt

PR2603-Die instabile Welt

Titel: PR2603-Die instabile Welt
Autoren: Michael Marcus Thurner
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wollte oder nicht.
    Er starb tausend und mehr Tode und meinte, mit dem Schmerz auch den Hass dieser kriegerischen Wesen zu verinnerlichen. Die Quolnäer Keretzen gaben ihr Leben, um weitere Vernichtung zu säen. Um andere mit sich in den Untergang zu reißen.
    Er schrie, so laut er konnte. Und er war nicht der Einzige an Bord MIKRU-JONS. Auch Mikru fiel in diesen gequälten Ton ein, und er ahnte, dass jenes scheinbare Ächzen, das aus den ornamental verzierten Wänden des Schiffes drang, ebenfalls einen Schmerzenslaut darstellte.
     
    *
     
    Irgendwann endete es. Rhodan fand sich auf dem Boden liegend wieder. Der formenergetische Stuhl war verschwunden; eine Wolke leuchtender Partikel umgab ihn.
    Der Schmerz wirkte nach, war kaum auszuhalten. Er steckte im Hinterkopf fest. Die Nackenmuskulatur war wie in einem Krampf verspannt.
    Mühsam kam Rhodan hoch. Er wischte Speichel aus dem Mundwinkel und bemühte sich, klare Gedanken zu fassen. Neben ihm hockte Nemo Partijan, der mit weit aufgerissenen Augen gegen die Wand starrte.
    »Mondra! Gucky!«
    Der Terraner vergewisserte sich, dass die Lebenserhaltungssysteme des Schiffs funktionierten und – zumindest für den Moment – keine akute Gefahr bestand. Auch der Schutz durch die Orterdämpfer war intakt.
    Der von den Quolnäer Keretzen gesendete Todesimpuls verebbte. MIKRU-JON gab Zeichen, dass sie noch einige Minuten der »Erholung« benötigte.
    Rhodan torkelte aus der Zentrale, hin zu den peripheren Räumlichkeiten des oberen Schiffsdrittels. Dort lagen auch mehrere kleine Kabinen, die zur privaten Nutzung gedacht waren. In die vorderste zu seiner Rechten hatte sich Mondra zurückgezogen.
    Die Tür glitt langsam auf. Die schlanke Frau lehnte schwer atmend an der Wand. Sie murmelte Unverständliches, ihre Hände zitterten, sie schüttelte den Kopf. Hin und her, immer wieder. War das alles zu viel für sie? Erst das Auftauchen ihres Sohnes Delorian, dann die seltsame Erkrankung von Ramoz ... und er, Rhodan, war ihr in keiner Situation die Stütze gewesen, als die er sich eigentlich erweisen müsste.
    »Mondra!« Rhodan eilte zu ihr. Sie wirkte schwach und desorientiert. Er tätschelte ihr die Wangen, rüttelte sie an den Schultern und unternahm alles Mögliche, um sie aus ihrem Zustand zu lösen und sie zurück in die Realität zu bringen. Der Schock hatte sie an einen fremden Ort geführt, jenseits aller Vorstellungskraft.
    Endlich reagierte Mondra. Die Augen fokussierten. Sie erkannte ihn.
    Rhodan atmete erleichtert durch – und fühlte jene grässlichen Schmerzen zurückkehren, die er verdrängt hatte. Sie durchbohrten ihn, zehrten an seiner Substanz.
    »Es geht wieder«, sagte Mondra, aber er konnte nicht sagen, woher die Stimme kam, wo Mondra war, wo er selbst sich befand ...
    Wo war links, wo rechts? Selbst oben und unten gerieten durcheinander. Rhodan drohte ein weiteres Mal die Orientierung zu verlieren. Er plumpste zu Boden, lehnte gegen Mondras Oberschenkel und atmete tief durch, immer wieder.
    Er hatte Pflichten. Er musste auf die Beine kommen, musste sich so rasch wie möglich um Gucky kümmern! Der empfindliche Geist des Mausbibers hatte sicherlich gehörig unter dem Schock gelitten. Seine Kabine befand sich unmittelbar neben der Mondras ...
    »Sieh her!«, forderte ihn Mondra auf.
    Wohin? Rhodan versuchte einmal mehr, sich zu orientieren. Er fühlte Mondras Hand, packte zu und ließ sich hochziehen. Gegeneinander gestützt standen sie da, laut und tief atmend, unfähig, auch nur einen Schritt zu tun.
    Vor Rhodan lag ein Etwas, das er nicht richtig wahrnehmen konnte. Eine Bedrohung ging von diesem Etwas aus.
    Er musste flüchten. Weg von hier, ganz weit weg ...
    Mondra ohrfeigte ihn mehrmals. Sie schlug fest zu – und tatsächlich klärte sich seine Sicht; auch der Orientierungssinn kehrte überraschend schnell zurück.
    Vor ihm lag ein kleines Häuflein Elend.
    Ramoz.
    Das luchsartige Tier schluckte schwer. Der Brustkorb hob und senkte sich rasch. Ranken, die miteinander verwuchsen, hatten es fast vollends eingehüllt, schnürten ihm die Atemwege ab. Ramoz röchelte.
    »Das Auge!«, wies ihn Mondra auf das Offensichtliche hin.
    Was für ein grässlicher Anblick! Aus Ramoz' rechtem Auge wuchs ein ... Dorn. Er war etwa fingerdick, ein geleeartiger Tropfen hing an der Spitze. Blut war keines zu sehen.
    »Er wird immer länger!« Rhodan hörte die Panik in Mondras Stimme.
    Selten zuvor hatte er sie derart hilf- und ratlos erlebt. Sie wollte zugreifen und den
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