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PR2603-Die instabile Welt

PR2603-Die instabile Welt

Titel: PR2603-Die instabile Welt
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Dorn abbrechen, schreckte aber in letzter Sekunde zurück.
    Sie ballte die Hände zu Fäusten und fauchte wie ein verwundetes Tier, um dann an Ramoz heranzutreten und seinen von Ranken umwickelten Körper zu umarmen, ungeachtet der Gefahren, die womöglich mit der Berührung einhergingen. Was, wenn weitere Dornen aus dem Tierleib wuchsen, Mondras Haut ritzten und mit den »Verunreinigungen« der Triebe infizierten?
    Das Wachstum des Dorns ließ nach. Er war nun etwa eine Handbreit lang. Zwölf Zentimeter, schätzte Rhodan.
    »Das können wir so nicht lassen«, sagte Mondra. »Wir müssen das Gewächs entfernen. Jetzt sofort!«
    »Du weißt, dass das nicht geht«, versuchte er zu beruhigen. »Und wie es den Anschein hat, verschlechtert sich Ramoz' Gesundheitslage nicht unbedingt.«
    Empfand das Tier Schmerzen? Es atmete ruhig und gleichmäßig. Der Dorn schien es nicht zu beeinträchtigen. Das andere, das linke Auge, wirkte klar.
    Ramoz hielt den Blick geradeaus gerichtet. Während der letzten Stunden war er mehrmals ins Koma gefallen und nach einer Weile wieder aufgewacht. Zitternd und erschöpft, wohl vom Kampf gegen die Rankentriebe an den Rand seiner Kräfte getrieben.
    »Wir können nicht einfach nur dasitzen und zusehen, bis ... bis ...«
    Rhodan packte Mondra an den Schultern. Selten zuvor war sie ihm derart schmal und verletzlich vorgekommen.
    »Wir können nichts tun«, sagte er eindringlich. »Kein Mediker kann uns helfen, weil wir die Ursache für diese Veränderungen nicht kennen. Diese Veränderung hängt gewiss mit der Versetzung nach Chanda zusammen; wir alle mussten darunter leiden. Der eine mehr, der andere weniger. Das Paraflimmern ...«
    Rhodan holte tief Luft. »Wir müssen darauf vertrauen, dass Ramoz irgendwie überlebt. Dass seine Selbstheilungskräfte groß genug sind, um diese Krise zu überwinden. Du weißt, wie stark dein Liebling ist. Vertrau ihm. Bleib bei ihm und gib ihm Kraft. Ich versuche jetzt bei Gucky das Gleiche.«
    Er musste zu Gucky, jetzt gleich! MIKRU-JON war außerstande, Hilfe zu leisten. Er konnte nicht länger hierbleiben, er musste sich um den alten Freund kümmern!
    »Geh ruhig«, sagte Mondra. Sie wirkte gefasst, aber ihr Blick flackerte.
    Rhodan hastete aus dem Raum. Die Schmerzen vergingen nun rasch. Die von den sterbenden Quolnäer Keretzen verursachte Welle hyperenergetischer Effekte versandete. Zurück blieb die Ahnung eines Muskelkaters im Nacken- und Schulterbereich.
    Da war Guckys Kabine. Rhodan öffnete die Tür. Der Mausbiber saß an der Bettkante, die Beine im speziell für ihn angefertigten SERUN verpackt. Er atmete schwer.
    »Das fühlt sich wie ein mächtiger Kater an«, flüsterte er mit einem Anflug von Galgenhumor, »nur viel schlimmer. Wenn ich doch wenigstens den dazugehörigen Karottohol getrunken hätte ...«
    »Du bist in Ordnung?«
    »Zwei bis drei Monate Schlaf wären nicht schlecht.« Gucky bemühte sich, den Nagezahn möglichst keck zu präsentieren. Der Versuch misslang kläglich. »Ich vermute, dass du mir diese Zeit nicht geben wirst.«
    »Nein«, antwortete Rhodan. »Die beiden Korvetten ... wir müssen sie befreien. Du musst sie befreien.«
    »Der Job als Retter des Universums ist auch nicht mehr der, der er einmal war«, maulte Gucky. »Oder ich werde alt.«
    »Wir reden über deine Pensionsansprüche, sobald wir unseren Job hier erledigt und die BASIS sowie das Multiversum-Okular zurückerobert haben.« Rhodan tat nachdenklich. »Da war doch noch etwas ... hm ... ich hab's!« Er schnippte mit den Fingern. »Wir müssen das Sonnensystem finden. Unsere Heimat.«
    »Bewirb dich bloß nie als Stand-up-Komiker.«
    »Danke für den Tipp, mein kleiner Freund!« Er kraulte den Mausbiber zwischen den Ohren. »Ich bin bloß schrecklich müde. Wie du.«
    Rhodan gab sich einen Ruck. Er durfte diese seltsame Müdigkeit gar nicht erst überhandnehmen lassen. »Mach dich frisch. In zehn Minuten sehen wir uns in der Zentrale. Einverstanden?«
    »Einverstanden.«
    Rhodan verließ die Kabine. Ein leichtes Gefühl des Schwindels machte sich bemerkbar – und auch einige seltsame, unzusammenhängende Gedanken.
    Einerseits war da die Kausalität der Ereignisse. War es Zufall, dass ausgerechnet in dem Moment, da sie von diesem hyperenergetischen Impuls überrollt worden waren, ein Dorn aus Ramoz' Auge gewachsen war, oder existierte ein Zusammenhang?
    Andererseits wurde er schmerzhaft an seinen Sohn Kantiran erinnert. An Kantiran, der seinen eigenen Weg gegangen
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